Ab dem 1. Juli 2017 dürfen auch homosexuelle Männer in der Schweiz Blut spenden. Die Zulassungsbehörde Swissmedic hat ein entsprechendes Begehren von Blutspende SRK Schweiz gutgeheissen. Allerdings müssen die Männer vor der Spende 12 Monate sexuell abstinent gewesen sein.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
2 Minuten
Als Journalistin mit Sitz in Bern interessiere ich mich besonders für gesellschaftliche Themen, aber auch für Politik und soziale Medien. Zuvor hatte ich für regionale Medien gearbeitet, auf den Redaktionen des Journal du Jura und von Radio Jura Bernois.
Homosexuelle Männer durften seit 1988 wegen der Aidsgefahr kein Blut spenden. Swissmedic macht diesem Verbot nun ein Ende, nachdem Blutspende SRK SchweizExterner Link im Juli 2016 ein entsprechendes Gesuch gestellt hatte.
Die Aufhebung des Verbots ist allerdings an strenge Bedingungen geknüpft. Homosexuelle Männer müssen während 12 Monaten sexuell abstinent gelebt haben, bevor sie spenden dürfen. Darüber hinaus müssen die Blutspendedienste zusätzliche Daten zu den Auswirkungen der geänderten Spendekriterien sowie deren Einhaltung durch die Spenderinnen und Spender erheben und die Risikoentwicklung eng überwachen.
«Provisorische Lösung»
Blutspende SRK Schweiz freut sich über den Entscheid von Swissmedic. Doch die gewählte Lösung sei alles andere als perfekt und könne nur provisorisch sein. «In einem zweiten Schritt sollte man nur auf das persönliche Verhalten abstellen, nicht auf die sexuelle Orientierung», fordert Rudolf Schwabe, Direktor von Blutspende SRK Schweiz. Langfristig sei das Ziel eine differenzierte Evaluierung des Risikoverhaltens von Blutspendern.
Mehr
Mehr
Blut von Homosexuellen noch immer tabu
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Trifft die folgende Risikosituation auf Sie zu? Sexuelle Kontakte unter Männern seit 1977.» Wer in der Schweiz Blut Spenden will, muss zuvor schriftlich auf diese Frage – eine von rund zwanzig – Antwort geben. Wer bei dieser Frage «Ja» ankreuzt, wird kein Blut spenden dürfen. «Meine Freunde und ich haben mehrmals gelogen, um unser Blut…
Die Schweiz folgt mit der Änderung dem Modell Frankreichs, das im Frühling 2016 die Blutspende von Homosexuellen unter bestimmten Bedingungen zugelassen hat. Mehrere Nachbarländer der Schweiz haben Homosexuelle ohne Einschränkungen zur Blutspende zugelassen, zum Beispiel Italien, Spanien, Portugal und Polen (siehe Karte unten).
Blutmangel in der Schweiz
Der Verbrauch von Blut an öffentlichen Spitälern der Schweiz hat 2016 um 3% abgenommen. Seit 2013 hat der Bedarf laut Blutspende SRK Schweiz etwa um 20% abgenommen.
Doch die aktuelle Grippe-Epidemie, die ausgeprägter ist als letztes Jahr, erschwert die Beschaffung von Blutreserven, vor allem von Blut mit der Blutgruppe Rhesus-Negativ. Obwohl die Vorräte gefüllt sind, bleibt die Situation angespannt. Blutspende SRK Schweiz will demnächst einen landesweiten Aufruf zur Blutspende lancieren.
(Quelle: sda)
(Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi)
Beliebte Artikel
Mehr
Ratgeber zum Auswandern
Auswandern und Pensionskasse: So spart man Steuern
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
Blut von Homosexuellen noch immer tabu
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Trifft die folgende Risikosituation auf Sie zu? Sexuelle Kontakte unter Männern seit 1977.» Wer in der Schweiz Blut Spenden will, muss zuvor schriftlich auf diese Frage – eine von rund zwanzig – Antwort geben. Wer bei dieser Frage «Ja» ankreuzt, wird kein Blut spenden dürfen. «Meine Freunde und ich haben mehrmals gelogen, um unser Blut…
Homosexuell, Nigerianer, Asylsuchend – die Geschichte des O.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Nach der Ablehnung seines Asylantrags tauchte er unter, wurde schliesslich aufgegriffen und landete im Gefängnis. Nun wartet er dort auf den Entscheid, ob er zwangsweise nach Nigeria zurückgeführt wird. Heute sieht der Mann, der auf der anderen Seite der Glasscheibe sitzt, müde aus, aber aufmerksam, erpicht darauf mit, jemandem – irgend jemandem – zu reden…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
IOC-Präsident Thomas Bach ging in seiner Rede an der Eröffnungszeremonie auf das Thema ein und sprach sich für «Toleranz und gegen jegliche Form von Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer» aus. Zehn Tage vor Beginn der Spiele in Sotschi haben Schweizer Sportinstitutionen eine Kampagne gegen sexuelle Diskriminierung im Sport lanciert. «Homophobie kommt unglücklicherweise jeden Tag…
Sensibilisierung muss schon in der Schule beginnen
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Als ich zum ersten Mal über Homosexualität sprechen hörte, war ich noch klein. Das war, als ein Onkel in Begleitung eines anderen Mannes an ein Familienfest kam», erklärt eine Schülerin ihren Klassenkameraden. «Und ich war etwa 10 Jahre alt, das war mit Schulkollegen zusammen», sagt ein anderer Schüler. Dramatischer tönt es bei einem jungen Mann,…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«In der Schweiz wird heute oft gesagt, dass Homophobie kein Problem mehr sei, dass man als Homosexueller unbeschwert leben könne. Das Gegenteil ist jedoch wahr. Versuchen Sie einfach mal, Hand in Hand mit ihrem Freund durch die Stadt zu laufen. Spüren Sie die Blicke?» Hakim (Name von der Red. geändert) schildert seine Erfahrungen als Homosexueller…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
«Vom HIV-Virus kann man nicht genesen», sagt der Arzt Enos Bernasconi, der sich seit über zwanzig Jahren mit HIV und ansteckenden Krankheiten beschäftigt. «Ein Grossteil der Menschen aber, die eine antiretrovirale Behandlung erhalten, kann ein normales Leben führen und Kinder kriegen», sagt er gegenüber swissinfo.ch. Die Schweizer «HIV-Kohortenstudie» (die epidemiologische Daten auf breiter Basis sammelte,…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Insgesamt wurden 735 Fälle gemeldet, nur unwesentlich weniger als im Vorjahr. Die HIV-Diagnosen bei homosexuellen Männern haben sich 2007 zwar stabilisiert, liegen aber fast doppelt so hoch wie vor vier Jahren. Die HIV-Epidemie in der Schweiz ist nicht eingedämmt. Besonders bei homosexuellen Männern breitete sich das Virus weiter aus. 2003 waren in dieser Gruppe von…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Die Frage der so genannten «Heiratsstrafe» gegenüber Konkubinatspaaren ist in der Schweiz seit Jahrzehnten ein Thema. 1984 hielt das Bundesgericht in einem Urteil fest, dass eine Steuer für ein Ehepaar verfassungswidrig ist, wenn sie mehr als 10% über dem Betrag liegt, den das Paar berappen müsste, wenn es unverheiratet zusammenleben würde. Der Unterschied entsteht, weil…
SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft
×
Ihr Abonnement konnte nicht gespeichert werden. Bitte versuchen Sie es erneut.
Fast fertig... Wir müssen Ihre E-Mail-Adresse bestätigen. Um den Anmeldeprozess zu beenden, klicken Sie bitte den Link in der E-Mail an, die wir Ihnen geschickt haben.
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch