Die «Panama Papers» führen zu Putin-Geldern in Zürich
11,5 Mio. Dokumente: Das grösste Datenleck der Geschichte führt aus einer Kanzlei in Panama zur Enthüllung von Geheimgeschäften von Politikern, Diktatoren und Sportlern riesigen Ausmasses in der ganzen Welt. Schweizer Banken stehen einmal mehr unter Verdacht.
Von den zehn Finanzinstituten, die weltweit am meisten Offshore-Konstrukte für Kunden verkauft haben, stammen vier aus der Schweiz. Das Ziel von solch hochkomplexen Gebilden: Vermögen zu verschieben, verschleiern und verstecken. Und das alles, damit die Inhaber ihrem Staat keine Steuern abliefern müssen.
«Die ‹Panama Papers› sind eine globale Untersuchung, die nicht nur auf den Finanzplatz Schweiz fokussiert», erklärte Daniela Flückiger von der Schweizerischen Bankiervereinigung auf Anfrage von swissinfo.ch.
Schweizer Banken würden alle internationalen Standards einhalten und hätten schon vor langer Zeit den automatischen Informationsaustausch als neue globale Richtlinie akzeptiert. Zudem hat die Schweiz laut dem Branchenverband eine strikte gesetzliche Basis zum Kampf gegen Geldwäsche. Finanzinstitute müssen die gesetzlichen Bestimmungen respektieren, und dies in der Schweiz sowie in jenen Ländern, in denen sie tätig seien, so die Bankiervereinigung weiter.
Die geleakten E-Mails und PDF-Dokumente stammen aus der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. 11,5 Mio. Dokumente enthüllen die Offshore Holdings von 140 Politikern und öffentlichen Personen, darunter die Premierminister von Island und Pakistan, der Präsident der Ukraine oder der König Saudiarabiens. Zum Vorschein gekommen sind knapp 215’000 solcher Offshore-Konstrukte.
Das Resultat der Recherche, mit der rund 400 Journalisten aus 80 Ländern ein Jahr lang beschäftigt waren, wurde am Sonntag vom Internationalen Konsortium der Investigativen Journalisten (ICIJ)Externer Link publiziert. Sie untersuchten Finanztransaktionen von Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Diese liefen über Briefkastenfirmen in Panama und in anderen Steueroasen.
Die Schweiz rangiere sehr hoch oben, sowohl was die Zahl der Finanzintermediäre als auch deren Aktivitäten angehe, so das Fazit des Journalisten-Pools.
Der Freund Putins
Zu den geouteten Inhabern von Offshore-Gebilden zählt auch der russische Cellist Sergej Roldugin, ein enger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Wie die Schweizer Zeitung «Tages-Anzeiger» meldet, deponierte Roldugin Abermillionen von Dollar auf der russischen Filiale der Gazprombank in Zürich. Nur komisch: Rein aus seiner Tätigkeit als professioneller Musiker und Dirigent kann nie so viel Geld stammen.
Roldugin, er ist auch Pate von einer Tochter Putins, ist laut der «Süddeutschen Zeitung» klandestine Frontfigur eines geheimen Netzwerks von Putin-Vertrauten, die durch Banken und Offshore-Gesellschaften mindestens zwei Milliarden Dollar gewaschen haben sollen.
Dabei fungiert der Musiker als Inhaber der Gebilde, und diese wiederum haben ihrerseits von anderen solchen Konstrukten Gelder in der Höhe von zig Millionen Dollar erhalten.
Fifa wiederum unter den üblichen Verdächtigen
Unter den Inhabern von Offshore-Gebilden figuriert ausgerechnet auch ein Mitglied der Ethikkommission des Weltfussball-Verbandes. Aufgabe des Gremiums ist es, Korruption innerhalb der Fifa auszurotten. Im Fokus steht der uruguayische Anwalt Juan Pedro Damiani respektive dessen Kontakte zu Landsmann Eugenio Figueredo. Dieser wiederum gehört zu jenen Fifa-Funktionären, die letztes Jahr in Zürich verhaftet worden sind.
Er habe die Beziehungen zu Figueredo abgebrochen, als dieser wegen Korruption angeklagt worden sei, sagte Damiani am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an.
Die «Panama Papiere» kratzen damit erheblich an der Glaubwürdigkeit jenes Organs, das die Fifa aus dem Sumpf der Korruption führen soll. Immerhin war es die Ethikkommission, die Fifa-Präsident Joseph Blatter und Uefa-Boss Michel Platini mit Sperren von je sechs Jahren aus dem Verkehr gezogen hat.
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