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Blockchain-Revolution findet Weg in den Alltag

Skifahrer stehen auf einer Skipiste
Skifahrer in Laax könnten dank Blockchain ein Stück der Piste besitzen, auf der sie bald ihre Schwünge zeichnen werden. © Keystone / Gian Ehrenzeller

Als Blockchain 2008 erstmals angekündigt wurde, versprach es, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir Daten verwalten und transferieren. Es dauerte ein Jahrzehnt, bis sich die Unternehmen über die Technologie im Klaren waren. Nun kommen erste Anwendungen auf den Markt.

Eine Skistation in der Ostschweiz ermutigt ihre Kundinnen und Kunden, mittels digitalen Mikroaktien eine Beteiligung einzugehen. Die Weisse Arena GruppeExterner Link (WAG), Betreiberin des Skiresorts Flims Laax FaleraExterner Link, gibt ihre Mikroaktien basierend auf der Distributed Ledger Technology (DLT) heraus. Treue Kundinnen und Kunden werden mit Anteilen am Unternehmen belohnt, wenn sie beispielsweise Jahres-Skipässe kaufen.

Vom Erfolg des Resorts hängen auch andere Unternehmen und sogar die dortigen Immobilienpreise ab. Die Idee war deshalb, engere Verbindungen zur lokalen Gemeinschaft herzustellen und Stammkunden zu gewinnen, indem diese an den Gewinnen beteiligt werden und sich zu einer zukünftigen Strategie äussern können.

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Die Technologie hinter Bitcoin und Blockchain

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Viel heisse Luft oder eine revolutionäre Technologie, welche die Art und Weise verändern wird, wie wir fast alles austauschen, was einen Wert hat?

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Der Vorteil von DLT-Plattformen wie Blockchain ist, dass Gruppen von Menschen Daten (Geld, Finanzinstrumente oder persönliche Informationen) direkt austauschen können.

Das digitale System ermöglicht den Benutzenden, sich gemeinsam über die Gültigkeit von Daten zu einigen, ohne dass Vermittler zwischen den Transaktionspartnern als Auditoren und Schiedsrichter tätig sein müssen. Dies verspricht sofortige Abwicklungszeiten (im Unterschied zu heute, wo es mehrere Tage dauert) und tiefere Kosten.

Zur Herausgabe ihrer Mikroaktien benützt die WAG die Daura-PlattformExterner Link. Hinter dieser steht ein DLT-System des Telekommunikations-Unternehmens SwisscomExterner Link.

So genannte «Krypto-Aktien» sind in «Smart Contracts» eingebettet, wo alle rechtlichen Funktionen der Aktien, wie das Ausüben des Stimmrechts, festgehalten sind. Dieser Computercode ersetzt die Funktion von Brokern, Depotbanken und anderen Vermittlern beim Kauf und Verkauf. So kommen Verkäufer und Käufer in direkten Kontakt, was Peer-to-Peer-Transaktionen ermöglicht.

Das Skiresort plant zudem, eine eigene Kryptowährung herauszugeben, den GURU (Greatest User Return Unit). Dieser soll in den Einrichtungen des Resorts als eine Art privates Geld verwendet werden können. Wer seine Franken in GURU wechselt, soll in Restaurants und anderen Einrichtungen Ermässigungen erhalten, wenn mit den Kryptowährungs-Tokens bezahlt wird.

Das Blockchain-Gebäude

Das Interesse geht aber weit über Skiresorts hinaus. Im März wurden 20% eines Gebäudes in der Stadt Zug in digitale Aktien umgewandelt und mithilfe einer Blockchain-Plattform für 3 Millionen Franken an vier Investoren verkauft. Es war das erste Mal, dass in der Schweiz eine Immobilie auf diese Art «tokenisiert» wurde und die Hand wechselte – und es könnte in naher Zukunft wieder geschehen.

Digitale Token, die Eigentumsrechte an der Immobilie repräsentieren, wurden auf der Blockimmo-PlattformExterner Link ausgegeben. Für die Sicherstellung, dass die Objektdaten gültig und echt waren, zeichnete Elea LabsExterner Link verantwortlich. Für die Transaktion wurde eine Kryptowährung von Swiss Crypto TokensExterner Link verwendet, die 1:1 an den Schweizer Franken gekoppelt ist. Diese so genannte «Stablecoin» wurde benutzt, um starke Preisschwankungen im Zusammenhang mit anderen Kryptowährungen zu vermeiden.

Viele der Aufgaben, die gegenwärtig von Intermediären (Anwälte, Notare, usw.) wahrgenommen werden, können mit «Smart Contracts» ersetzt werden. Diese ermöglichen eine schnellere Ausführung von Transaktionen oder Ausschüttungen von Mieteinnahmen als Dividende.

Ein weiterer Vorteil: Digitale Immobilien-Aktien können leichter in kleinere Stücke aufgeteilt werden. So können auch Investoren mit leichteren Geldbörsen in Immobilien investieren.

Die Blockchain liefert allen Beteiligten eine chronologische Geschichte des Eigentums an einer Immobilie, mit Echtzeit-Updates, die nur mit Zustimmung mehrerer Geschäftspartner validiert werden können. Gegenwärtig wird das Schweizer Recht angepasst, um die Transaktion von digitalen Aktien ohne eigenhändige Unterschrift anzuerkennen.

Tschüss Papierkram

Dank der Technologie soll es nun auch einfacher werden, eine Firma zu gründen. Bisher gehören dazu Berge von Papierkram und zahlreiche Dritte, die jede Phase des Prozesses genehmigen müssen. Ein Konsortium von Anwaltskanzleien hat sich mit den Blockchain-Dienstleistern ProxeusExterner Link und IBMExterner Link zusammengetan, um die Zeit für die Gründung einer Firma von Wochen auf ein paar Tage zu verkürzen.

Die erste Firma, Drakkensberg, wurde in einem Pilotversuch letztes Jahr innerhalb von zwei Stunden gegründet. Dies war grösstenteils möglich wegen eines Sondervertrags mit einer Bank zur Beschleunigung der Finanztransaktionen. Doch auch ohne eine solche Vereinbarung wurden bereits andere Unternehmen innerhalb von 48 Stunden gegründet.

Statt dass mehrere Kopien von Dokumenten zwischen verschiedenen Anwälten und Banken hin und her geschoben werden und gewartet werden muss, bis jede Registrierungsstufe abgeschlossen ist, ermöglicht Blockchain allen Beteiligten einen vollständigen Überblick über das Verfahren, so dass mehrere Schritte gleichzeitig durchgeführt werden können.

Das Ziel ist, bis Ende August hundert Unternehmen gegründet zu haben und den Prozess, der gegenwärtig mit unbezahlten Arbeitsstunden von Anwälten bestritten wird, in eine permanente kommerzielle Dienstleistung umzuwandeln.

Öltransporte mit Blockchain

Auch im Rohstoffhandel soll Blockchain vieles vereinfachen. Eine typische Schiffladung benötigt 240 Kopien von 36 Originaldokumenten, die auf 27 Vermittler verteilt sind. KomgoExterner Link, ein Konsortium aus Händlern, Banken und Inspektionsfirmen, nutzt DLT, um den KYC-Prozess («Know Your Customer») und die Finanzierung von Rohstoffladungen zu optimieren.

Das DLT-Netzwerk verwendet Algorithmen, die es den Geschäftspartnern ermöglichen, sich über die Gültigkeit der Daten zu einigen, ohne dass Vermittler erforderlich sind.

Die Parteien können sich sofort darauf einigen, dass sie genaue Kopien derselben Daten besitzen, was den Prozess beschleunigt und Streitigkeiten zu einem späteren Zeitpunkt vermeidet. Jede Partei behält ihre sensiblen Daten hinter einer Firewall und sendet bei Bedarf relevante Informationen direkt an andere Benutzer im Netzwerk.

Wie bei einem Puzzle erstellt das Netzwerk auch ein Echtzeitbild über den Fortschritt der Ladung, das alle an der Lieferung beteiligten Parteien einsehen können.

Das in Genf ansässige Netzwerk nahm Anfang dieses Jahres den Betrieb auf, um jene Banken besser mit Händlern zu verbinden, die Schiffladungen finanzieren. Es arbeitet mit der in London ansässigen Plattform Vakt DLTExterner Link zusammen, die andere Bereiche der Rohstoff-Handelskette abdeckt.

Wie geht es weiter?

Über die möglichen Auswirkungen von Blockchain und anderen DLT-Systemen auf die Wirtschaft gibt es nach wie vor Meinungsverschiedenheiten. Ein Bericht des World Economic ForumExterner Link (WEF) prognostizierte, dass bis zum Jahr 2027 10% der Weltwirtschafts-Leistung auf Blockchain gespeichert werden könnten.

Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinseyExterner Link vom vergangenen Jahr ergab 90 Geschäftsanwendungen für die Technologie in den wichtigsten Branchen. Sie prognostizierte aber, dass es drei bis fünf Jahre dauern würde, bis dies in grossem Massstab realisiert werden könne.

(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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