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Auslandschweizer-Shop der Post: Kaum geboren, schon gestorben?

Junge Frau isst Schokolade
Keystone / Sigrid Gombert

Vor neun Monaten hat die Schweizerische Post den Swiss Authentic Shop lanciert, einen Onlineshop, der typische Schweizer Produkte an Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer lieferte. Jetzt wurde das Portal geschlossen. Vorübergehend. Oder war es das schon?

Die Reaktionen der Auslandschweizer auf den Swiss Authentic Shop waren unterschiedlich. Sie reichten von Bestürzung: «30 Franken Porto für zwei Säcke Willisauer Ringli! Ist das ein Witz?!!!», bis hin zur Begeisterung: «Ich habe zu Weihnachten bestellt. Dann der Ruf: ‹Da ist ein Paket aus der Schweiz für dich!› Unbezahlbar.»

Der Onlineshop für Auslandschweizer war seit Herbst 2020 verfügbar und – man mag staunen: Es war ein Service der Schweizerischen Post. Auf der Website stand: «Swiss Authentic Shop ist ein Innovationsprojekt der Schweizerischen Post, um den Export von authentischen Schweizer Produkten zu transparenten Kosten zu testen.»

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Auf Anfrage von SWI swissinfo.ch sagte die Post, die Idee dafür sei aus der Erkenntnis heraus entstanden, dass es noch kein geeignetes Angebot auf dem Markt gebe, mit dem echte Schweizer Produkte ins Ausland exportiert werden könnten.

Ein vorerst begrenztes Angebot

Um herauszufinden, ob sich eine solche Plattform lohnen würde, liess sie zunächst eine Umfrage unter 400 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern durchführen. 80 % der Befragten gaben da an, dass sie am Kauf von Schweizer Produkten interessiert seien. Die Umfrage gab auch Aufschluss darüber, welche Produkte die Kunden möchten und wie viel diese für gewisse Produkte zu zahlen bereit wären.

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Zu Beginn bediente der Schweizer Authentic Shop sechs Länder: Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, England und die USA. Später kam Kanada dazu. «Aber warum nicht Portugal?», fragte eine Schweizerin aus dem Ausland. «Und warum nicht Österreich oder Irland? Es ist bizarr», klagte ein anderer. Für die Post ging es darum, «einen profitablen Wachstumsbereich zu schaffen», darum habe sie das Angebot an Produkten und Ländern eingeschränkt.

Ungewisse Zukunft

Im Moment befindet sich das Projekt «in der Inkubationsphase im Labor der Post», teilt diese mit. Die zweite von drei geplanten Phasen sei nun zu Ende – früher als geplant. «Da wir genügend Kunden für die Geschäftsanalyse hatten, haben wir uns entschieden, die zweite Phase am 11. Juni zu beenden.»

Also machte die Post ihren Shop kurzerhand dicht.

So werden die Kunden des Schweizer Authentic-Shops seit Samstag mit der Meldung konfrontiert: «Wir nehmen keine Bestellungen mehr an. Wir müssen uns über die Sommermonate Zeit nehmen, um die Rentabilität neu zu bewerten und zu überlegen, wie wir das Geschäft vorantreiben können.»

Ist das bereits das Läuten der Totenglocken, das Ende? «Diese Entscheidung ist noch nicht gefallen», sagt Silvana Grellmann, eine Sprecherin der Post.

Die Post wolle derzeit herauszufinden, ob der durch die Studien aufgedeckte Bedarf zu einem lukrativen Geschäftsmodell führen kann. Die abschliessende Bewertung wolle sie voraussichtlich Ende 2021 vornehmen.

Nicht nur die Post hat Heimweh-Produkte für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer als Nische entdeckt. Seit 2016 bietet die von zwei Zürcher lancierte Website My Swiss World, ein breites Sortiment an Schweizer Produkten an, mit geringeren Lieferkosten als der Swiss Authentic Shop. Angeboten wird dort auch ein Abo, mit dem man überall auf der Welt monatlich eine «box» mit Schweizer Produkten erhalten kann. Andere Webseiten, wie Swiss made direct oder Swiss food bieten ähnliche Dienstleistungen an.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Emilie Ridard

Planen Sie eine Rückkehr in die Schweiz? Weshalb?

Jährlich kehren über 20’000 Schweizer aus dem Ausland in die Schweiz zurück. Manche, weil sie müssen, andere, weil sie wollen. Wie ist es bei Ihnen? Zum Artikel Nach den Stürmen des Lebens zurück in die Ruhe der Schweiz Zum Artikel Schlechte Zeiten, um auf der Insel Fuss zu fassen Zum Artikel Rückkehr, weil in der Schweiz die…

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Seit der Lancierung hat die Plattform der Schweizerischen Post Aufträge aus allen Zielländern des Angebots erhalten, aber auch von Personen, die in der Schweiz leben und Familie oder Freunde im Ausland haben. Nach eigenen Angaben wurden allein im Oktober und Dezember 2020 mehr als 60 Pakete in die USA verschickt. In der Regel kommen die meisten Aufträge aus diesem Land.

Wozu das Ganze?

Auf den ersten Blick scheint eine Plattform, die den internationalen Versand von Schweizer Produkten anbietet, nicht zum Aufgabenbereich der Post zu gehören. Doch ein Interesse ist da: Einerseits verdient sie an den Paketen, andererseits kann die Entwicklung des grenzüberschreitenden E-Commerce für Image und zukünftige Kooperationen von Vorteil sein.

Für die angebotenen Marken wiederum war der Swiss Authentic Shop ein internationales Schaufenster. Zu Beginn des Projekts sprach die Post die Unternehmen direkt an. «Aber bald meldeten sich auch Unternehmen bei uns», sagt ein Sprecher. Zwischendurch gab es sogar eine Warteliste mit potenziellen Partnern. Ob die Post – zumindest phasenweise – mit dem Swiss Authentic Shop aber profitabel war, darüber gab sie keine Auskunft.

Dieser Artikel wurde am 21.2.2022 modifiziert. Die Links zu den Onlineshops wurden entfernt.

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