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Giftige Kakaobohnen: Wieviel Kadmium ist in Ihrer Schokolade?

Junge, der Schokolade isst.
Getty Images/istockphoto

Verwässerte internationale Normen führen dazu, dass in manchen Ländern die Kadmiumbelastung in Schokolade höher ist als anderswo. Laufende Gerichtsverfahren könnten das ändern.

Ausserhalb der Lebensmittelindustrie ist der Codex Alimentarius nur Wenigen bekannt. Unter dem Namen versteht man eine Sammlung von internationalen Richtlinien, welche die Lebensmittelregeln weltweit harmonisieren. Die Höchstwerte von toxischen Stoffen werden von Delegierten aus allen Ländern diskutiert und festgelegt.

Dieser Artikel ist Teil unserer Berichterstattung über die Entwicklungen in der Lebensmittelindustrie aus Sicht der Konsument:innen. Trotz ihrer geringen Grösse ist die Schweiz bedeutend im globalen Lebensmittelmarkt. Sie beherbergt Lebensmittel- und Agrargiganten wie Nestlé und Syngenta sowie wichtige Akteure in den Bereichen Schokolade und Milchprodukte.

Das Land positioniert sich auch als Food-Tech-Hub mit vielen Start-ups und einem eigenen Inkubator in Form des Swiss Food and Nutrition Valley im Kanton Waadt.

Die Schweiz ist auch eine europäische Drehscheibe für viele Rohstoffunternehmen, die mit Lebensmitteln wie Soja, Kakao, Kaffee und Palmöl handeln.

Ein solcher giftiger Stoff ist Kadmium. Kadmium ist ein Schwermetall, das die Nieren langfristig schädigt und bekanntlich krebserregend ist. Schokolade gehört zu den wenigen Lebensmitteln, die natürlicherweise einen erhöhten Kadmium-Gehalt haben können.

Das liegt daran, dass die Böden in manchen Teilen Lateinamerikas relativ hohe Mengen des giftigen Schwermetalls enthalten. Dieses gelangt dann in die Kakaobohnen. Ein Fünftel des Kakaos bezieht die Schweiz aus Lateinamerika.

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2014 beschloss der CCCF, der entsprechende Ausschuss des Codex Alimentarius, eine Diskussion über die Höchstwerte für Kadmium in Schokolade und Kakaoerzeugnissen anzustossen. 2022, nach acht Jahren und mehreren Verhandlungsrunden, wurden neue Kadmium-Höchstwerte für verschiedene Kakao-Erzeugnisse beschlossen – allerdings nicht ohne Vorbehalte aus manchen Regionen.

Lateinamerikanische Länder, deren Böden hohe Kadmiumwerte aufweisen, sprachen sich für tiefere Grenzwerte aus, um die Kakaobohnenexporte ihrer Landwirtschaft zu schützen. Die Schweiz und die Europäische Union hingegen plädierten für strengere Grenzwerte, weil die Menschen dort weitaus mehr Schokoladeprodukte konsumieren. Am Ende setzte sich die lockerere Variante durch.

«Obwohl es sich bei den Codex-Standards um Empfehlungen für die freiwillige Anwendung durch die Mitglieder handelt, dienen sie in vielen Ländern als Grundlage für die nationale Gesetzgebung. In der Schweiz ist dies jedoch nicht der Fall, hier gelten strengere Höchstwerte für Kadmium in Schokolade als in der EU und Norwegen», schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen SWI swissinfo.ch per E-Mail.

Schokoladefans in der EU, in der Schweiz und in Norwegen sind ohnehin dank strengeren Vorschriften, die bereits 2019 in Kraft getreten sind, relativ sicher.

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Im Rest der Welt ist das weniger der Fall. Sie können sich zwar auf die Codex-Normen berufen, doch deren Anwendung bleibt freiwillig.

Nur wenige Länder ausserhalb Europas – Australien, Neuseeland, Russland und die Mercosur-Region – haben irgendeine Art von offiziellem Grenzwert für den maximalen Kadmiumgehalt in Schokoladeprodukten, aber sie sind alle laxer als die EU-Vorschriften.

Schweizer Schokolade auf dem Prüfstand

Im vergangenen Dezember untersuchte die Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports 28 in Kalifornien verkaufte Schokoladetafeln (der einzige amerikanische Bundesstaat, in dem die zulässige Höchstdosis für Cadmium auf 4,1 Mikrogramm pro Tag festgelegt ist).

Auffällig: Die Schokolade des Schweizer Schokoladeherstellers Lindt & Sprüngli (Lindt Excellence Dark Chocolate 70% Cocoa) gehörte zu den 13 geprüften, die einen höheren als den zulässigen Kadmiumgehalt aufwiesen.

Trotz dieser Testergebnisse bestreitet das Unternehmen, dass seine Schokoladen ein Risiko für die Konsument:innen darstellen.  

«Alle unsere in der Consumer-Reports-Studie genannten Produkte erfüllen strenge Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsanforderungen und sind sicher zu konsumieren», schreibt Lindt & Sprüngli per E-Mail.

Doch manche bezweifeln das. Am 10. Januar wurde beim Bezirksgericht von Nordkalifornien eine Sammelklage gegen die amerikanische Niederlassung von Lindt & Sprüngli eingereicht, die dem Unternehmen «rücksichtslose Missachtung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Konsument:innen» vorwirft.

Die klagende Person hat eine Verhandlung vor einem Geschworenengericht verlangt. Andere Schokoladehersteller – Hershey’s, Mars, Godiva und Trader Joe’s – deren Schokoladen in den Tests von Consumer Reports hohe Kadmiumwerte aufgewiesen haben, sehen sich derzeit ebenfalls mit Klagen konfrontiert.

Dieser Druck könnte Schokoladehersteller weltweit dazu motivieren, die Konzentrationen von Schwermetallen wie Kadmium und Blei auf ihren Verpackungen anzugeben, damit die Konsument:innen transparente Kaufentscheidungen fällen können.

Im vergangenen Dezember untersuchte die Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports 28 in Kalifornien verkaufte Schokoladetafeln (der einzige amerikanische Bundesstaat, in dem die zulässige Höchstdosis für Cadmium auf 4,1 Mikrogramm pro Tag festgelegt ist).

Auffällig: Die Schokolade des Schweizer Schokoladeherstellers Lindt & Sprüngli (Lindt Excellence Dark Chocolate 70% Cocoa) gehörte zu den 13 geprüften, die einen höheren als den zulässigen Kadmiumgehalt aufwiesen. Trotz dieser Testergebnisse bestreitet das Unternehmen, dass seine Schokoladen ein Risiko für die Konsument:innen darstellen.

«Alle unsere in der Consumer-Reports-Studie genannten Produkte erfüllen strenge Qualitäts- und Lebensmittelsicherheitsanforderungen und sind sicher zu konsumieren», schreibt Lindt & Sprüngli per E-Mail.

Doch manche bezweifeln das. Am 10. Januar wurde beim Bezirksgericht von Nordkalifornien eine Sammelklage gegen die amerikanische Niederlassung von Lindt & Sprüngli eingereicht, die dem Unternehmen «rücksichtslose Missachtung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Konsument:innen» vorwirft.

Die klagende Person hat eine Verhandlung vor einem Geschworenengericht verlangt. Andere Schokoladehersteller – Hershey’s, Mars, Godiva und Trader Joe’s – deren Schokoladen in den Tests von Consumer Reports hohe Kadmiumwerte aufgewiesen haben, sehen sich derzeit ebenfalls mit Klagen konfrontiert.

Dieser Druck könnte Schokoladehersteller weltweit dazu motivieren, die Konzentrationen von Schwermetallen wie Kadmium und Blei auf ihren Verpackungen anzugeben, damit die Konsument:innen transparente Kaufentscheidungen fällen können.

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Anand Chandrasekhar

Gibt es etwas in Bezug auf Lebensmittel oder Landwirtschaft, das Sie neugierig oder besorgt macht?

Es gibt so viel Auswahl beim Lebensmittelkauf, aber wie soll man seine Entscheidungen treffen?

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