Ueli Maurer: «Die Schweiz lebt vom Verkauf in die ganze Welt»
Der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer hat die G20-Staaten vor den Risiken von Krypto-Kapital gewarnt, was Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung angeht. In einem Interview mit swissinfo.ch plädierte er zudem für Handelsoffenheit und erklärte den Erfolg der Schweiz in Sachen Wettbewerbsfähigkeit.
Ueli Maurer hatte in Buenos Aires am TreffenExterner Link der Finanzminister und Notenbankgouverneure der G20-Staaten teilgenommen. Das Treffen war geprägt von Debatten über nachhaltiges Wachstum, Marktöffnung, Protektionismus und die digitalisierte Wirtschaft.
swissinfo.ch: Teilen die Bürger und Bürgerinnen der Schweiz die Politik der Regierung zur Förderung der Handelsfreiheit, vor allem mit den USA, China, dem Mercosur, dem Nahen Osten, der Europäischen Union…?
Ueli Maurer: Die Schweiz im Allgemeinen und auch ihre Bürgerinnen und Bürger sind sehr offen für den internationalen Handel. Und wir wollen noch mehr internationalen Handel, denn die Schweiz lebt vom Verkauf in die ganze Welt. Was die Eidgenossenschaft hingegen nicht tut – und was die Schweizer Bürgerinnen und Bürger auch nicht wollen – ist eine Union oder Vereinigung auf politischer Ebene. Aus diesem Grund ist die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union und wird es auch in absehbarer Zeit nicht sein.
Die Erfahrung zeigt, dass wir eines der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt sind, weil wir dem Wettbewerb in einem offenen, nicht geschützten internationalen Umfeld ausgesetzt sind. Daher müssen wir bei unseren Produkten ein Höchstmass an Exzellenz erreichen.
swissinfo.ch: Wo stehen wir beim Entwurf für ein Abkommen zwischen der Europäischen Freihandels-Assoziation (EFTA), der die Schweiz angehört, und dem Mercosur?
U. M.: Wir kommen voran. Unsere Landwirte sind, wie überall, vorsichtig, aber ich glaube, wir werden Lösungen finden, die sie akzeptieren können. Es gibt keine grösseren Nachteile, und die nächste Delegation wird zu Verhandlungen anreisen. Argentinien seinerseits muss sicherstellen, dass es wettbewerbsfähig ist, wenn sich die Grenzen öffnen, dies wird für das Land eine Herausforderung sein.
Unser Ziel ist es, die Verhandlungen rasch voranzubringen, um sie in den kommenden Monaten erfolgreich abschliessen zu können.
swissinfo.ch: Argentinien ist mit einer enormen Inflation konfrontiert, im letzten Jahr waren es 25%. Wie kann man diese Rate am besten reduzieren?
U. M.: Durch Wachstum. Das ist ein kurzes Wort. Aber es erfordert grosse Anstrengungen und einen langen Weg. Paradoxerweise befürchten wir in der Schweiz das umgekehrte Problem und möchten deshalb ein wenig Inflation sehen.
swissinfo.ch: Die USA haben ihr Silicon Valley, hat die Schweiz ihr «Crypto Valley»?
U. M.: Derzeit erhalten wir im Durchschnitt drei Anfragen von Start-ups, die sich in der Region des Kantons Zug niederlassen wollen. Aus diesem Grund sprechen wir vom «Crypto Valley».
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Zug, ein Magnet für Digitalwährungen
swissinfo.ch: Wird die Schweiz auf Krypto-Währungen setzen? Die Frage drängt sich auf, weil Zweifel an der Sicherheit dieser Währungen und Möglichkeiten ihres Missbrauchs für Geldwäscherei bestehen.
U. M.: Wir denken nicht, dass Krypto-Währungen kurzfristig zu einem Zahlungsmittel werden. Was die Sicherheit angeht, ist die heikle Phase jener Moment, in dem eine offizielle Währung in eine Krypto-Währung umgewandelt wird. Doch wir haben diese Phase unter Kontrolle.
Um eine Zahl zu nennen: In der Schweiz gibt es heute etwa 1000 verschiedene Bitcoins. Und wir glauben nicht, dass sie ein ausreichendes Volumen erreichen werden, um mit offiziellen Devisen zu konkurrieren.
Aber all diese Probleme sollten auf internationaler Ebene diskutiert werden, um einheitliche Lösungen zu finden.
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In der Kryptomine von Gondo
(Übertragung aus dem Französischen: Rita Emch)
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