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Die Wirkung von Spenderfranken sichtbar machen

Einschulung von Kindern: Das Hilfswerk Caritas leistete nach dem schweren Erdbeben Nothilfe in Haiti. Caritas/Luca Zanetti

Den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung aufzeigen: Hier bieten die Stiftung Zewo und die Gesellschaft Seval gemeinnützigen Organisationen neue Messinstrumente. Doch der Wirkungs-Nachweis hat seine Tücken, gerade in der Entwicklungszusammenarbeit.

Wenn die Wirtschaftskrise die Spendenfreude trübt und der Konkurrenzdruck unter den Hilfswerken härter wird, dann gewinnt «Value for Money» an Bedeutung: Spenderinnen und Spender wollen sicher sein, dass der Franken ankommt.

Vertrauen schafft zum Beispiel das Zewo-Gütesiegel, das Organisationen für gewissenhaften und transparenten Umgang mit Geldern auszeichnet.

Donatoren wollen mehr Gewissheit

Doch dieses Zertifikat allein genügt heute offensichtlich nicht mehr: Sponsoren verlangen Gewissheit darüber, dass der Franken auch die erhoffte Wirkung erzielt. Diese Forderung geht weit über die Kontrolle der Zweckbestimmung und Effizienz des Mitteleinsatzes hinaus.

Wirkungsorientierung und Wirkungsmessung sind die technisch klingenden Begriffe, die immer mehr Hilfswerke in ihre Leitbilder verankern.

Caritas Schweiz etwa hat den Grundsatz gar zur Chefsache erklärt. Endlich gebe es praktikable Instrumente des Wirkungsnachweises, sagte Caritas-Direktor Hugo Fasel kürzlich an einer Informationsveranstaltung zum Thema «Wirken und bewirken» in Bern.

Fasel erachtet die Wirkungsorientierung als Denkmuster und Führungsinstrument, das bessere Antworten auf die Frage nach dem «wozu» ergebe. «Das Thema beschäftigt mich seit Jahren», sagte Fasel.

Der kritische Blick von aussen

Damals, als Nationalrat der Christlich-sozialen Partei (CSP), hatte Fasel die Rolle des Fragestellers eingenommen: «Wozu Gentechnik? Wozu Geheimdienste?»

Heute muss er auf die Frage «wozu Entwicklungszusammenarbeit?» selber gute Antworten finden. «Wir müssen uns diesem kritischen Blick von aussen stellen.» Deshalb gelte es, genau hinzuschauen und das Vorher mit dem Nachher zu vergleichen. Darin liege die Chance der Wirkungsorientierung.

Fasel warnt aber auch vor den Gefahren: «Wirkungsmessung darf nicht in Zahlenfetischismus münden. Sie darf nicht dazu führen, dass Messresultate darüber entscheiden, welches Kind zu essen bekommt.»

Schwieriger Wirkungsnachweis

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ist als Sachwalterin öffentlicher Gelder maximalem Nutzen verpflichtet und eine treibende Kraft der Wirkungsmessung.

Deza-Direktor Martin Dahinden zeigte am Beispiel des Brückenbaus die Schwierigkeiten auf: Die Frequenz der Brückenbenützung sei zwar gut messbar, aber kein Indiz für die Armutsbekämpfung. Brücken erleichtern den Zugang zu Märkten und Handel, aber begünstigen gleichzeitig die Abwanderung. Diesbezüglich sei ein umfassender Wirkungsnachweis schwierig.

Laut Dahinden geht es in erster Linie darum, Resultate aufzuzeigen, Transparenz zu schaffen und Leistungen zu evaluieren. Transparenz mindert laut Dahinden auch das Korruptionsrisiko. 0,6 Prozent des Budgets verwendet die Deza für Evaluationen. Sie stützt sich auf OECD-Standards und Revievs in Partnerländern.

Die Schweizerische Evaluationsgesellschaft (Seval) hat bei der Erarbeitung des Zewo-Leitfadens mitgewirkt. Die ETH Zürich vermittelt im Rahmen des Nachdiplomstudiums für Entwicklungsländer (Nadel) Methoden der wirkungsorientierten Planung und der Wirkungsanalyse und verwendet hierfür auch den neuen Leitfaden der Zewo.

Verständnis für Wirkungsmessung fördern

Bei der Förderung von Menschenrechten und Demokratie ist Wirkungsmessung kaum anwendbar. Fachleute warnen auch vor der Gefahr, dass Hilfswerke sich zunehmend Projekten mit einfachen Wirkungsmustern zuwenden.

Unter den 500 Organisationen, die das Zewo-Gütesiegel tragen, herrscht bezüglich der Anwendung der Wirkungsinstrumente Uneinigkeit. Die Hälfte der Mitglieder wollen keine neuen verbindlichen Standards.

So behält der Zewo-Leitfaden zur Wirkungsmessung vorerst nur empfehlenden Charakter. Zewo-Geschäftsleiterin Martina Ziegerer formuliert ein bescheidenes Ziel: «Wir wollen unter unsern Mitgliedern mit dem neuen Leitfaden das Verständnis von Wirkung fördern.» Wer die erzielte Wirkung messe, könne daraus lernen und sich ständig verbessern.

Die Wirkungsmessung in der Entwicklungszusammenarbeit, Stiftung Zewo, Zürich.

Leitfaden und Informationen zur Anwendung der Messinstrumente im Projektmanagement-Zyklus sind auf dem Internet zugänglich (siehe unter «Links»).

In der Arbeitgruppe haben folgende Organisationen mitgewirkt: Heks, EcoSolidar, Iamaneh Schweiz, Enfants du monde, Helvetas, Deza, Caritas Schweiz und Interface (Politikstudien, Schweizerische Evaluationsgesellschaft Seval).

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