Joel Meyer sticht mit dem Beitel das Labium, die dünne Holzzunge, die für die Klangproduktion der Blockflöte verantwortlich ist. Die Seitenränder des Labiums werden mit selbst hergestellten Spezialmessern in die definitive Form gebracht. Die Jungunternehmer müssen viele Werkzeuge selbst herstellen, weil sie im Verkauf nicht existieren.
Ester Unterfinger/swissinfo.ch
Der Familienbetrieb Meyerrecorders stellt weltbeste Blockflöten her. Wie kommen die drei jungen Unternehmer Joel und Sebastian Meyer sowie Madeleine Imbeck dazu, ihren Lebensunterhalt mit diesem oft unterschätzten Instrument zu verdienen?
Es begann damit, dass Ernst Meyer, der Vater von Sebastian und Joel Meyer, sich als junger Mann der reinen, trockenen Musiktheorie widmen wollte. Daher griff er zur Blockflöte, einem Instrument, das sich bestimmt nicht eignete, sich im virtuosen Spiel zu verlieren. Bald jedoch war er mit dem Klang der Instrumente nicht zufrieden und begann an den gekauften Flöten zu feilen. Doch der gewünschte Erfolg blieb aus, und so beschloss er, die Instrumente selber herzustellen.
Strenger Lehrmeister
Der Autodidakt Ernst Meyer baute während 40 Jahren Blockflöten und erlangte mit seinen Instrumenten internationale Anerkennung. Seine Söhne Sebastian und Joel bildete er in dieser Kunst aus. Jahrelanges Üben und Feilen ist erforderlich, um dieses hochpräzise Handwerk zu erlernen. «Mein Vater war ein strenger Lehrmeister, er liess nie locker, bis die absolute Perfektion erreicht war», erklärt Joel Meyer.
Joel Meyer erstellt den Flötenbauplan für ein neues Flöten-Modell.
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Eine fertige Meyerflöte, die nach dem Flötenbauplan eines barocken Originalinstruments gebaut wurde.
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Buchsbaum ist eines der härtesten europäischen Hölzer. Es eignet sich besonders gut zum Drechseln und für die Herstellung von Musikinstrumenten. Die Jahrringe sind sehr eng beieinander, der Baum ist sehr dicht gewachsen, darum ist das Holz hart.
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Eine auf die Länge zugesägte Kantel und ein rundgedrehtes Mittelteil. Das Holz muss sorgfältig ausgewählt werden und darf nicht zu viele Rillen aufweisen.
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Bevor Joel Meyer das Loch bohrt, zentriert er das Mittelteil mit einer speziellen Maschine. Anschliessend bohrt er die zylindrische Pilotenbohrung.
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Joel Meyer kontrolliert die Bohrung auf deren exakten Verlauf.
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Die Meyers haben verschiedene Ateliers, alle drei tragen am jeweiligen Ort in zur Enstehung einer Flöte bei.
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Sebastian Meyer drechselt das Aussenprofil mit den filigranen, barocken Verzierungen. Als Vorlage dienen Vermessungen von barocken Originalinstrumenten.
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Madeleine Imbeck beizt ein Fussstück mit gewöhnlichem Haarfärbemittel.
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Joel Meyer sticht mit dem Beitel das Labium, die dünne Holzzunge, die für die Klangproduktion der Blockflöte verantwortlich ist. Die Seitenränder des Labiums werden mit selbst hergestellten Spezialmessern in die definitive Form gebracht. Die Jungunternehmer müssen viele Werkzeuge selbst herstellen, weil sie im Verkauf nicht existieren.
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Sebastian Meyer stellt einen Block her, der in das Mundstück eingesetzt wird und ausschlaggebend für den Ton ist.
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Joel Meyer arbeitet im Windkanal mit einem selbst hergestellten Werkzeug. Die Form des Windkanals ist für den Klang der Flöten entscheidend. Die Arbeit muss auf 0.05mm genau sein.
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Die Mulde für die Tonlöcher sollen den Fingern erlauben nur eines oder beide Löcher zuzuhalten.
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Eine weitere Flöte ist fertig. Die Tonlöcher werden ausgestimmt und die Flöte feingetunt.
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Nach dem Tod des Vaters gründeten die beiden im Alter von 28 und 32 Jahren zusammen mit der Blockflötistin Madeleine Imbeck die «Meyerrecorders»Externer Link, um den Familienbetrieb weiter zu führen. Weit ab vom Schuss, auf dem Hemberg im Kanton St. Gallen, richteten sie ihre Werkstätten ein. Keiner von beiden hatte ursprünglich die Absicht, Blockflötenbauer zu werden, Sebastian erlernte Steinbildhauer, und Joel wollte Architektur studieren.
Das Wohnaus und Atelier von Sebastian Meyer und seiner Familie auf dem Hemberg im Toggenburg.
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Weihnachtszeit – Blockflötenzeit
Viele Schweizer Kinder machen spätestens in der ersten Klasse mit der Blockflöte Bekanntschaft. Für manche eine Plage, da das Instrument mehr quietscht und pfeift als erbaulich klingt. So ist die Blockflöte als Einsteigerinstrument in Verruf geraten und ganz schnell wechseln die meisten Kinder zu einem anderen Instrument. Ausser zu Weihnachten, da wird die Flöte im trauten Familienkreis wieder einmal aus der verstaubten Hülle geholt.
Die Flöten der Meyers spielen in einer anderen Liga. Bis eine Flöte hergestellt ist, kann es bis zu einem Jahr dauern, da das Holz immer wieder trocknen und ruhen muss. Ist eine Flöte fertig, wird sie von Madeleine Imbeck auf spieltechnische Eigenschaften und auf den Klang geprüft. Hat ein Musiker eines dieser Meisterwerke gekauft – die Flöten kosten zwischen 2600 und 3400 Schweizer Franken – kehrt er während der Einspielphase immer wieder zu den Meyers zurück, und die Flöte wird noch ein Stück besser feingetunt.
Die zwei Blockflötenbauer und die Flötistin in ihrer Werkstatt.
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Die drei vereint die absolute Hingabe und Passion für dieses Instrument. Keine Flöte verlässt die Werkstatt, ohne dass sie absolut von dem Klang der Flöte überzeugt sind. «Das ist unsere Reputation», erzählt Sebastian mit begeistertem Blick. «Wir hatten einen begnadeten Lehrmeister, wir können den Ton im Instrument sehen!»
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