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Bergtouren und Tinguely locken Touristen

Morgenstimmung in der Kulturlandschaft von St. Antönien im Kanton Graubünden. Keystone

An der ITB Berlin, der weltweit grössten Reisemesse, wirbt die Schweiz für die Vielfalt von Natur und Kultur. Doch der starke Franken hält viele Deutsche davon ab, ihren Urlaub in der Schweiz zu verbringen.

Wer schon immer mal wie Heidi leben wollte, dessen Traum könnte sich bald erfüllen: Einen ganzen Sommer lang in einem urigen Chalet in den Bündner Bergen zu wohnen.

Allerdings gilt das Angebot von Graubünden Ferien nur für deutsche Staatsbürger. Wer den deutschen Pass besitzt und beim «Graubünden-Botschafter-Programm» bis Ende Jahr die meisten Punkte sammelt, dem winkt als Hauptpreis eine dreimonatige Sommerresidenz in Pany bei Davos.

Punkte gewinnt man, indem man Übernachtungen in Graubünden generiert, Freunde davon überzeugt, ihren Urlaub im Bündnerland zu verbringen, Quizaufgaben richtig löst – und natürlich mit ein wenig Glück.

An der Internationalen Tourismusbörse, der weltweit grössten Reisemesse, die vom 9. bis 13. März in Berlin stattfindet, will Graubünden Ferien kräftig für die Kampagne werben. Denn der Tourismusverband verfolgt mit dem Wettbewerb ein klares Marketingziel: «Die Gäste aus Deutschland generierten 2010 über 1,5 Millionen Übernachtungen in Graubünden. Diese Zahl wollen wir halten und weiter steigern», sagt Graubünden-Ferien-CEO Gaudenz Thoma.

Für viele unerschwinglich

Tatsächlich ist Deutschland nach dem Heimmarkt Schweiz seit jeher der mit Abstand bedeutendste ausländische Markt für die Ferienregion Graubünden.

Doch der starke Franken sorgt schon länger für Sorgenfalten auf der Stirn der Touristiker. Wer seine Schweiz-Ferien in Euro bezahlt, muss immer tiefer ins Portemonnaie greifen: Um 23 Prozent sind die Preise in den letzten beiden Jahren in der Schweiz gestiegen.

Für viele Europäer ist Urlaub in Helvetien schlicht unerschwinglich geworden. Die Zahlen für die Sommersaison (Mai bis Oktober) 2010 sprechen Bände: Bei den ausländischen Gästen aus Europa sank die Zahl der Logiernächte um 97’000 Einheiten, was 1,2 Prozent entspricht.

Deutschland verzeichnete dabei mit einem Minus von 4,2 Prozent die deutlichste absolute Abnahme. Im Dezember verstärkte sich die Tendenz sogar noch. So tauchte die Nachfrage deutscher Gäste um 8,7 Prozent.

Christina Marzluff, Direktorin Schweiz Tourismus Deutschland & Österreich, sieht trotz der Baisse optimistisch nach vorne. «Wir bewegen uns nach wie vor auf einem hohen Niveau», sagt die Tourismus-Fachfrau.

Zudem verzeichne die Wirtschaft in Deutschland derzeit ein starkes Wachstum, und das Land stehe insgesamt wieder viel besser da. «Das wird sich positiv auf den Tourismus der kommenden Jahre auswirken.»

Natürlich werde es auch zukünftig Urlauber geben, die in erster Linie aufs Portemonnaie schauten und für einen Urlaub in den Bergen auf günstigere Angebote im Alpenraum auswichen. «Doch wer die Vielfalt von Natur und Kultur schätzt und Top-Qualität sucht, für den ist die Schweiz erste Wahl», ist Marzluff überzeugt.

Berge und Seen 

An der ITB, wo sich Schweiz Tourismus mit einem 470 Quadratmeter grossen Stand vorstellen wird, setzt die Schweiz auch im kommenden Sommer das Naturerlebnis in den Mittelpunkt. «Berge und Seen» heisst die neue Sommerbroschüre, die auf 150 Seiten Erlebnistipps aus allen Ferienregionen der Schweiz bietet.

Nebst Wanderungen werden zahlreiche Tagestouren für Mountainbiker, Skater und Kanuten vorgestellt; ein weiterer Schwerpunkt sind Erlebnisse rund um die zehn Schweizer Unesco-Welterbestätten, etwa eine Wanderung entlang der Rhätischen Bahn.

Traditionell stark präsent sind an der ITB auch die grossen Schweizer Städte. Basel tritt gar zweimal auf. Einmal im klassischen Städtegewand am Stand von Schweiz Tourismus, und zusätzlich als eigenständiger Aussteller in der Kulturhalle: Erstmals haben sich die fünf grossen Museen Kunstmuseum, Fondation Beyeler, Tinguelymuseum, Schaulager und Vitra Design Museum zusammengeschlossen, um gemeinsam für Basels Hochkultur zu werben.

40’000 Franken habe jedes Haus für den Auftritt an der ITB bezahlt, sagt Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus. Ziel sei es, Basel als Marke für eine moderne Kunststadt zu etablieren. «Wir wollen zeigen, dass Kulturreisende in mindestens drei der fünf Häuser eine Spitzenausstellung erwarten können – ganz egal, zu welcher Jahreszeit sie Basel besuchen», sagt Egloff.

Ein Höhepunkt im Sommer sei zum Beispiel die Ausstellung «Fetisch Auto» rund um das Kulturgut Automobil im Tinguely Museum. Für das ambitionierte Vorhaben von Basel Tourismus spricht, dass der Anteil Städtereisende am Gesamttourismus weiter zunimmt: 3,7 Prozent mehr Gäste in Städten verzeichnete Schweiz Tourismus im Vorjahr im Vergleich mit 2009.

Mit rund 11’000 ausstellenden Unternehmen und Organisationen aus über 180 Ländern ist die Internationale Tourismusbörse ITB in Berlin die weltweit grösste Reisemesse.

Partnerland ist dieses Jahr Polen, das sich unter dem Motto «Move your Imagination» von einer modernen und frechen Seite präsentiert.

Unter anderem werben 3-D-Filmvorführungen und  meterhohe bunte Monsterskulpturen in der ganzen Stadt für Polens Natur- und Kulturvielfalt.

Ein weiterer Schwerpunkt an der ITB, die vom 9. bis zum 13. März stattfindet, ist das wachsende Segment Abenteuerurlaub und Ökotourismus.

Insbesondere im Bereich Adventure Eco sind eine Reihe neuer Aussteller zu finden, wie zum Beispiel Tourism for Peace Jenin & Gilboa, ein touristisches Projekt aus Israel und den palästinensischen Gebieten.

Im Mittelpunkt eines ökologisch verträglichen Tourismus stehen heuer zudem die Gletscher: Für das Fachpublikum sind dazu mehrere international besetzte Symposien angesetzt; zum Publikumswochenende hin präsentiert ein grosser Outdoor-Ausrüster auf einer Fläche von 200 Quadratmetern eine Gletscherzunge, einen Eisberg und sogar einen Gletschersee mit Eisblöcken.

In der Winterlandschaft können Besucher einen Schneesturm erleben, Eisklettern und Snowboard fahren.

Im Gletscheriglu laufen Dokumentarfilme zum Thema der weltweit schmelzenden Eismassen.

Für Diskussionen wird auch die Zukunft des Tourismus in Nordafrika sorgen; sowohl Tunesien und Ägypten sind auf der ITB vertreten, und auch Libyen präsentiert sich mit Hotels und Autovermietung aus Tripolis.

Nach einer längeren Pause wieder an der ITB dabei sind heuer der Irak und Sierra Leone.

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