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Checkliste für den Notfall – Was darf in keiner Reiseapotheke fehlen?

Ein Mann hat sich auf einer Wanderung am Knie verletzt und ein anderer Mann verarztet ihn dank einer Notfallapotheke
(c) Svitpon | Dreamstime.com

Planen Sie Ferien am Strand, in den Bergen, mit Kindern oder Übersee? Diese Medikamente und Hygieneartikel gehören unbedingt in den Koffer.

Die Notfallapotheke für die Berge

«Die beste Bergapotheke ist die, die man nicht braucht», sagt Daniel Walter, Hausarzt und Notfallmediziner mit langjähriger Tätigkeit bei der RegaExterner Link. Sein wichtigster Tipp: «Übernehmen Sie sich nicht und kehren Sie rechtzeitig um.»

Wichtig bei Bergtouren: Die Reiseapotheke muss leicht und klein sein. Deswegen lieber weniger Medikamente einpacken, stattdessen Verbandsstoff, etwas Desinfektionsmittel und eine Schiene, die man falten kann – «das ist die beste und eine schmerzstillende Massnahme bei jedem verstauchten Handgelenk oder Fuss.» Dazu ein multifunktionales Tape wie Leukoplast. Damit könne man alles machen: eine Rissquetschwunde behelfsmässig schliessen, einen verstauchten Knöchel tapen – oder die Schuhsohle flicken.

Die Packliste für Bergtouren

  • Verbandstoff und Kompresse
  • Faltbare Sam-Splint-Schiene
  • Tape
  • Desinfektionsmittel

Tipp des Notfallmediziners: «Legen Sie sich ein medizinisches Grundverständnis zu, denn die beste Apotheke nützt nichts, wenn Sie nicht wissen, wie sie angewendet wird.»

Eine Frau kniet an einem Gewässer und hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Bauch
Getty Images/istockphoto / Pheelings Media

Die Reiseapotheke für die Strandferien

«Der Sinn einer Reiseapotheke ist ja, etwas für den Notfall dabei zu haben», sagt Elvan Kut, Apothekerin und Dozentin für Pharmazie an der ETH ZürichExterner Link. Sie rät deshalb: immer etwas für die Verdauung dabei haben, ein Schmerzmittel, etwas gegen Insektenstiche und natürlich guten Sonnenschutz.

Ihr besonderer Tipp geht an die Frauen: «In den Ferien sind wir viel in nassen Badekleidern, viele haben öfter Geschlechtsverkehr als sonst, deswegen sind Blasenentzündung sehr typisch für die Sommerferien.» Es lohnt sich, vorzubeugen. «Ein paar Beutelchen mit Cranberry und Mannose mitnehmen, die kann man auch schon prophylaktisch einnehmen und helfen sehr gut gegen eine Blasenentzündung.»

Die Packliste für Strand und Zelt

  • Für den Notfall: Desinfektionsspray, Pflaster, Schnellverband
  • Für Insektenstiche: Mückenschutzspray, juckreizstillender Gel oder Roller
  • Medikament gegen Magen-Darm-Beschwerden
  • Sonnenschutzmittel
  • Allenfalls ein Medikament gegen Reiseübelkeit
  • Ferien in der Schweiz: Zeckenzange nicht vergessen
  • Alle Medikamente, die Sie auch sonst einnehmen

Tipp der Apothekerin: Nehmen Sie noch kleine Fläschchen mit physiologischer Kochsalzlösung mit – die eignen sich zum Auswaschen von Augen, zum Nasespülen und auch Wunden können damit ausgespült werden.

Was mitnehmen bei Fernreisen

Ob Thailand, Tansania oder Costa Rica: Packen Sie ein Fieberthermometer ein, wenn Sie in tropische und subtropische Länder reisen. Dieser Rat kommt von Esther Künzli, Co-Leiterin des Zentrums für Tropen- und Reisemedizin am Swiss TPC.Externer Link «Oft rufen die Leute in unserer Sprechstunde an und sagen, sie hätten Fieber. Aber sie können nicht sagen, wie hoch – das macht die Beurteilung schwierig», so die Infektiologin.

Das Fieber kann durch Mückenstiche ausgelöst sein – Malaria, Dengue, Chikungunya sind typische Krankheiten. «Ein Mückenspray gehört unbedingt in die Reiseapotheke.» Und für Reisen in Malariahochrisikogebiete natürlich das Malariamedikament.

Typisch sei auch Reisedurchfall. «Nehmen Sie etwas mit für Situationen, in denen Sie nicht sofort auf eine Toilette gehen können, auf einer Busreise zum Beispiel oder auf einer Safari.» Ansonsten rät die Expertin dazu, das Durchfallmedikament eher zurückhaltend einzusetzen. «Der Sinn des Durchfalls ist ja, dass die Erreger aus dem Darm rausgespült werden. Je länger sie im Darm sind, desto grösser ist bei manchen Erregern das Risiko, dass es schlimmer wird als ein blosser Durchfall.»

Wegen der grossen Temperaturschwankungen zwischen klimatisierten Innenräumen und der Hitze draussen kommt es zudem öfter mal zu Erkältungskrankheiten – Esther Künzli rät deshalb noch zu einem Nasenspray.

Die Packliste für die Tropen und Subtropen

  • Desinfektionsspray, Pflaster, Schnellverband
  • Fieberthermometer
  • Pinzette
  • Fiebersenkendes Mittel, am besten Paracetamol oder Ibuprofen (auf Aspirin zum Fiebersenken lieber verzichtenExterner Link)
  • Medikament gegen Durchfall
  • Mückenspray und etwas gegen den Juckreiz
  • Antihistaminikum
  • Nasenspray
  • Alle Medikamente, die Sie auch sonst einnehmen

Tipp der Expertin: Verteilen Sie die Medikamente auf Ihre Reisegepäckstücke, damit Sie mit Sicherheit ausreichend versorgt sind, auch wenn ein Koffer abhandenkommt.

Gross das Gesicht einer Frau, die sich mit ausgestrecktem Zeigefinger und geschlossenen Augen die Nase eincremt.
Getty Images / Aleksandarnakic

Auf Reisen mit Kindern

«Wichtiger als jede Reiseapotheke ist es, den gesunden Menschenverstand einzupacken», sagt Bernard Egg, Kinderarzt in ZürichExterner Link. Wenn das Kind in einem schlechten Allgemeinzustand ist und man sich nicht erklären kann, warum; wenn Fiebersenker nicht wirken und die Urinproduktion zurückgeht oder das Kind angestrengt atmet: lieber einen Arzt vor Ort aufsuchen oder den Kinderarzt zu Hause kontaktieren. «Da würde ich die Verantwortung abgeben», so der Fachmann.

«Ansonsten sind es auf Reisen oft die banalen Sachen wie virale Atemwegsinfektionen oder in wärmeren Gebieten aufgekratzte Mückenstiche oder Blasen, die sich infizieren, gegen die man was mitnehmen sollte.» Der Kinderarzt empfiehlt, gegen Infektionen ein Desinfektionsgel einzupacken.

Auch ein Antihistaminikum sollte dabei sein, am besten in Tropfenform: «Dann ist man für alle Fälle gewappnet, für Mückenstiche genauso wie für Quallenstiche oder andere allergische Reaktionen», so der Kinderarzt.

Die Packliste für das Reisen mit Kindern

  • Desinfektionsgel oder -spray
  • Pflaster und Schnellverband
  • Ein schmerz- und fiebersenkendes Mittel
  • Antihistaminikum als Tropfen
  • Eine Rehydratationslösung für schlimme Durchfälle
  • Bei Babys und Kleinkindern: Kochsalzlösung, um Nase und Augen auszuwaschen
  • Zäpfchen gegen Erbrechen

Tipp vom Kinderarzt: Das Antibiotikum kann zu Hause bleiben, in solchen Fällen lieber den Rat einer Fachperson am Ferienziel einholen. Ausnahmen sind Regionen, in denen die medizinische Versorgung nicht gewährleistet ist.


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