Elektromobilität ist im Trend: Alle grossen Autohersteller setzen auf E-Mobile. In der Schweiz mischt das Waadtländer Startup-Unternehmen Green Motion vorne mit, als Marktführer für Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Firmenchef François Randin hat die Technologie sogar nach Chinas verkauft. swissinfo.ch hat mit ihm gesprochen.
swissinfo.ch: Green Motion begann 2009 mit der Entwicklung von Ladesystemen für Elektrofahrzeuge. Damals glaubten nur wenige daran, dass ein Netz an Ladestationen nötig wäre.
François Randin: Wir waren tatsächlich der Zeit einige Jahre voraus. Viele hielten uns für verrückt. Bevor wir eine Ladestation verkaufen konnten, mussten wir jedes Mal das Potential der E-Mobilität erklären. Weder unsere Investoren noch unsere Kunden wollten wissen, ob wir gute Produkte herstellten. Sie fragen, ob es wirklich eines Tages einen Markt für Elektromobile geben werde. Man sagte: Welchen Nutzen haben diese Ladestellen, wenn keine Elektroautos unterwegs sind? Und welchen Nutzen haben solche E-Autos, wenn es keine Ladestellen gibt?
Bisher haben die Fahrzeughersteller, mit Ausnahme von Tesla, sich wenig Gedanken zu den Ladestationen gemacht. Darum gab es eine Marktlücke, die wir – früher als andere – entdeckt haben. Vor einigen Jahren hat sich die Lage geändert, weil grosse Hersteller nun Elektroautos produzieren, die dank höhere Leistungsfähigkeit und besserer Batterien eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern aufweisen.
Damit werden mehr als 90 Prozent der täglichen Fahrleistungen abgedeckt. Die Neuimmatrikulation von Elektroautos weist Wachstumsraten von über 100 Prozent im Jahr auf. Diese Entwicklung hat für mich positive Seiten: Ich muss Elektromobilität nicht mehr erklären und verteidigen – im Gegensatz zu früher.
swissinfo.ch: Der schwedische Automobilhersteller Volvo hat angekündigt, sich bald vom Verbrennungsmotor verabschieden zu wollen. Auch Frankreich und Indien setzen für die Zukunft auf elektrisch angetriebene Autos. Sind wir nun am grossen Wendepunkt?
F.R.: Tatsächlich ist feststellbar, dass es momentan viele positive Indikatoren auf politischer, ökonomischer und technologischer Ebene zugunsten von Elektroautos gibt. Die politischen Absichtserklärungen sind meiner Meinung nach mit Vorsicht zu geniessen, denn niemand weiss, was passiert, wenn Regierungswechsel stattfinden.
Die Entscheide der grossen Automobilhersteller stimmen mich hingegen sehr zuversichtlich. Denn um Elektroautos zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, sind Milliarden von Franken nötig. Das macht niemand aus Spass und Tollerei.
Als Unternehmer bin ich bei Schätzungen eher konservativ und vorsichtig. Ich wäre schon froh, wenn 2020 rund 4 Prozent des Fahrzeugmarktes von Elektroautos abgedeckt würden. Wenn es schneller geht, umso besser.
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swissinfo.ch: Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen in der Schweiz für die Entwicklung der Elektromobilität?
F.R.: In der Schweiz gibt es fast ideale Bedingungen. Wir verbrennen kein Erdöl, um Elektrizität herzustellen. Mehr als zwei Drittel des Stroms wird durch Wasserkraft generiert. Und in Zukunft sollen noch vermehrt erneuerbare Energieträger zum Einsatz kommen. Die Strompreise befinden sich auf einem vernünftigen Niveau. Dazu kommt: In der Schweiz legen wir in der Regel eher kürzere Distanzen zurück; der Individualverkehr ergänzt den qualitativ hochstehenden öffentlichen Verkehr.
swissinfo.ch: Doch im Vergleich zu anderen Ländern ist in der Schweiz kein politischer Druck spürbar, die Elektromobilität stärker fördern zu wollen.
F.R.: Elektromobilität wird praktisch von allen politischen Lagern unterstützt. Doch in der Schweiz herrschte immer ein liberales Gedankengut. Subventionen sieht man da eher kritisch. Es gibt einige Anreize steuerlicher Natur, doch wir sind weit entfernt von Frankreich, wo der Staat den Kauf eines Elektroautos mit Tausenden von Euros subventioniert.
Wichtiger als der politische Wille zur Förderung ist meiner Meinung nach aber das ökologische Bewusstsein der Bürger. Und dieses ist in der Schweiz sehr ausgeprägt. Das zeigt sich daran, dass der Anteil der immatrikulierten Elektroautos am gesamten Fahrzeugbestand in der Schweiz praktisch genauso hoch ist wie in Nachbarländern, wo es Subventionen gibt.
Elektroautos in der Welt
Gemäss Angaben der Internationalen Agentur für Energie (AIE) waren Ende 2016 weltweit rund 2 Millionen Elektroautos in Betrieb.
Im Jahr 2016 wurden 750’000 neue Elektromobile immatrikuliert. Die Zuwachsrate gegenüber dem Vorjahr beträgt 60 Prozent. 40 Prozent dieser Autos wurden in China verkauft.
Die Energieagentur erwartet, dass bis 2020 rund 20 Millionen Elektroautos immatrikuliert sein werden, bis 2025 sogar 70 Millionen.
Weltweit gibt es bis anhin rund 300’000 öffentlichen Ladestationen.
swissinfo.ch: Viele Leute können keine Ladestation zu Hause installieren, vor allem in einem Land von Mietern wie der Schweiz. Muss daher nun die Öffentlichkeit ein Netz von Ladestationen finanzieren?
F.R.: Anfänglich gab es einige Bedenken. Unsere Kunden waren vor allem grosse Firmen. Doch nun stelle ich fest, dass wir zunehmend auch Anfragen von Gemeinden und Städten erhalten. Dabei sind vor allem die langen Entscheidungsprozesse ein Problem.
Stadtbehörden brauchen bis zu zwei Jahre, um über die Finanzierung einer Ladestation zu entscheiden. Daher installieren wir lieber gratis unsere Anlagen, die wir dann durch einen Aufschlag auf den Strompreis amortisieren. Wenn wir so vorgehen, reichen häufig zwei Wochen.
swissinfo.ch: Auch die Wirtschaft scheint E-Mobilität und Startup-Firmen in Bereich Cleantech nicht besonders zu unterstützen. Wie erklären Sie sich das?
F.R.: Schweizer Investoren wollen keine grossen Risiken auf sich nehmen. Wahrscheinlich gibt es mehr Investitionsbereitschaft bei Startup-Firmen in der pharmazeutischen oder medizinischen Industrie. Oder auch, wenn es sich um Spin-Offs von Institutionen wie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) handelt. Ich habe in diesen Jahren viele potentielle Investoren kontaktiert, aber das Fundraising war äusserst mühsam.
Wir fanden schliesslich Investoren im Ausland, in Deutschland und vor allem in China. Dank eines Lizenzvertrags mit einem grossen chinesischen Unternehmen erhielten wir einige Dutzend Millionen Franken. Diese Mittel setzen wir nun ein, um ein Netz an Verladestationen in der Schweiz aufzubauen. Ich schätze, dass bis in 10 Jahren in der Schweiz 30’000 öffentliche und 300’000 private Ladestationen nötig sein werden.
swissinfo.ch: Sie fahren selbst ein Elektroauto. Welche Vorteile bietet das?
F.R.: Es hat finanzielle Vorteile. Inzwischen gibt es Elektroautos in allen Kategorien und Grössen, deren Preise mit Autos mit Verbrennungsmotoren vergleichbar sind. Der gefahrene Kilometer kostet mich im Vergleich zu einem Benzin- oder Dieselauto ein Drittel oder die Hälfte weniger.
Die Effizienz von Elektroautos ist zudem höher. 90 Prozent der Energie fliesst in die Fortbewegung des Fahrzeugs. Bei einem Verbrennungsmotor sind es nur 20 bis 25 Prozent. Der Rest der Energie geht in Abwärme und heizt nur den Planeten auf.
Dazu kommt für mich ein wichtiger persönlicher Aspekt: Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich privat Auto fahre. Mit den dienstlichen Fahrten hatte ich keine Mühe, da ich ja von etwas leben muss. Aber die Nutzung des Autos für rein private Reisen belastete mich innerlich.
Green Motion
Green Motion wurde 2009 in Lausanne von drei jungen Technikern gegründet. Heute sind 25 Personen im Unternehmen beschäftigt: Elektrotechniker, Elektriker, Informatiker, Spezialisten für Design und Ergonomie.
Das hoch technologische Produkt wird zu 95 Prozent von Partnerunternehmen in der Schweiz hergestellt. Zusammengesetzt werden die Teile von der Waadtländer Firma Polyval, die Menschen mit Handicap beschäftigt.
Das Startup-Unternehmen Green Motion hat bisher 500 öffentliche und 1500 private Ladestationen installiert.
Ein multinationales Unternehmen in China hat die Green-Motion-Technologie letztes Jahr für mehrere Dutzend Millionen Franken gekauft. Auch Unternehmen aus anderen Ländern, etwa Indien, haben ihr Interesse signalisiert.
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)
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Am internationalen Automobil-Salon in Genf stehen Elektroautos zusehends im Rampenlicht: Fast alle Hersteller präsentieren dieses Jahr eigene Modelle. Marco Piffaretti, einer der Pioniere für Elektroautos in der Schweiz, ist überzeugt, dass innerhalb der nächsten 20 Jahre die Hälfte aller Fahrzeuge elektrisch betrieben sein werden.
Bereits seit 30 Jahren arbeitet Marco Piffaretti daran, Autos ökologischer zu machen. Im Alter von 22 Jahren gründete er "Protoscar", ein Ingenieur-Unternehmen, das nach technischen Lösungen und neuen Design-Formen im Rahmen einer ökologischen Mobilität sucht.
Zwischen 2009 und 2011 gelang es der im Tessiner Dorf Riva San Vitale angesiedelten Firma, drei elektrische Sportwagen-Modelle namens Lampo zu entwickeln, die in 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen können.
Auto-Salon Genf
Der Auto-Salon Genf war die erste grosse internationale Automobil-Messe, in der bewusst eine Promotion von alternativen Antriebsarten für Fahrzeuge betrieben wurde.
Beim 85.Auto-Salon, der vom 5. bis 15. März 2015 stattfindet, werden rund hundert Autos mit einer hohen Energieeffizienz gemäss den neuen EU-Normen präsentiert (0 bis 95 Gramm CO2-Emissionen pro 100 Kilometer). Mehr als die Hälfte dieser Fahrzeuge sind Elektro- oder Hybridautos.
Nach dem Erfolg des neuen Herstellers Tesla, der 2008 seine Produktion aufnahm, haben in den letzten Jahren alle grossen Automobilhersteller Elektrofahrzeuge unterschiedlichster Kategorien entwickelt.
Mitte Februar kündigte Apple an, ab 2020 ein Elektroauto produzieren zu wollen. Dabei soll die Apple-Informatik integriert werden. Ein weiterer US-Gigant, der Internetkonzern Google, möchte ein ökologisches und selbstfahrendes Fahrzeug auf den Markt bringen.
swissinfo.ch: Schon lange spricht man von Elektroautos. Doch erst in den letzten Jahren haben die grossen Automobilhersteller damit begonnen, solche Fahrzeuge auch wirklich zu produzieren. Wie erklärt sich das?
Marco Piffarretti: Der grosse Quantensprung erfolgte 2009, als man begann, für die Autos Lithium-Batterien zu verwenden, also Batterien, die man von Computern und Mobiltelefonen kennt. Diese technologische Innovation erlaubte es, die bisherige Leistung zu verdoppeln oder zu verdreifachen.
Auch die Elektromotoren wurden verbessert. Sie wurden leichter und effizienter. Doch der entscheidende Schritt bestand – wie gesagt – im Einsatz der Lithium-Batterien, welche eine Reichweite von 100 bis 140 Kilometer ermöglichen, je nach Modell.
Dank der jüngsten Fortschritte ist ein Elektroauto heute wesentlich energieeffizienter als ein Auto mit Verbrennungsmotor: Die Elektroautos verbrauchen im Schnitt nur einen Viertel der Energie im Vergleich zu herkömmlichen Autos, die Benzin oder Gas als Treibstoff verwenden.
swissinfo.ch: Wie erklärt sich diese wesentlich höhere Effizienzrate?
M.P.: Der Verbrennungsmotor, den wir seit 100 Jahren verwenden, stellt an sich kein effizientes System dar, weil sehr viel Abwärme produziert wird. Die Abgase können auch eine Temperatur von 900 Grad erreichen. Ein Auto mit Verbrennungsmotor ist eigentlich ein Ofen auf vier Rädern!
Um zu vermeiden, dass der Motor schmilzt, wird die Wärme durch ein Kühlsystem abgeleitet. Tatsache ist, dass nur ein Viertel der Treibstoffenergie in die Fortbewegung des Automobils fliesst; der ganze Rest verpufft in Form von Wärme.
Der Elektromotor erreicht hingegen maximal 100 Grad. Fast die ganze Energie wird in Bewegung umgesetzt. Dazu kommt, dass die frei werdende Energie beim Abwärtsfahren oder Bremsen zurückgewonnen wird. Der Motor funktioniert dann wie in Dynamo und hilft, die Batterien zu laden.
swissinfo.ch: Welche Nachteile weisen Elektroautos auf?
M.P.: Der einzige grosse Nachteil ist der Anschaffungspreis, der 30 bis 40 Prozent über einem Auto mit Verbrennungsmotor liegt. Grund ist der Preis der Batterie, die einen Drittel der Gesamtkosten eines E-Autos ausmacht.
Der Preis hängt nicht nur mit den Materialien zusammen, sondern auch mit der Qualität dieses Energiespeichers. Dieser muss über Jahre starke Vibrationen und grosse Temperaturunterschiede verkraften. Dank des Elektroantriebs fallen viel weniger laufende Kosten an, doch am Anfang ist es so, als würde man ein Auto mit Verbrennungsmotor und zugleich 20'000 Liter Treibstoff kaufen…
swissinfo.ch: Sie haben den Wagen Lampo (Italienisch für Blitz) entwickelt, der in Bezug auf seine Fahrleistung mit einem Ferrari oder Lamborghini vergleichbar ist. Welche Gründe sprachen für die Entwicklung dieses Prototyps?
M.P.: Als wir den Lampo 2009 am Auto-Salon in Genf vorstellten, galt ein Elektroauto einzig als alternatives Fahrzeug für eine urbane Mobilität – als Mittel gegen Umweltverschmutzung und nächtliche Lärmemissionen. Mit dem Lampo wollten wir zeigen, dass ein Elektroantrieb eine Lösung für alle Fahrzeugtypen darstellen kann, vom Lastwagen bis zum Sportwagen.
Angesichts des Preises für die Batterien amortisieren sich die Kosten eher, wenn viele Kilometer zurückgelegt werden. Aus finanziellen Erwägungen eignet sich ein Elektroauto folglich vor allem für Pendler oder als Fahrzeug der Topklasse. Dies erklärt teilweise auch den Erfolg des neuen Herstellers Tesla.
Der Lampo ist für uns zudem wie ein Experimentierfeld, um Technologien auszuprobieren, die wir unseren Kunden anbieten. Beispielsweise geht es um schnelle Ladegeräte, die es erlauben, in sieben Minuten Strom für 100 Kilometer zu "tanken", oder um intelligente Ladegeräte, die etwa auch die Verfügbarkeit von photovoltaischer Energie einkalkulieren.
swissinfo.ch: Laut diversen Studien könnte 2035 die Hälfte aller Automobile elektrisch betrieben sein. Halten Sie diese Prognose angesichts der hohen Anschaffungskosten für realistisch?
M.P.: Ja. Es gibt einen wachsenden Willen, auch von Seiten der Politiker, eine nachhaltige Mobilität zu fördern. Die EU hat beispielsweise Vorschriften erlassen, welche die Fahrzeughersteller zu einer substanziellen Senkung der CO2-Emissionen zwingen (weniger als 95g/km bis 2021).
Viele Länder haben Anreizprogramme geschaffen. In Frankreich hat die Regierung eine Abgabe auf Benzin beschlossen, die in Form von Gewinngutscheinen in Höhe von 10'000 Euro an Personen rückvergütet wird, die Elektroautos kaufen. In Norwegen sind die Mehrheit der verkauften Fahrzeuge bereits Elektroautos. Es ist eine grosse Wende in Gang. Und das genannte Ziel wird in manchen Ländern vielleicht schon vor dem Jahr 2035 erreicht.
swissinfo.ch: Und wie ist die Situation in der Schweiz?
M.P.: Bis anhin gibt es leider auf Bundesebene keine wirkliche Politik zu Gunsten der Elektrofahrzeuge. Der Bund hat das Programm "Minergie" lanciert, um Niedrigenergiehäuser zu fördern, doch es gibt nichts Vergleichbares für den Automarkt. Dabei ist der Anteil der CO2-Emissionen von Autos vergleichbar mit demjenigen von Heizungen.
swissinfo.ch: Stellt der gegenwärtig starke Preisverfall bei Diesel und Benzin ein Risiko für die Elektro-Mobilität dar?
M.P.: Es kann sich um einen vorübergehenden Bremsfaktor handeln. Aber die generelle Entwicklung wird dadurch nicht aufgehalten. Für die Zulassung und Entwicklung von Automobilen rechnet man in Zeitspannen von fünf bis zehn Jahren. Und in dieser Zeit wird der Benzinpreis mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit selbst die letzte Hochpreisperiode noch übertreffen.
swissinfo.ch: Damit eine Mobilität mit Elektrofahrzeugen gelingen kann, braucht es ein neues Infrastrukturnetz mit vielen Ladestationen. Wie präsentiert sich die aktuelle Situation?
M.P.: Bisher gab es in diversen Ländern vor allem Initiativen, um die Entwicklung von Elektroautos zu fördern. Tatsächlich fehlt es an einer ähnlichen Initiative für das Infrastrukturnetz. Es gibt jedoch immer mehr Städte und Regionen, die sich dieser Herausforderung stellen. Sie fragen sich, wie viele Ladestationen es braucht und wo diese aufgestellt werden können.
In unserer Firma beschäftigen wir uns unter anderem damit, Studien zu erarbeiten, welche den künftigen Bedarf an Ladestationen für Elektromobile oder Hybrid-Fahrzeuge in bestimmten Regionen oder Städten eruieren. Für Städte wie Stuttgart oder Zürich haben wir "Masterpläne" erstellt, aber auch für Kantone wie Genf oder das Tessin. Und wir zählen darauf, bald weitere Masterpläne auszuarbeiten, auch für Regionen ausserhalb der Schweiz.
Marco Piffaretti
Marco Piffaretti wurde 1965 in Bellinzona (Kanton Tessin) geboren. Er studierte Automobildesign an der Schule für angewandte Künste in Turin und im Art Center College of Design im Kanton Waadt.
Bereits 1986 flammte seine Leidenschaft für nachhaltige Mobilität auf. Damals nahm er als junger Student an der "Tour de Sol" teil, einem Rennen für Fahrzeuge mit Solarantrieb in der Schweiz.
1987 gründete er das Ingenieur- und Design-Unternehmen "Protoscar" mit Sitz im Kanton Tessin, das sich auf die Entwicklung von Ökomobilen und alternativen Antriebsarten spezialisierte.
Von 1994 bis 2001 war Piffaretti Direktor von VEL1 in Mendrisio, einem Pilotprojekt der Eidgenossenschaft, um 400 Elektrofahrzeuge in einer Gemeinde von 10'000 Einwohnern in Betrieb zu nehmen. Seit 2012 ist er Direktor von Infovel, einem Kompetenzzentrum des Kantons Tessin für nachhaltige Mobilität.
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