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Die USA geben wertvolle Bücher an Schweizer Bibliothek zurück

Mit einer spektakulären Täuschungsaktion brachte ein gewiefter Kunstdieb die Schweiz um wertvolle Schriften und Bücher. Einige Exemplare tauchten in den USA auf und kehren nun wieder an ihre rechtmässigen Besitzer in der Schweiz zurück.

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Sie sind über 500 Jahre alt und waren seit 50 Jahren verschollen. Jetzt sind die zwei aussergewöhnlichen Schriften aus dem Mittelalter wieder Teil der Freiburger Kantonsbibliothek: das Buch «De memoria augenda», ein Medizinbuch über das menschliche Gehirn, sowie «Das Narrenschiff», geschrieben 1494 vom deutschen Humanisten Sebastian Brant.

Ein bemerkenswertes Buch sagt Silvia Zehnder-Jörg von der Freiburger Kantonsbibliothek: «Sebastian Brandts Narrenschiff ist ein Bestseller der Literatur vor der Reformation. Eine spätmittelalterliche Moralsatire – ein wirkliches Highlight.» Den materiellen Wert eines solchen Buches schätzt der Kanton Freiburg auf 500’000 Franken.

Das Narrenschiff
Sebastian Brants verschollenes Narrenschiff ist wieder in die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg zurückgekehrt. Gedruckt wurde das Buch in Basel. Kantons- und Universitätsbibliothek KUB

Ein Pseudo-Experte täuschte das Kloster

Bedeutend sei vor allem der kulturhistorische Wert der Bücher, sagt Zehnder-Jörg. Die Bücher waren jahrhundertelang Teil der Sammlung des Franziskanerordens in Freiburg gewesen. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts verschwanden 21 wertvolle Bücher aus der Ordensbibliothek.

So gab sich in den 1970er-Jahren ein deutscher Kunsträuber als Vatikan-Experte aus. Er sagte den Mönchen, er müsse die Sammlung in Freiburg inspizieren. Die Ordensleute fielen auf den Dieb rein und liessen ihn ungestört in der Bibliothek «arbeiten». Der Dieb entwendete verschiedene Bücher und wertvolle Schriften. Bemerkt wurde sein Diebstahl allerdings erst vor 20 Jahren.

Kopierte Buchseite
Nur dank akribischer Recherchearbeit von Behörden und Forschenden konnten die gestohlenen Exemplare ausfindig gemacht werden – und finden nun ihren Weg zurück in die Schweiz. Kantons- und Universitätsbibliothek KUB / Maïna Photographie

Damit begann eine geduldige Spurensuche: «Das ist wie eine polizeiliche Recherche. Man muss alle Bibliotheksportale und Antiquariatsverkäufe beobachten und warten, bis etwas auftaucht, das einem suspekt erscheint», erklärt Zehnder-Jörg.

Sogar die Schweizer Botschaft war involviert

Schliesslich tauchten die Bücher in den USA auf. Aber handelte es sich wirklich um die in Freiburg gestohlenen Exemplare? Dies galt es zu beweisen – und da kam die Schweizer Botschaft ins Spiel. Sie nahm Kontakt zu den amerikanischen Behörden auf und liess die Bücher genauer untersuchen.

Ein Umstand, der bei der «Beweisaufnahme» half: Bücher aus dieser Zeit sind nie exakt gleich gross gewesen. Das Vermessen der Exemplare habe sie eindeutig identifiziert, erzählt der US-Botschafter der Schweiz, Jacques Pitteloud. Aufgrund dieser Untersuchung habe in den USA auch niemand abgestritten, dass die Bücher in die Schweiz gehörten.

Buchseite mit Gravuren
Die verschiedenen Kapitel in «Das Narrenschiff» wurden damals mit schmucken Gravuren eingeleitet. Auch diese Liebe zum Detail macht die Schriften so wertvoll. Kantons- und Universitätsbibliothek KUB / Maïna Photographie

Für Silvia Zehnder-Jörg ist die Rückkehr der Werke in ihre Sammlung eine Genugtuung: «Es fühlt sich wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk an.»

Ein aussergewöhnlicher Fall

In den letzten Jahren habe es auf der ganzen Welt immer mehr Bemühungen gegeben, gestohlene Kulturgüter zurückzubringen. Dennoch sei dieser Fall aussergewöhnlich, erklärt Botschafter Jacques Pitteloud: «Normalerweise sind reiche Länder in einen Kunstraub als Täter verstrickt. In diesem Fall ist die Schweiz jedoch das Opfer gewesen.»

Die Suche nach weiteren verschollenen Schriften aus dem Freiburger Franziskanerkloster geht weiter. Von den 21 gestohlenen Büchern sind erst sechs wieder zurück in Freiburg.

Mehr zum Thema Kunstraub finden Sie bei dieser Sendung von SRF «Kultur Kompakt»:

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