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#GenerationE: Junge Migranten aus Südeuropa erzählen

Generation E ist ein grenzüberschreitendes Datenjournalismus-Projekt. Es untersucht die Frage, warum junge Leute aus Südeuropa auswandern und wohin sie gehen. GenerationE

Wegen der Wirtschaftskrise ziehen jedes Jahr Zehntausende junger Italiener, Spanier und Portugiesen Richtung Norden auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Wer sind diese neuen Gesichter der Migration? Das Projekt Generation E hat über 2500 persönliche Geschichten gesammelt, darunter Hunderte aus der Schweiz.

«Der italienische Staat hat viel in mich investiert, er hat mein Studium und Doktorat bezahlt, aber nun profitiert eine Schweizer Firma von den Ergebnissen.» Alessandro Fammartino ist vor neun Jahren auf der Suche nach Arbeit in die Stadt Zürich gezogen.

Ursprünglich aus Turin, gehört er zu jenen 2500 Auswanderern unter 40 Jahren, die an der Befragung von Generation EExterner Link mitmachen, ein Projekt über die Migration von jungen Leuten aus Südeuropa. swissinfo.ch hat für die Interviews in der Schweiz das Exklusivrecht (um weitere Porträts zu lesen, klicken sie auf das Dossier an der Seite).

Fehlende Berufsaussichten und persönliche Ambitionen gehören zu den von jungen Migranten am meisten genannten Auswanderungsgründen. Das erstaunt nicht angesichts der hohen Arbeitslosenquote unter Jungen, die von 35% in Italien bis 50% in Spanien und Griechenland reicht.

Es gibt aber auch Leute, die wegen des Studiums, der Liebe oder einem als unerträglich empfundenen politisch-kulturellen Klima ihr Heimatland verlassen.


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Gemäss Bundesamt für Statistik sind im Jahr 2015 über 40’000 Einwanderer aus Südeuropa in die Schweiz eingereist, davon fast die Hälfte aus Italien. Nicht alle registrieren sich allerdings offiziell bei der heimatlichen Botschaft. Und das aus verschiedenen Gründen, wie der Journalist und Koordinator bei Generation E, Jacopo Ottaviani, erklärt.

«Wenn sie sich im Personenregister einschreiben, haben diese Leute das Gefühl, ihr Land definitiv zu verlassen. Und nicht alle sind sich sicher, das wirklich tun zu wollen. Daher warten sie lieber ab. Und dann ist da noch der bürokratische Aspekt. Im Falle von Italien beispielsweise ist die Prozedur sehr lang und kompliziert.»

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Die Einwanderung von jungen Italienern, Spaniern und Portugiesen ist kein neues Phänomen in der Schweiz. Bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren hat die Schweiz Hunderttausende italienischer Gastarbeiter aufgenommen, die häufig unter unmenschlichen Bedingungen angestellt wurden.

Das Projekt Generation E wird von vier Journalisten betreut: Jacopo Ottaviani (Koordinator), Daniele Grasso, Sara Moreira und Katerina Stavroula. 

Die neuen Migranten haben jedoch ein anderes Profil. Einerseits weil früher vor allem Arbeiter auswanderten, während heute ein Grossteil der Jungen ein Universitätsdiplom hat. Zudem handelt es sich um Personen, die Reisen gewohnt sind, mehrere Sprachen sprechen und sich in erster Linie als europäische Bürger fühlen, meint Ottaviani.

Die Integration ist aber nicht immer einfach, jedenfalls gemäss den in der Schweiz gesammelten Berichten. «Ich habe gute Freunde, aber hauptsächlich Ausländer wie ich», sagt Elisa Lovecchio (27 Jahre) aus Pisa. «Ich gehe vor allem mit anderen Einwanderern aus, und das gibt mir ein wenig das Gefühl, eine Outsiderin zu sein, die am Rande der Gesellschaft lebt.»

Die Schweizer sind laut einer jungen Frau aus Portugal verschlossener als die mediterrane Bevölkerung, und «Lausanne ist sicherlich keine Stadt für Singles, eher ein guter Ort, um zu sterben, wie meine Mutter sagt».

Die meisten dieser jungen Auswanderer träumen jedenfalls davon, früher oder später wieder in die Heimat zurückkehren zu können. «Wenn ich könnte, würde ich morgen schon zurückkehren», erzählt beispielsweise Ivan G., ein Spanier, der in Zürich lebt. «Aber im Moment wäre das ein Suizid.»

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(Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi)

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