Die Ethikkommission des Weltfussballverbandes hat den langjährigen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini für jeweils acht Jahre gesperrt. Der im Zuge des Korruptionsskandals verhängte Bann gelte ab sofort, teilte die Kommission am 21. Dezember mit.
Die beiden Fussballfunktionäre stehen wegen einer undurchsichtigen Millionenzahlung in der Kritik. Anfang Oktober hatte die Kommission sie daher bereits vorübergehend all ihrer Funktionen enthoben.
Der Fussball-Weltverband wird derzeit vom grössten Korruptionsskandal seiner Geschichte erschüttert. Ins Rollen gebracht haben den Fall im Mai die USA, die gegen zahlreiche Fifa-Vertreter sowie Führungskräfte von Sportmedien und Vermarktungsunternehmen Anklage erhoben haben.
Ihnen wird organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Bestechung zur Last gelegt. Blatter selbst wird vorgeworfen, im Jahr 2011 eine Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini zulasten der Fifa geleistet zu haben.
«Mündliche Abmachung»
Die Ethikkommission erklärte, Blatter habe weder in einer schriftlichen Stellungnahme noch bei einer Anhörung eine rechtliche Grundlage für die Zahlung darlegen können. Er habe sich auf eine mündliche Abmachung berufen.
Das habe die Kommission jedoch nicht überzeugt. Blatter habe somit gegen die Statuten des Verbands verstossen. Zusätzlich zu seiner Sperre müsse er eine Strafe von 50’000 Franken bezahlen.
Ähnliches gelte für den Chef des europäischen Fussballverbandes Uefa, Michel Platini, dem eine Strafe von 80’000 Franken auferlegt wurde.
Mit dem Urteil Externer Linkdürften die Chancen Platinis weiter gesunken sein, Blatter an der Spitze des Weltverbandes zu beerben. Die Fifa will Ende Februar einen neuen Präsidenten wählen.
Gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS erklärte Blatter in einer ersten Stellungnahme, er sei «noch nicht am Ende». Er werde alle ihm zur Verfügung stehenden rechtlichen Wege beschreiten, um dieses Urteil zu bekämpfen.
An einer Medienkonferenz kurz vor Mittag erklärte der Walliser, er wolle das Verdikt vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen. «Ich werde für mich kämpfen, und ich werde für die Fifa kämpfen», sagte der 79-jährige Blatter.
Zwar räumte er ein, die Zahlung an Platini sei nicht korrekt verbucht worden. «Aber das sind Finanzangelegenheiten, die nichts mit Ethik zu tun haben», sagte er. Er sehe sich in der Affäre vielmehr als Sündenbock und habe kein faires Verfahren erhalten.
«Es tut mir leid, für den Fußball. Es tut mir leid für die Fifa, für die ich seit mehr als 40 Jahren arbeite. Und es tut mir leid für die Fifa-Mitglieder», sagte Blatter.
Zum Ende der Medienkonferenz ging Blatter auch noch kurz auf seinen Gesundheitszustand ein. Er erklärte, dass er ohne ärztliche Hilfe heute nicht mehr hier wäre. Nach einem Krankenhausaufenthalt gehe es ihm nun wieder besser, versicherte er unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen.
«Es geht mir aber wieder besser. Ich habe die Unterstützung meiner Tochter, meiner Lebensgefährtin Linda und vielen Mitarbeitern der Fifa», zitiert ihn das Fernsehen SRF.
Seine Pressekonferenz schloss er mit den berühmten Worten Arnold Schwarzeneggers im Hollywood-Streifen «Terminator II»: «Ill be back». Am 26. Februar will er den FIFA-Kongress zur Wahl seines Nachfolgers leiten – notfalls per richterlicher Verfügung.
Externer Inhalt
Michel Platini reagierte ebenfalls ungehalten auf das Urteil. Er sprach von einer «wahrhaftigen Maskerade». Dies alles sei ein «abgekartetes Spiel» von Instanzen, denen er «jegliche Legitimität und Glaubwürdigkeit» abstreite, um ihn zu «beschmutzen», liess er verlauten.
Auch Platini will vor den Internationalen Sportgerichtshof ziehen und erklärte, er sei mit seinem Gewissen im Reinen.
Weitere Untersuchungen
Blatter und Platini sind nicht die einzigen Funktionäre, die im Visier der Behörden stehen. Im Mai haben die USA den grössten Skandal in der Verbandsgeschichte der Fifa ins Rollen gebracht. Sie haben Anklagen gegen zahlreiche Fifa-Vertreter sowie Führungskräfte von Sportmedien und Vermarktungs-Unternehmen erhoben.
Ihnen wird organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Bestechung zur Last gelegt. In der Schweiz – wo die Fifa in Zürich ihren Sitz hat – haben die Behörden im Zusammenhang mit der Affäre mehrere Millionen Franken auf Schweizer Konten eingefroren und mehrere Fifa-Funktionäre verhaftet.
Sie untersuchen zudem, ob bei der Vergabe der WM-Turniere 2018 an Russland und 2022 an Katar Fifa-Funktionäre bestochen wurden.
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Die Ethikkommission des Weltfussballverbands Fifa hat ihren Präsidenten Joseph Blatter und dessen potenziellen Nachfolger Michel Platini vorübergehend von allen Funktionen suspendiert. Die Sperre gelte 90 Tage und könne um bis zu 45 Tage verlängert werden, teilte die Fifa mit.
In dieser Zeit sei es Blatter und dem Franzosen Platini, Präsident der Europäischen Fussball-Union Uefa, untersagt, an Fussball-Aktivitäten teilzunehmen. Die Ethikkommission begründete die Massnahme mit der laufenden Untersuchung gegen die beiden.
Fifa-Ethik-Kommission
2009 verabschiedete die Fifa ein Ethik-Reglement. Nach den Skandalen 2010 um die WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) wurde das Gremium reformiert und in zwei Kammern unterteilt.
Die Ethik-Kommission ist laut Fifa-Statuten unabhängig. Allerdings ist sie immer wieder Kritik ausgesetzt. Der Vorwurf lautete, besonders intensiv gegen Gegner von Fifa-Chef Sepp Blatter vorzugehen.
Ernannt werden die Vorsitzenden der Kammern weiterhin vom Fifa-Kongress. Neben den Vorsitzenden und je einem Stellvertreter haben die Kammern derzeit fünf (Untersuchungskammer) und sechs Mitglieder (Rechtssprechende Kammer).
Blatter war im Fifa-Korruptionsskandal ins Visier der Schweizer Behörden geraten. Die Bundesanwaltschaft verdächtigt den 79-jährigen Schweizer, der seit 1998 an der Spitze des Verbands steht, der ungetreuen Geschäftsführung und Veruntreuung und hat ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet.
Blatter wird zur Last gelegt, im Jahr 2011 eine Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini zulasten des Weltfussballverbands geleistet zu haben. Anwälte Blatters haben die Vorwürfe zurückgewiesen.
Blatter ist "enttäuscht" über Entscheid
In einer ersten Reaktion über seine Anwälte in der Schweiz und in den USA zeigte sich Blatter "enttäuscht, dass die Ethikkommission nicht dem Ethikcode und der Disziplinarordnung gefolgt sind, die ihm eine Gelegenheit gegeben hätten, angehört zu werden." Der Entscheid der Kommission beruhe auf einem falschen Verständnis der Handlungen des Bundesanwalts, der zwar ein Strafverfahren gegen Blatter eröffnet, diesen jedoch nicht angeklagt habe.
Blatter liess verlauten, er freue sich darauf, Beweise vorzulegen, die zeigen würden, dass er sich keine Verfehlungen geleistet habe, "weder krimineller noch anderer Art".
Weitere Fifa-Mitglieder im Abseits
Die Kommission suspendierte zudem für die gleiche Zeit Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke. Der Franzose war bereits durch eine Untersuchung ins Abseits gedrängt worden. Der ehemalige Fifa-Vizepräsident Chung Moong-joon aus Südkorea wird für sechs Jahre von Fussball-Aktivitäten ausgeschlossen. Er war ebenfalls als möglicher Nachfolger Blatters gehandelt worden. Zusätzlich muss er eine Busse von 100'000 Franken entrichten.
Mit dem Bann gegen Blatter vertritt ihn laut Satzung vorerst Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun im höchsten Fifa-Amt. Der 69-Jährige ist seit 1988 Präsident des afrikanischen Fussball-Kontinentalverbands CAF, seit 1990 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees und seit 1992 Fifa-Vizepräsident. Zudem gehört Issa Hayatou seit 14 Jahren auch dem Internationalen Olympischen Komitee an. Der britische TV-Sender BBC und die Zeitung "Sunday Times" brachten 2010 und 2011 allerdings auch Hayatou mit Korruption im Rahmen von TV-Rechten und der Vergabe der WM 2022 in Katar in Verbindung.
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