Ausgewanderte – so solidarisch wie die Schweizer:innen selbst
Wie grosszügig sind die Schweizer Ausgewanderten? Wie ernst genommen fühlen sie sich? Eine Umfrage in der Schweizer Diaspora liefert Erkenntnisse.
Im Sommer 2023 nahmen über 2500 Auslandschweizer:innen aus 123 Ländern an einer Umfrage der Auslandschweizer-Organisation ASO und der Swiss Philantropy Foundation teil. Man wollte erfahren, ob sich ihre Bindung an die Schweiz auch in einem finanziellen oder zeitlichen Engagement für die Gemeinschaft niederschlägt.
Swiss Philantropy Foundation ist eine Stiftung, die (thematische) philantrophische Fonds führt und sich vermögenden Personen so als Alternative zur Gründung einer eigenen Stiftung andient. Der Organisation bot die Studie Gelegenheit, sich in der Community der Auslandschweizer:innen bekannt zu machen.
Gutes Argumentarium
Das Interesse der ASO, der Lobby-Organisation der Schweizer Diaspora, geht auch auf eine Frage zurück, die in der Schweiz immer mal wieder auftaucht: nämlich was die Auslandschweizer:innen dem Land letztlich bringen? Es scheint für die ASO sinnvoll, gute Argumente für den Wert der Fünften Schweiz zu sammeln.
Tatsächlich zeigt die Umfrage entsprechende Resultate (hier der ganze BerichtExterner Link): Fast alle Auslandschweizer:innen spenden. Nur 6% der Befragten geben laut einer Mitteilung der ASOExterner Link an, in den letzten drei Jahren nie gespendet zu haben.
Im Durchschnitt unterstützen die Auslandschweizer:innen jährlich eine bis zwei Organisationen mit je einem Betrag zwischen 50 und 499 Schweizer Franken. Das ist vergleichbar mit dem Wert der Schweizer Bevölkerung. 80% der Haushalte spenden im Inland regelmässig , mit einem durchschnittlichen Betrag von 360 Franken pro Jahr.
Auf die Frage, was sie zum Spenden motiviert, nannten die Auslandschweizer:innen am häufigsten die genaue Kenntnis des Zwecks und der Verwendung der Spende sowie den Grundwert Solidarität. Auch dies entspricht den Inländer:innen: Dieselben Motivationen sind im Spendenreport 2022Externer Link zu finden, der das Spendenverhalten der Schweizer:innen analysiert hat.
Die Schweiz braucht keine Spenden
Was die Studie auch zeigt: Nur etwa 10% der Auslandschweizer:innen-Spenden landen in der Schweiz. Über zwei Drittel der Befragten spenden in ihrem Wohnsitzland.
Das ist vielleicht mit den biografischen Hintergründen der über 800’000 Schweizer:innen im Ausland erklärbar. Dreiviertel von ihnen sind Doppelbürger:innen und ihrem Wohnland schon rein von ihrem Zivilstatus her mindestens ebenso verbunden wie der Schweiz.
Kommt dazu: Viele Spenden gehen in Regionen, die von Krieg oder Katastrophen betroffen sind. Dass die Schweiz direkt auf Spenden angewiesen sein könnte, scheint auch objektiv betrachtet eher abwegig.
Das gilt aber nicht für Schweizer Organisationen. Die häufigsten fünf Schweizer Hilfswerke, die von Spenden den Befragten berücksichtigt wurden, sind:
- Ärzte ohne Grenzen
- Schweizerisches Rotes Kreuz
- WWF Schweiz
- Glückskette
- Caritas
Der Heimatbindung auf der Spur
Darüber hinaus zeigt die Umfrage auch, dass sich die Auslandschweizer∙innen der Schweiz sehr stark verbunden fühlen.
Aber nur 44 % fühlen sich von der Schweiz auch ernst genommen.
Interessant sind auch die Ergebnisse zur Frage, wie sich die Bindung zur Heimat konkret ausgestaltet. Da rangieren zuoberst persönliche Beziehungen (77%), vor dem Konsum von Schweizer Online-Medien (64%), dem Pflegen von Schweizer Traditionen (61%) und der Teilnahme an der Demokratie (60%). Eher wenig Gewicht hat die Mitgliedschaft in Schweizer Vereinen (27%).
Zwei Drittel aller Befragten gaben zudem an, dass sie die Schweiz mindestens einmal im Jahr besuchen.
Das Forschungsinstitut gfs.bern kommt zum Ergebnis: Die Spendentätigkeit der Auslandschweizer:innen sei hoch und die Community könne am besten über persönliche Empfehlungen motiviert werden.
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