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Gründung, Finanzierung, Konkurs: So steht es um die Schweizer Unternehmen

Champagner und Feuerwerk
Im Jahr 2023 wurde in der Schweiz eine Rekordzahl von Unternehmen gegründet – bei einer gleichzeitigen Zunahme der Zahl der Konkurse. Keystone / Jean-Christophe Bott

Jedes Jahr werden in der Schweiz Tausende von Unternehmen gegründet oder gehen in Konkurs. Die meisten Neugründungen und Konkurse betreffen Kleinunternehmen, die das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden.

Die Schweiz ist bekannt für ihre multinationalen Unternehmen wie Nestlé, Roche und Holcim. Doch diese Giganten machen nur 0,05% der 610’000 Schweizer Unternehmen aus. Neun von zehn Schweizer Firmen beschäftigen weniger als zehn Mitarbeitende.

SWI swissinfo.ch fühlt der aktuellen Schweizer Unternehmenslandschaft anhand von Grafiken und Analysen auf den Puls.

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Trends bei Unternehmensgründungen

Die Zahl der Neugründungen ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2014 wurden 41’560 Unternehmen angemeldet, im vergangenen Jahr waren es 51’637 (durchschnittlich 141 Gründungen pro Tag).

Das Institut für Jungunternehmen (IFJ), ein Beratungsunternehmen, das Firmengründerinnen und -gründer in den ersten Jahren unterstützt, hat neue Trends beobachtet.

Immer mehr Unternehmerinnen und Unternehmer bauen ihr eigenes Unternehmen in ihrer Freizeit auf, während sie ihren Hauptberuf beibehalten, sagt Simon May, Co-Geschäftsleiter des IFJ.

«Immer mehr Menschen sehnen sich nach mehr Freiheit im Beruf und sind bereit, sich den Traum von der Gründung eines eigenen Unternehmens zu erfüllen», sagt er.

Auch bei der Rechtsform hat das IJF einen neuen Trend festgestellt. Immer mehr Startups werden als Kollektiv- oder Einzelunternehmen gegründet, die weniger Startkapital benötigen.

Die vorherrschende Rechtsform ist jedoch nach wie vor die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), auf die im Jahr 2023 40% aller Neugründungen entfielen.

Trotz höherer Anforderungen an das Startkapital bietet die Form der GmbH für Unternehmerinnen und Unternehmer oft bessere steuerliche Bedingungen und Schutz vor Haftung im Insolvenzfall.

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Mehr Konkurse

Doch diese Zahlen sagen nicht alles. Denn am anderen Ende des Spektrums scheitern jedes Jahr Tausende von Unternehmen.

Gemäss der Forschungsgruppe Dunn & Bradstreet meldeten 5089 Unternehmen in der Schweiz im Jahr 2023 Konkurs an, 5% mehr als im Jahr zuvor.

Die Wirtschaftsauskunftei und Inkassodienstleisterin Creditreform zählt jedoch fast 10’000 Konkurse, wobei auch die Konkurse von Einzelpersonen mitgerechnet werden, die ein Unternehmen selbständig führten.

Laut Creditreform ist das Nettowachstum der Schweizer Unternehmen im vergangenen Jahr sogar zurückgegangen. Gemessen wird dieses, indem die Zahl der Konkurse und sonstigen Unternehmensschliessungen von der Zahl der Neugründungen abgezogen wird.

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Finanzierung von neuen Unternehmen

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer finanzieren ihre Unternehmensgründung selbst, leihen sich Geld von Freunden und Verwandten oder nehmen dafür einen Bankkredit auf.

Andere Startups benötigen mehr finanzielle Mittel und wenden sich an Risikokapitalgeber, Private-Equity-Gruppen oder die Finanzmärkte.

Im Jahr 2023 nahmen Startups in der Schweiz auf diese Weise rund 3,56 Milliarden Franken auf, was einem Rückgang von 10% gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Gemäss EY Schweiz stammten im ersten Halbjahr 2023 nur 2% dieser Mittel von Investoren mit Sitz in der Schweiz. Rund 60% der Finanzierungen stammen von Investoren mit Sitz ausserhalb der Schweiz.

Die restlichen 38% wurden von Investmentgruppen aufgebracht, an denen sowohl schweizerische als auch ausländische Unternehmen beteiligt sind.

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«Die allgemeine Wirtschaftslage mit hoher Inflation und hohen Zinsen, das allgemein schwierige Umfeld für Unternehmen und Investitionen und natürlich die geopolitischen Turbulenzen haben zu einer selektiveren und überlegteren Art der Finanzierung geführt», sagt Alexander Schatt, Leiter Startups & Scaleups bei EY Schweiz. «Die Investorinnen und Investoren sind vorsichtiger geworden.»

Dieser Trend spiegelt sich auch in anderen Ländern wider, darunter in den Nachbarländern Deutschland und Österreich, die beide einen stärkeren Rückgang der Finanzierung durch spezialisierte Wagniskapitalgeber verzeichneten, die sich auf die Finanzierung von Unternehmen in der Frühphase konzentrieren.

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Schatt geht davon aus, dass dieses Jahr eine Herausforderung für Startups sein wird, die Investorinnen und Investoren nicht davon überzeugen können, dass sie innerhalb eines angemessenen Zeitraums profitabel werden können.

«Unternehmen, die künstliche Intelligenz einsetzen, in der Klima- oder Umwelttechnologie tätig sind oder Lösungen anbieten, die helfen, Kosten zu sparen, könnten ein günstigeres Finanzierungsklima vorfinden», sagt er gegenüber SWI swissinfo.ch.

Editiert von Balz Rigendinger, Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub

Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub

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