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Energie belastet Schweizer Haushaltsbudgets eher gering

Ein Gasherd
Der durchschnittliche Gaspreis in der Schweiz ist in anderthalb Jahren um 37% gestiegen. © Keystone / Christian Beutler

Die Schweiz gehört zu den Ländern, in denen der Anteil der Strom- und Gaskosten am monatlichen Budget am niedrigsten ist. Zwar ist der Anstieg der Energiepreise bislang moderater ausgefallen als anderswo, dennoch besteht die Gefahr, dass höhere Preise einen Teil der Bevölkerung hart treffen werden.

Die Inflation und die steigenden Energiekosten sind in der Schweiz, wie auch anderswo, in aller Munde. Dennoch belasten Gas und Strom das Haushaltsbudget weniger als in den meisten anderen Ländern. Dies geht aus einer aktuellen Studie von «Utility Bidder»Externer Link hervor, über welche die «Handelszeitung» berichtetExterner Link hat.

Für die Studie verglich das britische Energieberatungs-Unternehmen die monatlichen Kosten für Gas, Strom und Wasser mit dem Durchschnittslohn in rund 50 Ländern.

«Utility Bidder» gibt an, für jedes Land die folgenden Datenquellen verwendet zu haben: «World Data»Externer Link für den durchschnittlichen Monatslohn und «Numbeo»Externer Link für die durchschnittlichen monatlichen Gas- und Wasserkosten.

Zur Berechnung der monatlichen Stromkosten hat «Utility Bidder» für jedes Land den durchschnittlichen Preis einer Kilowattstunde (kWh) gemäss «Global Petrol Prices»Externer Link mit dem durchschnittlichen Stromverbrauch pro Kopf gemäss Daten der WeltbankExterner Link multipliziert.

Mit durchschnittlich etwa 6200 Franken pro Monat ist der Bruttolohn in der Schweiz der höchste aller Länder auf der Rangliste. Folgerichtig ist der Anteil dieses Betrags, den die Schweizer Haushalte für Gas-, Strom- und Wasserrechnungen ausgeben (5%), ebenfalls der niedrigste, den «Utility Bidder» ermittelt hat.

Das Bundesamt für Statistik (BFS) berechnet die Auswirkungen der Energieausgaben auf das Budget der Bevölkerung auf unterschiedliche Weise. Seine Schlussfolgerungen gehen aber in die gleiche Richtung. Die Institution untersucht jedes Jahr, wie die Haushalte ihr monatliches Einkommen ausgebenExterner Link.

Im Jahr 2019, dem Zeitpunkt der letzten verfügbaren Daten, hatte ein durchschnittlicher Haushalt in der Schweiz ein Bruttoeinkommen von knapp 9600 Franken pro Monat. Von diesem Betrag wurde nur ein sehr geringer Prozentsatz für Energie- und Wasserrechnungen ausgegeben (ca. 1,4 %).

In der Studie von «Utility Bidder» belegt Singapur nach der Schweiz den zweiten und Irland den dritten Platz – in beiden Ländern gehören die Löhne mit 4000 respektive 4800 Euro ebenfalls zu den höchsten.

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Am anderen Ende des Spektrums, in Pakistan, belasten die Energiekosten die Haushaltsbudgets am stärksten: Der pakistanische Durchschnittslohn ist mit 93 Euro pro Monat der niedrigste aller untersuchten Länder. Fast zwei Drittel dieses Betrags gehen für Gas-, Wasser- und Stromrechnungen drauf.

«Utility Bidder» erklärt, dass die neue pakistanische Regierung kürzlich die Energiepreise erhöhen musste, um im Gegenzug ein Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von sechs Milliarden US-Dollar zu erhalten.

«Hochpreisinsel»? Nicht bei der Energie!

Die Schweiz ist als «Hochpreisinsel» für viele Waren und Dienstleistungen bekannt. In absoluten Beträgen sind die Ausgaben für Energie hierzulande im Vergleich zu vielen anderen Ländern denn auch hoch.

Laut der Studie zahlt man in der Schweiz durchschnittlich 194 Franken (185 Euro) pro Monat für Wasser und Gas und 130 Franken (124 Euro) für Strom. Das macht demnach monatlich insgesamt etwas mehr als 320 Franken (310 Euro) aus.

Die Schweiz schneidet im internationalen Vergleich jedoch nicht am schlechtesten ab, denn sie belegt nur den neunten Platz in der Rangliste. Der Spitzenreiter Island liegt mit Energiekosten von fast 700 Euro pro Monat weit vorne. Gas und Wasser sind dort günstig, die Ausgaben für Strom hingegen mit 584 Euro pro Monat beträchtlich.

«Utility Bidder» erklärt, dass Island aufgrund seiner «kalten und dunklen Winter» und der Tatsache, dass «die meisten isländischen Schwerindustrien auf Strom angewiesen sind», sehr viel Strom verbrauche. Die Studie ergänzt, der Strom im Land stamme fast ausschliesslich aus erneuerbaren Quellen, darunter Wasserkraft und Geothermie.

Deutschland zahlt am zweitmeisten (418 Euro pro Monat). Das Land weist die höchsten Ausgaben für Gas auf, was laut der Analyse von «Utility Bidder» auf die gestiegenen Beschaffungskosten für Erdgas und die auf die CO2-Produktion erhobenen Steuern zurückzuführen ist.

Moderatere Inflation als anderswo

Bei den Schweizer Energiepreisen muss dennoch daran erinnert werden, dass sich hinter den Durchschnittswerten sehr unterschiedliche Realitäten verbergen und es schwierig ist, die Schlussfolgerungen der Studie zu verallgemeinern.

Es gibt Dutzende von Gas- und Stromversorgern, die je nach ihren Versorgungsmethoden und den Besonderheiten der Orte, die sie beliefern, unterschiedliche Tarife berechnen. Die Standardtarife für StromExterner Link beispielsweise können von 8 Rappen pro kWh in einer Gemeinde im Wallis bis zu 36 Rappen in einer Gemeinde im Kanton Thurgau reichen.

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Eine Energiekrise zeichnet sich auch in der Schweiz ab

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schweiz blieb bisher von einem Anstieg der Energiekosten verschont. Doch die künftige Energiesicherheit gibt Anlass zur Sorge.

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Darüber hinaus bleibt auch die Schweiz nicht vom Preisanstieg verschont, der die meisten Länder betrifft. Diese Inflation, die vor mehreren Monaten aufgrund einer hohen Energienachfrage einsetzte (Rebound-Effekt nach einer Pandemie, schlechtes Wetter usw.), gekoppelt mit einem knappen Angebot (hauptsächlich verursacht durch den Rückgang der russischen und norwegischen Gasexporte), hat sich in letzter Zeit durch den Krieg in der Ukraine verstärkt.

Seit Dezember 2020 sind die Strompreise landesweit um durchschnittlich 4% gestiegen. Im September letzten Jahres kündigte die Eidgenössische Elektrizitätskommission für 2022 einen sehr moderaten Preisanstieg in der Schweiz von durchschnittlich 3% an, da die meisten Tarife bereits im Vorfeld festgelegt worden waren.

Einige Gemeinden mussten jedoch seit letztem Jahr bereits einen deutlich höheren Anstieg hinnehmen (einige um fast 20%). Und die Regierung hält eine Kostenexplosion nun für ein plausibles Szenario. Der Bundesrat hat deshalb im April einen Rettungsschirm für systemrelevante StromunternehmenExterner Link vorgeschlagen.

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Seit Dezember 2020 sind die allgemeinen Energiekosten in der Schweiz um knapp 30% gestiegen – eine Inflation, die im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern immer noch moderat ist. Laut der europäischen Statistikbehörde EurostatExterner Link sind die Energiepreise in der EU im Durchschnitt um 50% gestiegen, in den Niederlanden sogar um mehr als 100%.

Die Tatsache, dass die Preise in der Schweiz weniger stark steigen als anderswo, hängt «zum grossen Teil mit der Stärke des Frankens zusammen, der bestimmte Schocks absorbiert, besonders bei den Importpreisen», sagte Preisüberwacher Stefan MeierhansExterner Link kürzlich gegenüber dem Schweizer Radio und FernsehenExterner Link (RTS). Er ist damit beauftragt, mögliche Preismissbräuche in der Schweiz zu überwachen und aufzudecken.

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Bedenken

«Wir haben Glück im Vergleich zu unseren Nachbarn (…), aber es bleibt beunruhigend, vor allem für Leute mit niedrigem Einkommen», sagte Meierhans dennoch. Für den Preisüberwacher ist «ein Jahr mit vielen Herausforderungen in Bezug auf die Finanzen und die Preisentwicklung» zu erwarten.

Die Grünen-Nationalrätin Sophie Michaud Gigon, die auch Generalsekretärin der Fédération romande des consommateurs (FRC) ist, sagte gegenüber RTS: «Die Energieprekarität hat uns in der Schweiz noch nicht getroffen, aber der Nettoanstieg des Gaspreises ist für Geringverdienende beängstigend. Man wird die Hilfen gezielt einsetzen müssen.»

Mehrere europäische Länder haben in den letzten Wochen verschiedene Arten von Massnahmen ergriffenExterner Link, um den Anstieg der Energiepreise einzudämmen. Dazu gehören beispielsweise Senkungen der Mehrwertsteuer, «Energie-Schecks» für bestimmte Bevölkerungsgruppen oder eine staatlich verordnete Deckelung der Tarife. Auch in der Schweiz wurde die Politik zum Eingreifen aufgefordert.

Der Bundesrat hat eine Taskforce beauftragt, die Situation zu bewerten und die Auswirkungen verschiedener Massnahmen zu analysieren, seien es Vorschläge von Abgeordneten oder Ideen, die in den Nachbarländern bereits umgesetzt wurden.

Erste Schlussfolgerungen sollen bis Ende des Monats vorgelegt werden. Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist aber zum jetzigen Zeitpunkt der Meinung, dass «es falsch wäre, wenn der Staat eingreifen würde».

In einem Interview mit dem französischsprachigen Fernsehen RTS vor einigen Tagen sprach er sich dafür aus, «der normalen wirtschaftlichen Realität ihren Lauf zu lassen», auch wenn der Bundesrat «in sehr präzisen, gut dokumentierten Fällen, in denen wirklich Handlungsbedarf besteht», tätig werden könnte.

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Das Interview mit Guy Parmelin auf RTS (Franz):

(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)

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