Beim Treffen von Japans Premierminister Shinzō Abe und dem Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset letzte Woche rückte die japanische Berichterstattung die Nordkorea-Krise in den Mittelpunkt. Die Schweiz hatte ihre Vermittler-Dienste proaktiv angeboten. Eine Presseschau aus Japan.
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Ich wohne seit 2016 in der Schweiz und arbeite seit 2017 bei swissinfo.ch. Mit acht Jahren Erfahrung als Journalistin bei Nikkei, einer japanischen Wirtschaftszeitung, gilt mein Interesse vor allem Themen wie Wirtschaft, Finanz, Geldpolitik und Börse.
NHK Online zitierte Japans Premier Abe mit den Worten: «Die internationale Ordnung steht vor grossen Herausforderungen. Darum ist es für uns umso wichtiger, mit einem Land wie der Schweiz, mit dem wir fundamentale Werte teilen, eng zusammenzuarbeiten.» Im Anschluss an das Gipfeltreffen habe der Schweizer Bundespräsident Berset gesagt: «Um Sicherheit zu schaffen, müssen alle am Konflikt beteiligten Länder miteinander reden. Wir machen uns Gedanken, wie wir die Gespräche sinnvoll unterstützen können.»
Nach einer zweiten Pressekonferenz in Tokio, die Berset allein abhielt, titelte NHK: «Gipfeltreffen USA – Nordkorea in der Schweiz?» Dazu ein Zitat von Bundespräsident Berset: «Wir sind vorbereitet, falls das Treffen zwischen Nordkorea und den USA in der Schweiz stattfinden soll, und wir beobachten genau, wie sich die Angelegenheit entwickelt.»
Die Asahi-Zeitung hob hervor, dass die Schweiz diplomatische Beziehungen zu Nordkorea unterhalte, und schrieb weiter, Berset habe an der Pressekonferenz mit Abe betont, ein Gespräch könne «nur gelingen, wenn alle Parteien sich zusammenraufen und ihre Karten offen auf den Tisch legen».
Steuerflucht im Fokus
Die grösste Wirtschaftszeitung Japans, die Nihon Keizai Shinbun, griff das Thema Steuervermeidung auf: Premierminister Abe habe Bundespräsident Berset seine tatkräftige Unterstützung bei der Bekämpfung des Übels zugesichert.
Der Vorschlag von Schweizer Seite, das 2009 in Kraft gesetzte bilaterale Freihandelsabkommen zu aktualisieren, schien die japanischen Medien wenig zu interessieren. Auch dass die Schweiz als Nicht-Mitglied sich anerbot, bei der 2019 in Japan stattfindenden Konferenz der G-20-Staaten mitzuwirken, wurde mit keinem Wort erwähnt. Die Schweizer Medien hingegen berichteten ausgiebig darüber.
Umgekehrt fand in Japan der Konsens beider Länder in Bezug auf die Entführungsfälle von Japanern durch Nordkorea grosse Beachtung. Die Jiji-Nachrichtenagentur und die Sankei-Zeitung etwa zitierten Berset, der seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass es bald zu einer Lösung komme und die Tragödie um die verschleppten Opfer endlich ein Ende nehme. «Während die internationale Gemeinschaft darum bemüht ist, Nordkorea zu denuklearisieren, darf man Japans Problem mit den Entführungen nicht vergessen.» Von 1977 bis 1983 hatten nordkoreanischeExterner Link Agenten mindestens 13 Japaner nach Nordkorea verschleppt, weil die Nordkoreaner damals Personen brauchten, die ihnen Sprache und Kultur des Nachbarlandes beibrachten.
Übertragung aus dem Japanischen: Thomas Eggenberg
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