Warum Fleisch in der Schweiz so teuer ist
Haben Sie sich schon mal darüber gewundert, warum ein Steak in der Schweiz doppelt so viel kostet wie in den Nachbarländern? Laut Welthandelsorganisation sind daran allein die exorbitanten Schweizer Importzölle auf ausländische Lebensmittel schuld.
Zölle auf importierten Agrarprodukten betrugen letztes Jahr im Schnitt über 30%. Auf einigen Gemüsesorten sowie Fleisch- und Milchprodukten wurden gar über 100% erhoben, wie die Welthandelsorganisation kürzlich in einem BerichtExterner Link beklagte.
Ein Blick auf die Speisekarten von Restaurants in der Schweiz und Deutschland bestätigt die grossen Preisdifferenzen. Ein Kentucky Rumpsteak à 200g in einem Schweizer Restaurant in der Nähe des Zürcher Flughafens kostet 37.50 Franken, während ein Argentinisches Rumpsteak à 250g in einem Steakhouse gleich nach der deutschen Grenze in Singen 20.90 Euro (22.90 Franken) kostet. In der Schweiz kostet das Fleisch pro Gramm also doppelt so viel.
Die hohen Schweizer Importzölle auf Lebensmittel und Getränke sollen die lokalen Produzenten schützen, die im Allgemeinen kleinere Betriebe haben als ihre internationalen Konkurrenten.
Aber sogar einige Schweizer Restaurantbesitzer und Hoteliers empfinden die Preisunterschiede als zu hoch. Sie tun sich zusammen, um gemeinsam in den Nachbarländern günstigere Lebensmittel einzukaufen.
Auch Eurostat, das Statistische Amt der Europäischen Union, hat die Zahlen der teuren Schweizer Nahrungsmittel verglichen: Laut BerechnungExterner Link aus Brüssel zahlen Konsumenten in der Schweiz für Lebensmittel knapp 80% mehr als jene in der EU. Dies ist vor allem auf die überrissenen Fleischpreise in der Schweiz zurückzuführen, die zweieinhalb Mal so hoch sind wie im umliegenden Ausland.
Andere Produkte dagegen sind in der Schweiz dank niedrigen Zöllen billiger. So zahlen die Schweizer ein bisschen weniger für elektronische Geräte als im EU-Durchschnitt, den gleichen Preis für Möbel und nur 17% mehr für Schuhe.
Die Schweiz sagt, sie würde die Zölle senken, wenn andere Länder dies auch täten. Die Behörden weisen auch auf ihre eigenen Berechnungen hin, wonach die hohen Schweizer Löhne den Schweizer Einwohnern trotz hoher Lebenskosten immer noch mehr verfügbares Einkommen liessen als den meisten europäischen Nachbarn.
(Übertragung aus dem Englischen: Sibilla Bondolfi)
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