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Bundesratskandidatin verlässt ASO-Vorstand

Isabelle Moret
Kurzer Auftritt: Bundesratskandidatin Isabelle Moret verlässt nach nur einem Jahr den Vorstand der Auslandschweizer-Organisation. Keystone

Mitgliederwechsel im ASO-Vorstand sorgen auch ausserhalb der Auslandschweizer-Gemeinschaft für Gesprächsstoff. Der Grund: Isabelle Moret, die für den freiwerdenden Sitz der Freisinnigen Partei (FDP.Die Liberalen) in der Schweizer Regierung kandidieren will, tritt ein Jahr nach ihrem Eintritt bereits wieder aus dem ASO-Vorstand aus.

Isabelle Moret, FDP-Nationalrätin aus dem Kanton Waadt, gilt als vielseitige Kämpferin: Seit 2006 sitzt sie in der grossen Parlamentskammer, wo sie zahlreiche politische Vorstösse zu verschiedensten Themen eingereicht hat. Die 46-jährige Politikerin ist Mitglied der Staatspolitischen Kommission sowie der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit. Und sie hat mehrere Verwaltungsratsmandate. Unter anderen beim Dachverband der Schweizer Spitäler H+Externer Link, den sie präsidiert. Beim Hochspannungsnetz-Betreiber SwissgridExterner Link und beim Finanzdienstleister Retraites PopulairesExterner Link amtet sie als Vizepräsidentin, um nur einige zu nennen.

Isabelle Moret mit Ständerat Filippo Lombardi und Ex-ASO-Direktor Rudolf Wyder.
Erster und letzter Auftritt unter den Auslandschweizern: Isabelle Moret (r.) am ASO-Kongress in Basel, hier zusammen mit Ständerat Filippo Lombardi und Ex-ASO-Direktor Rudolf Wyder (links). Foto: Balz Rigendinger

Ein Thema liegt der Mutter zweier Kinder besonders am Herzen: Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Man müsse gut organisiert sein, antwortete Moret jüngst auf Fragen von Journalisten, wie sie Familienleben und Nationalratsmandat unter einen Hut bringe.

Das Mandat im Vorstand der Auslandschweizer-OrganisationExterner Link, das sie erst vor gut einem Jahr übernahm, hat sie am vergangenen Wochenende am ASO-Kongress in Basel bereits wieder zur Verfügung gestellt und damit für Irritation bei einigen Vertretern der Fünften Schweiz gesorgt.

Moret habe nur sporadisch an den Sitzungen des ASO-Vorstands und des Auslandschweizerrats teilgenommen, konnte man da vernehmen. Dem Auslandschweizerrat, dem sogenannten Parlament der Fünften Schweiz, gehört die Freisinnige Politikerin weiterhin an.

Gegenüber swissinfo.ch erklärt Moret, es sei von Anfang an vereinbart worden, dass die Mitglieder des Eidgenössischen Parlaments im ASO-Vorstand im Fall von Terminkollisionen ihrem Engagement im Bundeshaus Priorität einräumen sollen. «Das war leider drei Mal vorgekommen.» Sie sei aber mit dem ASO-Präsidium und Sekretariat in «permanentem Kontakt» gestanden. Mit dem Waadtländer FDP-Nationalrat Laurent Wehrli sei ein Nachfolger zur Verfügung gestanden, der Mitglied der aussenpolitischen Kommission sei.

Laurent Wehrli
FDP-Nationalrat Laurent Wehrli. Keystone

ASO-Präsident Remo Gysin, der für die Sozialdemokratische Partei (SP) Basel-Stadt zwölf Jahre im Nationalrat war, bestätigt zwar, dass «wir sie wegen ihrer parlamentarischen Verpflichtungen nicht sehr oft gesehen haben», nimmt seine ehemalige Ratskollegin aber in Schutz. «Sie hat realisiert, dass dieses Mandat sie in einem grossen Ausmass belastet und sie es deshalb nicht mehr wahrnehmen kann.» Es hätte die vielseitig engagierte Politikerin auch künftig in einen zeitlichen Konflikt bringen können, bestätigt Gysin. «Ich finde es gut, dass sie ihre Situation geklärt hat.» Moret hatte in der Vergangenheit im Eidgenössischen Parlament nicht alle Vorstösse der Auslandschweizer-Vertreter mitgetragen.

Viele Kontakte zu Auslandschweizern

Laurent Wehrli verspricht, mehr Herzblut in sein neues Mandat zu stecken als seine Vorgängerin. «Ich betrachte die ASO als sehr wichtige Organisation.» Als Stadtrat von Montreux sei er für viele internationale Aktivitäten zuständig gewesen und habe in dieser Funktion zahlreiche Kontakte mit Auslandschweizern gehabt. Er habe und werde weiterhin die Interessen der Auslandschweizer im Parlament vertreten. Drei Vorstösse habe er in letzter Zeit zum Thema «Finanzdienstleistungen der Schweizer Banken für Auslandschweizer» eingereicht. Einer davon sei von der Aussenpolitischen Kommission übernommen worden.

Claudio Zanetti
Claudio Zanetti, SVP Zürich. Keystone

Ein Mitglied des Auslandschweizerrats hatte die Wahl Wehrlis in den ASO-Vorstand erfolglos zu verhindern versucht, mit der Begründung, dass dieser eine Motion von 2015 in gleicher Sache nicht mitgetragen hatte. «Vom Grundsatz her hätte ich diesen Vorstoss gerne unterstützt, aber er hätte keine Rechtsgültigkeit gehabt», erklärt Wehrli.

Als Nachfolger des ebenfalls aus dem Vorstand zurückgetretenen St. Galler Nationalrats Roland Rino Büchel der Schweizerischen Volkspartei (SVP) wurde Claudio Zanetti, SVP-Nationalrat aus dem Kanton Zürich, gewählt.

«Die Beziehung der Auslandschweizer zu ihrem Herkunftsland interessiert mich. Es ist toll, dass wir unser Land über sie im Ausland erklären können. Sie sind in gewissem Sinn Botschafter. Ich habe festgestellt, dass sie stolz sind auf die Schweiz», erklärt Zanetti seine Affinität zur Fünften Schweiz.

Langjähriges Vorstandsmitglied abgewählt

Elisabeth Michel, ehemalige Präsidentin der Dachorganisation ASO Deutschland und langjähriges Mitglied des ASO-Vorstands, ist am Auslandschweizer Kongress in Basel von den Delegierten abgewählt worden. Weil Michel für eine verlängerte Amtszeit kandidierte, hätte sie – anders als die anderen Kandidierenden – nicht nur mit absoluter Mehrheit, sondern mit einer Zweidrittel-Mehrheit (78 Stimmen) gewählt werden müssen. «Damit war sie der Konkurrenz sämtlicher Länder-Delegationen ausgesetzt», erklärt ASO-Präsident Remo Gysin. «Sie war ein langjähriges, verdienstvolles Mitglied.»

Michel erhielt allerdings nur 28 Stimmen, was für sie wie eine Ohrfeige gewirkt haben muss. «Ich halte das Resultat nicht für eine persönliche Abstrafung. Weil sie ihre Amtszeit verlängern wollte, hatte sie klar geringere Chancen», sagt Gysin.

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