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Alpen-Technik für die Anden

Evo Morales und Doris Leuthard in Bern
Doris Leuthard mit ihrem bolivianischen Amtskollegen Evo Morales in Bern. Die Bundespräsidentin spricht von einem gewaltigen Bahn-Projekt mit hohem Investitionsvolumen und anspruchsvollen technischen Herausforderungen. Keystone/Alessandro della Valle

Schweizer Unternehmen stehen bereit für ein 15 Milliarden Dollar schweres Eisenbahn-Vorhaben. Der bolivianische Präsident Evo Morales nennt es "Jahrhundertprojekt". Für seinen "Tren Bioceánico" besuchte Morales die Schweiz. Beide Länder haben gewichtige Interessen.

Der Besuch von Präsident Evo Morales in Bern ist für das Binnenland in den Anden von grosser Bedeutung. Es geht um Morales› Traum, das Bergbauland zum Bindeglied zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu machen. Vor allem aber darum, seinem Andenstaat einen Zugang zum Meer zu verschaffen. 2025 will er diesen Traum realisiert haben. Projektiert ist eine 3755 km lange Eisenbahnverbindung, vom Seehafen Santos in Brasilien zu jenem von Ilo in Peru. Es führt durch das Tiefland Boliviens über die Anden hinauf und auf peruanischer Seite wieder hinunter.

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Evo Morales erhofft sich vom Projekt Schub für die Entwicklung seines Landes, das zu den ärmsten Südamerikas gehört. Profitieren würde aber der ganze Kontinent. Die Eisenbahnstrecke wäre etwa für Brasilien eine Alternative, um seine Güter nach China zu verschiffen, schneller als auf dem Panamakanal oder dem langen Seeweg ums Kap Horn.

Und was hat die Schweiz davon?

Bundespräsidentin Doris Leuthard hob gegenüber dem Besuch aus Lateinamerika den grossen Erfahrungsschatz der Schweiz in Fragen der Eisenbahninfrastruktur hervor und würdigte die Unterzeichnung der Absichtserklärung als entscheidenden Schritt in der Zusammenarbeit mit Bolivien. Die nun unterzeichnete Erklärung kann die Verhandlungen der Planer mit Banken und Versicherungen beflügeln. Die involvierten Schweizer Unternehmen aus der Bahnbranche versprechen sich vom Vertrag Rückenwind für die Finanzierung des Projekts. 

Tatsächlich existiert auch bereits ein chinesisches Eisenbahnprojekt (4800 km) durch den brasilianischen Amazonas und Peru. Dabei aber würde Bolivien umfahren. Morales hat sich für seine Variante die Unterstützung von Peru und Brasilien gesichert. Auch die Schweiz und Deutschland haben im März eine Absichtserklärung mit Bolivien unterzeichnet. Mehr als 30 auf den Schienenverkehr spezialisierte Firmen bilden heute das deutsch-schweizerische Kollektiv, das sich an der Realisierung des «Panamakanals des 21. Jahrhunderts» beteiligen will. Darunter befinden sich Firmen wie Alpiq, Leica Geosystems, Siemens Schweiz, Walo, Stadler Rail und die Molinari Rail AG.

Alpen-Bahnland Schweiz

«Wir haben das Projekt von Anfang an begleitet», sagt der Schweizer Michele Molinari, dessen Unternehmen mit Sitz in Winterthur bereits einen Fuss in Bolivien hat. In Cochabamba ist die Firma Molinari an der Errichtung einer Stadtbahn beteiligt, Umfang: 450 Millionen Franken. Dieses Projekt hat in Bolivien weiteren Schweizer Unternehmen wie Lombardi Engineering, Amberg Rail Inspection sowie dem Waggon- und Lokomotivhersteller Stadler Rail die Tore geöffnet.

«In der Schweiz haben wir eine grosse Erfahrung mit der Bahn am Berg», sagt Molinari. Er erinnert an die weltweit leistungsstärkste Zahnradlokomotive. Sie stammt von Stadler Rail. Er erinnert auch an die grossen Schweizer Bahnleistungen, etwa den Gotthard. Im Alpenland Schweiz gehören Gleissysteme für steile Hänge und enge Kurven zur Grundausstattung fast jeder Bahnlinie. Letztlich geht es in Südamerika aber auch um die Verlagerung des Schwerlastverkehrs von der Strasse auf die Schiene. «Wir sind als Gesellschaft und als Land dank unserer Züge gewachsen», sagt Molinari.

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