Fasnacht in Basel soll nicht rassistisch sein
Das Organisationskomitee der Basler Fasnacht hat erstmals einen Leitfaden gegen Rassismus verfasst.
Bissige Verse von Schnitzelbänken, gewagte Sujets von Cliquen, böse Sprüche auf Laternen: An der Basler Fasnacht packen die aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtler oft Themen an, die heikel sind.
Die Basler Fasnacht sei eben eine “Sujetfasnacht”, so das Fasnachts-Comité, welches den Verkauf der Fasnachtsplaketten, den Umzug und die Verteilung der Gelder aus dem Plakettenverkauf an der Basler Fasnacht organisiert. Satire sei erlaubt, ja, sogar erwünscht. Rassistische Entgleisungen hingegen nicht.
Diese Haltung hat das Fasnachts-Comité zwar schon länger. Dieses Jahr hat es seinen Leitfaden, wie mit heiklen Themen umzugehen sei, aber ausgebaut und dem Thema Rassismus mehr Gewicht gegeben. Das Fasnachts-Comité hat den angepassten Leitfaden auf seiner Website veröffentlicht.
“Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Sexismus, Beschimpfungen und Beleidigungen, Herabwürdigung von Andersdenkenden und Andersfühlenden sowie alle Formen von diskriminierendem Verhalten entsprechen nicht dem Geist der Basler Fasnacht”, heisst es darin.
“Wir sind keine Zensurbehörde”, sagt Daniel Hanimann, der beim Fasnachts-Comité für die Kommunikation zuständig ist. Das Comité könne nichts befehlen, sondern lediglich empfehlen.
Einen Hebel hat es dennoch: das Geld. “Bei rassistischen und diskriminierenden Sachen geben wir schlechte Noten und das wiederum bedeutet, dass die betreffende Clique weniger Subventionen, sprich weniger Geld bekommt”, sagt Hanimann.
Wer bestraft wird, bleibt unbekannt
Allerdings verrät das Fasnachts-Comité nicht, wie oft es diese “Strafe” bereits angewendet hat. Unklar ist auch, welche Cliquen sanktioniert wurden.
Entgleisungen hat es in den vergangenen Jahren einige gegeben. Bekannt sind beispielsweise Fälle der traditionellen Stammclique “Alti Stainlemer”. Zuletzt erregte 2019 die Alte Garde der Traditionsclique Aufsehen mit rassistischen Laternenversen und Witzen auf Kosten der multikulturellen Bevölkerung im Stadtteil Kleinbasel. Der Tambourmajor war im Burka-Kostüm unterwegs. Ihm folgten Trommler, die als grimmig aussehende Ausländer unterwegs waren.
Das Sujet führte zu viel Kritik – auch innerhalb der Männerclique. Die Junge Garde und der Stammverein distanzierten sich öffentlich von ihrer Alten Garde.
Rassismusvorwürfe gegen “Negro Rhygass” und “Mohrekopf”
Eine schwarze Figur mit dicken Lippen, grossen Ohrringen, einem Knochen im Haar, bekleidet mit einem Baströckchen. So sah das Logo der Guggenmusik “Negro-Rhygass” jahrzehntelang aus.
2018 gab es plötzlich Kritik am Logo und am Namen. Die Clique hatte zuvor ihr “Negro-Fest” in der Öffentlichkeit gefeiert. Das Festgelände war mit dem Logo geschmückt. Es war also gut sichtbar und ausserhalb der Fastnachtszeit. Das hat vor allem Menschen aufgeschreckt, die keine aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtler sind.
Es folgte eine breite Diskussion. Der Name und das Logo der “Negro-Rhygass” wurden als rassistisch gebrandmarkt. Die Clique fühlte sich falsch verstanden. Schliesslich entschloss sie sich, auf das Logo zu verzichten, den Namen aber zu behalten.
In die Kritik geraten war auch die “Mohrekopf”-Guggenmusik aufgrund ihres Namens. Sie hat ihren Namen aber behalten.
Die öffentliche Diskussion über die beiden Guggenmusiken wurde teils gehässig geführt. Eine Petition forderte gar die Auflösung der Cliquen. Das wiederum führte zu einer Solidaritätsdemonstration: Hunderte versammelten sich und stellten sich hinter die kritisierten Fasnachtsformationen.
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