Ruag – wer ist der gehackte Schweizer Rüstungskonzern?
Die Daten von rund 30'000 Bundesangestellten sowie der Mitglieder von National- und Ständerat, den beiden Kammern des Schweizer Parlaments: Dies dürfte nur ein Teil der mutmasslichen Beute sein, die Hacker bei ihrem Angriff auf den Schweizer Rüstungskonzern in den letzten beiden Jahren gemacht haben. Wer ist dieses Unternehmen, das engste Verbindungen zu den Behörden wie zur Armee der Schweiz hat?
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Journalist und stellvertretender Leiter der Redaktion für die drei Landessprachen von swissinfo.ch (Deutsch, Französisch, Italienisch). Zuvor bei Teletext und rts.ch.
1998 in eine privatrechtliche Aktiengesellschaft umgewandelt, hat sich die RuagExterner Link in den letzten zehn Jahren vom Waffenhersteller zu einem veritablen internationalen Technologiekonzern entwickelt. Dieser zählt rund 8000 Mitarbeitende, die sich über neun Länder verteilen. Über 55% des Umsatzes, 1,75 Mrd. Franken, resultieren aus dem zivilen Geschäftsbereich.
Seit 2008 hat sich der ehemalige Bundesbetrieb eine starke Position im Bereich Raumfahrt aufgebaut. Dies mit Zukäufen der Weltraumsparten des schwedischen SAAB-Konzerns, Austrian Aerospace und Oerlikon Space. Spezialität von Ruag Space sind insbesondere die Abdeck-Klappen für die Raketen Ariane und Vega, die Satelliten in den Weltraum transportieren.
Daneben gibt es noch vier weitere Geschäftsbereiche. Es sind dies zivile und militärische Luftfahrt, Herstellung von Kleinkaliber-Munition, Entwicklung von Technologien zur Metallbearbeitung sowie der Unterhalt von Verteidigungssystemen.
Trotz Privatisierung ist die Ruag weiter mit dem Bund eng verbunden, fungiert dieser doch als Alleinaktionär und Hauptkunde. 2015 machten Aufträge des Ministeriums für Verteidigung (VBS) knapp einen Drittel des Umsatzes aus. Konkret hat die Ruag den Auftrag, die Schweizer Armee auszurüsten und ihre technischen Waffensysteme zu warten.
Wie die Swisscom oder die Post – auch sie privatisierte ehemalige Regiebetriebe des Bundes – schüttet die Ruag eine Dividende aus, die in der Bundeskasse hochwillkommen ist. 2016 hat sich diese auf 47 Millionen Franken mehr als verdoppelt, denn im Vorjahr waren es 21 Mio. Franken gewesen.
Die engen Beziehungen des Unternehmens mit dem VBS umfassen auch IT-Systeme. Gemäss Schweizer Medien verwaltet die Ruag die Daten von rund 30’000 Bundesangestellten, ebenso jene der Mitglieder von National- und Ständerat. Diese Personendaten könnten beim Cyberangriff auf die Ruag gestohlen worden sein. Dieser hat offenbar zwei Jahre gedauert, von 2014 bis 2016.
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Am schwersten aber dürfte der Raub jener Daten sein, welche die streng geheime Sondereinheit AAD 10 betreffen, wie die NZZ am Sonntag berichtete (Ausgabe vom 8. Mai 2016). Auftrag dieser Einheit, die rund 90 Angehörige zählt, sind gefährliche Missionen im Ausland.
Noch ist das genaue Ausmass des Cyberangriffs auf den Konzern nicht klar. Es gibt aber Befürchtungen, dass noch viel sensiblere Daten ausspioniert wurden, die Rüstungsprojekte betreffen, militärische und logistische Strategien oder den technologischen Fortschritt.
Auf der politischen Bühne sorgt die Ruag mit umstrittenen Geschäften und Aktionen seit Jahren für Kritik seitens der parlamentarischen Linken. 2009 kritisierte der grüne Nationalrat Jo Lang, dass das Unternehmen im damaligen Abstimmungskampf um die Volksinitiative «für ein Verbot von Kriegsmaterialexporten»Externer Link die Kampagne der Gegnerschaft finanziell unterstütze. Dabei befinde sich die Ruag in der Hand des Schweizer Volkes, so Lang.
(Übertragung aus dem Französischen: Renat Kuenzi)
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