Wie der Jemen einmal war – durch die Linse einer Schweizerin
Der Jemen ist seit Jahren kein Land für Touristen, noch weniger für Journalisten und Fotografen. Die Schweizer Fotojournalistin Monique Jacot wagte es dennoch und bereiste in den 1980er-Jahren wiederholt das Land. Durch ihre Kamera sehen wir Architektur, Kultur und die unterschiedlichen Facetten des alltäglichen Lebens. Ihre Arbeit über den Jemen ist noch bis zum 1. März in der Kantons- und Universitätsbibliothek Lausanne zu sehen.
Monique Jacot wollte ursprünglich einfach die Architektur im Jemen entdecken, wie man es als Tourist macht. «Ich habe mich jedoch sofort in das Land verliebt», erklärt sie in einem Interview im Rahmen ihrer Ausstellung in Lausanne.
Die heute 85-jährige Fotografin ist über 10 Jahre durch den Jemen gereist und hat eine grosse Menge an Fotos aufgenommen. Diese machen heute, wegen des Krieges im Land, sowohl Jacot als auch die Jemeniten gleichzeitig nostalgisch und traurig. Sanaa, Tihama, Hadramaut, Ma’rib, Taizz, Schibam, Zabid, Ibb und Sa’dah, Jacot hat im Jemen Wüste und Felsen fotografiert, nicht nur Häuser und Menschen.
Wie man sich vorstellen kann, war es für die fremde Fotografin nicht einfach, sich im Jemen damals frei zu bewegen und alles zu fotografieren. Sei es, weil die Menschen es nicht wollten, oder weil die Behörden es ihr verboten haben. Deswegen reiste sie in Gruppen von drei bis vier Personen von Ort zu Ort. Manchmal war ihr Reiseziel für Ausländerinnen gesperrt, weshalb sie improvisieren und die Reiseroute ständig ändern musste, wie sie im Interview erklärt.
Alexandra Weber Berney, die Kulturvermittlerin an der Universitätsbibliothek in Lausanne betont, dass die Ausstellung keinen direkten Bezug zur aktuellen Situation im Jemen hat. Es sei das Ergebnis einer Begegnung zwischen Monique Jacot und der Redaktorin bei «Editions Couleurs d’encre», Virginie Jaton, der die Fotografin dreissig «jemenitische Fresken» schenkte. Virginie Jaton beschloss, ein Buch daraus zu machen, welches die Bibliothek erworben hat.
Dieses Buch ist der Ursprung der Ausstellung. «Es ist also ein poetisches Projekt», wie es Weber Berney ausdrückt. Es ist aber auch deshalb poetisch, weil es nicht nur Fotos enthält, sondern auch Gedichte, welche aus einem in den Achtzigerjahren in französischer Sprache erschienenen Gedichtband namens «Gedichte der jemenitischen Revolution» stammen, darunter das Gedicht «Tod, Liebe und Freiheit» von Muhammad Shaltami.
Die Ausstellung sei «weit entfernt von der heutigen Realität», meint Weber Berney. Vielleicht stimmt das, sie hilft jedoch sicher dabei, ein vollständigeres Bild vom Jemen abzubilden.
Monique Jacot
Fotoschule Vevey, Fotoklasse bei Gertrude Fehr 1953-1956
Reportage-Fotografin in Zürich für Die Woche, Annabelle, Du, La Semaine de la Femme u.a. 1956-1958
Fotoreisen für die Weltgesundheitsorganisation WHO 1967 bis 1970
Publikationen in Geo, Stern, Elle, Vogue, Réalités, L’Illustré, Schweizer Illustrierte
Teilnahme am Projekt «L’Enquête photographique en Valais 1989-2005»
Eidgenössisches Stipendium 1974
Beiträge des Amtes für Kulturpflege des Kantons Waadt 1987, 1988
Jacots Werk wird bei der Fotostiftung Schweiz in Winterthur verwahrt.
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