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Die Schlüssel zu einem umstrittenen Grosserfolg

Cockpit wie im echten Jäger: PC 21. pilatus-aircraft.com

Die Bestellbücher von Pilatus sind randvoll. Der Schweizer Flugzeug-Hersteller ist heute globaler Marktführer im Segment Trainingsflugzeuge. Dies verdanken die Nidwaldner der technischen Performance, aber auch abnehmender Konkurrenz.

Das Stanser Unternehmen konnte im letzten Jahr einen Rekordumsatz von 781 Mio. Franken vermelden, was ein Plus von 14% gegenüber 2010 darstellt.

Die Zukunft scheint gar noch rosiger: Seit Anfang Jahr gingen bei Pilatus Bestellungen für 154 Flugzeuge ein, 79 davon für den neuesten Typ PC-21.

Die wiederholte Kritik, dass die Schweizer Trainingsflugzeuge im Ausland immer in kriegerischen Konflikten eingesetzt worden sind, scheint das Geschäft für den Hersteller eher zu beflügeln denn zu schmälern.

Komplettes Gerät

Eine Erklärung für die Erfolgsgeschichte liefert der britische Pilot Peter Collins auf Flightglobal, einem Online-Magazin der Aviatikbranche. Aufgrund knapper Budgets sieht der Experte viele Luftstreitkräfte im Dilemma, die Pilotenausbildung auf höchstem Niveau, die Kosten aber möglichst tief zu halten.

«In Zukunft brauchen wir ein Trainingsflugzeug, dessen Unterhalt einfach ist, das aber derart hohe Leistungen und umfassende Simulationen bietet, dass man drei oder vier Typen von anderen Ausbildungsflugzeugen einsparen und trotzdem ein komplettes Ausbildungsprogramm absolvieren kann». Der PC-21 erfüllt diese Vorgaben laut Testpilot Collins, der die Maschine selbst schon geflogen ist.

Die Schweizer Luftwaffe habe bewiesen, dass der Typ im gesamten Ausbildungsprozess verwendet werden könne, bestätigt Max Ungricht, Chefredaktor des Schweizer Aviatikmagazins Cockpit. «Zwischen erstem Trainer und Jagdflugzeug brauchte es bisher zwei oder drei Flugzeugtypen. Diese kosten mehr Geld und benötigen einen grösseren Zeitaufwand. Das System Pilatus hat hier gewaltige Vorteile.»

Cockpit auf Wunsch

Verantwortlich dafür sind laut Max Ungricht zwei Umstände: Einerseits fliege sich der PC-21 trotz Propellerantrieb wie eine Düsenmaschine, andererseits gleiche das Cockpit des Trainers sehr stark demjenigen des aktuellen Armee-Abfangjägers F/A-18.

Der Arbeitsplatz wird nach Wünschen der Auftraggeber eingerichtet. In seinem Bericht betont der britische Testpilot Peter Collins, dass Pilatus den Trainer mit Cockpits ausstatten könne, die denjenigen der modernsten Jäger wie Mirage 2000, Eurofighter oder Saab Gripen entsprächen.

«Schon das erste Pilatus-Modell, der PC-2 von 1947, war ein Trainer, der seiner Zeit weit voraus war», sagt der Pilot und Fluginstruktor Raoul Weit. 

Die Stanser hätten sich zwei Zielen verschrieben: der Kostenreduktion und aussergewöhnlichen Flugqualitäten, die das Fliegen für die Piloten sehr angenehm machten.

Auch dank grosser Zuverlässigkeit bestehe ein aussergewöhnliches Preis-/Leistungsverhältnis, so Weit.

Kuchen wird kleiner

Die starke Stellung verdankt Pilatus aber auch dem abnehmenden Interesse der Konkurrenz am Segment der Schulungsflugzeuge. Der Grund: Die weltweit sinkende Zahl der Kampfflugzeuge bedeutet auch eine Abnahme der Trainingsflugzeuge.

Noch in den 1980er-Jahren habe die Schweiz über rund 500 Düsenflieger verfügt, heute seien es noch deren 35. «Statt wie damals 70 bis 80 Piloten müssen heute noch acht ausgebildet werden», sagt der Instruktor.

Neue Konkurrenz könnte aus dem Osten kommen, in Form des russischen Kampftrainers Yak-130. Mit dem zweiplätzigen M-346 will auch Italien den Stansern die Stirn bieten.

Knacknuss Neutralität

Seit mehreren Jahrzehnten lösen die Exporte von Pilatus-Flugzeugen regelmässig eine Polemik aus. Dies wegen der nachträglichen Bewaffnung, die aus dem Trainer eine Maschine macht, die gegen Ziele auf dem Boden eingesetzt werden kann. Dies aber widerspricht dem Grundsatz der Schweizer Neutralität, wonach u.a. Waffenexporte in Zonen mit militärischen Konflikten verboten sind.

Pilatus-Chef Oscar Schwenk musste im August einräumen, dass das israelische Unternehmen Elbit Systems die älteren Modelle PC-7 und PC-9 mit Waffen versehen kann. Den neuen PC-21 dagegen «kann niemand einfach so bewaffnen. Es ist ein hochkomplexes Flugzeug, welches nur mit Computerunterstützung funktioniert», sagte Schwenk in einem Interview mit der Handelszeitung.

Er wies darauf hin, dass er den Bundesrat aufgefordert habe, bei der Botschaft Israels in Bern deswegen zu intervenieren. Eine entsprechende Demarche der Regierung ist aber bis heute ohne Folgen geblieben.

Gegründet 1939 in Stans, Kanton Nidwalden.

Ziel war die Modernisierung der Schweizer Luftwaffe durch den Aufbau einer eigenen Aviatik-Industrie.

Entwicklung der militärischen Trainingsflugzeuge P-2, PC-7 und PC-9 sowie der kleinen Transportmaschinen PC-6 und PC-12. Letztere wurden im Ausland zu einem grossen Erfolg.

Lieferungen von Pilatus-Modellen in militärische Konfliktzonen (Laos, Burma, Bolivien, Chile, Irak, Tschad etc.) sorgten für mehrere innenpolitische Debatten über die Schweizer Ausfuhr von Kriegsmaterial.

(Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz).

Zum Rekordumsatz 2011 von 781 Mio. Fr. (+14%) gab es einen Rekordgewinn von 108 Mio. Fr. (+23%).

Der Bestellumfang betrug 416 Millionen Fr.

V.a. dank drei Grossbestellungen dürfte das Resultat dieses Jahr übertroffen werden.

Indien orderte 75 PC-7 im Umfang von rund 500 Mio. Fr. Das ist der grösste Auftrag in der Firmengeschichte.

Saudi-Arabien will 55 PC-21 kaufen, Katar deren 24.

(Übertragen aus dem Französischen: Renat Kuenzi)

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