Frühzeitige Warnung vor Korruption für Unternehmen
Die Zunahme von Gesetzen gegen Korruption und die Folgen eines geschädigten Rufs zwingen Unternehmen dazu, ihre Geschäftspartner vorsichtig auszuwählen. Eine Firma, gegründet zum Schutz von Schweizer Banken vor Geldwäscherei, hilft ihnen dabei.
Trotz grosser Anstrengungen finden sich viele multinationale Unternehmen immer noch auf der falschen Seite des Rechts. Dieses Jahr wurde die Schweizer Firma ABB nach einer Untersuchung wegen Bestechung mit einer Geldstrafe gebüsst.
Auch die Grossbank Credit Suisse musste zahlen, weil sie mit Ländern Geschäfte abwickelte, die von den USA sanktioniert werden.
Das Schweizer Telekom-Unternehmen Swisscom ist Teil einer Untersuchung wegen Geldwäsche mit Bezug zur Mafia geworden, nachdem es ein italienisches Unternehmen gekauft hatte.
Globale Geschäft abzuwickeln ist ein Risikogeschäft geworden. Es ist teuer, dabei einen sicheren Weg zu gehen. Das hat einen neuen Geschäftszweig hervorgebracht, der es Unternehmen erlaubt, die kostspieligen Untersuchungen auszugliedern.
World Check ist eine solche Firma. Sie schützt Unternehmen davor, Geschäfte mit dubiosen Firmen abzuwickeln. Ihre Datenbasis mit «politisch exponierten Personen» (PEPs), wie sie kurioserweise im Fachjargon genannt werden, sind für Banken, Minenfirmen, Anwälte, Casinos und 200 Regierungsbehörden in 90 Ländern unabkömmlich.
Erhältliche Informationen
Bösewichte werden längst nicht mehr mittels Telefonabhören oder Durchsuchen von Abfällen aufgedeckt. Heute ist das Durchsieben von öffentlich zugänglichen Informationen üblich. Diese Methode ist unter dem Begriff «Open Source Intelligence» bekannt.
«Unsere Quellen sind Haftbefehle von Interpol, die Liste von UNO-Sanktionen, Nachrichtenreporte der BBC oder wissenschaftliche Untersuchungen», sagt David Leppan, der Gründer von World Check, gegenüber swissinfo.ch.
«Als wir anfingen, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass wir im öffentlichen Bereich über Personen all das aufdecken könnten, was wir schliesslich aufgedeckt haben», sagt er und ergänzt: «Wir haben eine immer transparentere Welt, in der es nahezu unmöglich ist, den Informationsfluss im Netz zu kontrollieren. Man kann Informationen zwar für eine gewisse Zeit verstecken, doch sobald man sie jemandem anvertraut, besteht ein grösseres Risiko, dass sie an die Öffentlichkeit gelangen.
Sind die einzelnen Informationen beschafft, setzt World Check die Puzzleteile zusammen. «Vielleicht hat man es mit einer Person zu tun, die zuerst lupenrein erscheint. Doch nur zwei Schritte weiter weg kann sich das ändern. Es braucht nur eine kleine Information, die hilft, die Punkte zusammenzuführen, und plötzlich sticht es einem ins Auge», sagt Leppan.
Terror-Attacken als Auslöser
World Check wurde vor zehn Jahren gegründet, um Schweizer Privatbanken vor Geldwäschern zu schützen. Die Kundenliste wuchs schnell an nach den Attacken vom 11. September 2001. Man entdeckte, dass die Täter ihr Kapital in normalen Banken versteckten.
Seither hat die Firma ihr Angebot ausgeweitet: Sie hilft Kunden dabei, korrupten Amtspersonen aus dem Weg zu gehen oder keine verhängten Handelssanktionen zu verletzen.
World Check beschäftigt rund 500 Personen. Darunter ist auch ein ehemaliger verurteilter Geldwäscher. Rund 4600 Unternehmen aus 160 Ländern nutzen ihr Angebot. Der Jahresumsatz beträgt rund 67 Mio. Franken.
Gemäss Transparency International (TI), einer Organisation die sich für Korruptionsbekämpfung und -prävention einsetzt, gehört World Check zu den führenden Firmen auf diesem Gebiet.
«Es ist für jede grosse Bank fast unvorstellbar, wie sie ohne eine solche Datenbasis von PEPs auskommen kann», sagt TI-Pressesprecher Daniel Thelesklaf gegenüber swissinfo.ch.
Doch es scheine, als seien die organisierten Verbrecher gegenüber den Bemühungen der Behörden und Gesetzesgeber immer einen Schritt voraus, warnt Thelesklaf.
Mangel an Ressourcen
Es mag überraschen, dass Leppan zustimmt, dass der Kampf gegen Geldwäscherei eine praktisch verlorene Sache sei. «Das organisierte Verbrechen ist heute so erfolgreich, wie es vorher noch nie war», sagt er. «Nach wie vor erwirtschaftet es jedes Jahr Milliarden von Dollars direkt vor unseren Augen. Es ist eigentlich offensichtlich, dass wir alle hoffnungslos am Scheitern sind.»
Die Aufgabe von World Check ist es, die Kunden vor korrupten Praktiken zu schützen und nicht, diese Praktiken zu stoppen. Die grössten Hürden, um die Geldwäscherei auszumerzen, sind die beschränkten Ressourcen der Polizeibehörden und insbesondere der Finanzaufsichtsbehörden.
«Die Aufsichtsbehörden arbeiten mit sehr wenig Personal und mit veralteten Technologien», sagt Leppan. «Die Regierungen verfehlen ihr Ziel, wenn sie von Unternehmen verlangen, sich zu fügen aber den Aufsichtsbehörden nicht die Mittel zur Verfügung stellen, verdächtige Transaktionsberichte zu verfolgen.»
Die Höhe der Geldwäscherei, das Verbergen von unrechtmässigen Gelderträgen aus kriminellen Aktivitäten, ist wegen seiner dubiosen Wege schwierig zu beziffern.
1996 hat der Internationale Währungsfonds IMF angegeben, dass gewaschenes Geld etwa 2 bis 5% des globalen Bruttoinlandprodukts ausmacht, was einem Betrag von 566 Milliarden bis zu 1,44 Billionen Franken entspricht.
Mehrere Gesetze wurden geschaffen, die es für Kriminelle schwieriger machen sollen, ihr Geld zu verstecken.
Die meisten davon sind nach den Terror-Attacken in den USA vom 11. September 2001 entstanden.
Die Schweiz hat allerdings bereits 1998 eine Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) eingerichtet.
Banken und Finanzinstitute sind dazu verpflichtet, die Identität der Besitzer von hinterlegtem Vermögen sorgfältig zu prüfen.
Jede Einzahlung oder Transaktion über 25’000 Franken muss geprüft werden.
(Übertragung aus dem Englischen: Sandra Grizelj)
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