Ein weiteres Krisenjahr für die Alpengletscher
Wir haben 2020 keinen Hitzesommer. Trotzdem schmelzen die Gletscher in der Schweiz weiter. Bilder einer Fotografin und eines Fotografen illustrieren den Wandel, der sich in den Alpen vollzieht.
«Die typische Sommerhitze, die im Monat Juli für gewöhnlich zu erwarten ist, war dieses Jahr in der Schweiz nicht besonders ausgeprägt» und die Zahl der Hitzetage war «deutlich geringer» als im Juli 2019.
Das Klimabulletin des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz bestätigt die Wahrnehmung der Schweizer Bevölkerung, dass dieser Sommer (bisher) von der Hitze der letzten zwei Jahre verschont geblieben ist.
Gute Nachrichten für ältere Menschen, Kranke, Schwangere und Kleinkinder, die am meisten gefährdet sind. Und gute Nachrichten für diejenigen, die den Sommer in den Bergen verbringen, um die Gesundheit der Alpengletscher zu beobachten.
Zu ihnen gehört auch Matthias Huss, Direktor des Schweizerischen Gletschermessnetzes (Glamos). Auf der Grundlage von Zwischenmessungen an sechs Gletschern stellt Huss fest, dass die Situation in diesem Jahr «besser» sei als in den letzten extremen Jahren.
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«Allerdings kann 2020 auch als ein schlechtes Jahr für die Gletscher betrachtet werden, da eine deutliche Abnahme der Masse beobachtet wurde», so Huss. Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren seien die Lufttemperaturen zwar niedriger, aber die Schneedecke am Ende des Winters – welche die Gletscher vor der Sonneneinstrahlung schützt – weniger dick gewesen.
Eine in Bildern dokumentierte Veränderung
Seit 1850 hat sich das Volumen der Alpengletscher um etwa 60% verringert. Laut einer Studie der Universität Erlangen-Nürnberg, die in der Fachzeitschrift Nature Communication veröffentlicht wurde, ist der grösste Eisverlust in den Schweizer Alpen verzeichnet worden.
«Die Schweiz hat die grössten Gletscher, aber auch die höchste Schmelzrate», kommentierte Christian Sommer, Koautor der Studie. So geht zum Beispiel das Gebiet des grössten Gletschers der Alpen, des Aletschgletschers im Wallis, in seinem tiefsten Teil um mehr als fünf Meter pro Jahr zurück.
Zahlen allein reichen jedoch nicht aus, um zu verstehen, was in den Bergen geschieht und wie der Rückzug der Gletscher die Landschaft und das gesamte alpine Ökosystem verändert. Deshalb sind Fotos von Gletschern, die im Abstand von mehreren Jahren aufgenommen wurden, von grossem Wert. Zum Beispiel die Bilder von Daniela und Simon Oberli, die seit über zehn Jahren auf ihrer Website GletscherVergleiche.chExterner Link die Veränderungen zahlreicher Schweizer Gletscher dokumentieren.
Sibilla Bondolfi
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