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Kanton Bern ohne Moutier: Sprachenvielfalt erhalten!

Menschen feiern den Sieg in der Abstimmung, dass Moutier sich aus dem Kanton Bern verabschiedet und dem Kanton Jura beitritt.
Grosse Freude auf dem Bahnhofplatz von Moutier am Sonntag nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses. Keystone

Erfreute und traurige Pressestimmen nach den historischen Entscheid Moutiers, sich aus dem Kanton Bern zu verabschieden und dem Kanton Jura beizutreten. Der Tenor: Die Zweisprachigkeit des Kantons Bern sei unbedingt zu erhalten.

«Adieu Moutier – comme c’est dommage», schreibt Der Bund aus Bern in seinem Kommentar. Es erklingt etwas Wehmut darin, wie auch in zahlreichen Kommentaren auf Twitter.

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«Das Städtchen Moutier will weg vom Kanton Bern – das ist zu akzeptieren. Der Trennungsentscheid ist der Schlusspunkt eines langwierigen Verfahrens, auf das Berner, Jurassier, ja gar alle Schweizer stolz sein können», so Der Bund.

Man habe es geschafft, den gewalttätigen Jurakonflikt aus den 1970er-Jahren «im Lauf der Jahrzehnte schrittweise» zu entschärfen. «Viele andere Länder schaffen es nicht, Streitereien zwischen Sprachgruppen und Kulturräumen vernünftig zu regeln.»

Der Wechsel Moutiers zum Kanton Jura sei «ein Brexit a la jurassienne. Er passt zum Megatrend der Renationalisierung».

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Nüchtern betrachtet allerdings böte der Kanton Bern in der heutigen Zeit keinen Grund mehr zum Wegzug: «Er ist längst nicht mehr die arrogante Kolonialmacht, für die ihn die früheren Separatisten hielten. Bern ist vielfältig, offen, ein guter Ort zum Leben – auch wegen seiner Zweisprachigkeit, die durch Moutiers Wegzug nun geschwächt wird.»

Zweisprachigkeit bewahren

Das sei schade, und die sprachliche Mehrheit im Kanton Bern dürfe jetzt nicht trotzig reagieren: «Wir müssen den Französischsprachigen im Kanton jetzt umso mehr zeigen, dass sie zu uns gehören.»

Laut der Berner Zeitung bleiben Bern «nach dem Verlust der 7600 Einwohner Moutiers 45’000 Frankofone. Das ist, was es schon vorher war: eine recht kleine Minderheit, zu der man Sorge tragen muss – auf jeden Fall dann, wenn das Lob auf die Zweisprachigkeit nicht bloss eine billige Abstimmungssonntagspredigt sein soll».

Freude und Trauer

Erfreut zeigt sich Le Quotidien Jurassien aus der jurassischen Hauptstadt Delémont: «Der Entscheid Moutiers ist logisch. Es wäre paradox gewesen, wenn eine seit mehr als einer Generation von Autonomisten geführte Stadt nicht ins jurassische Haus hätte eintreten wollen.»

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Wenn sich nun die Gewinner der Abstimmung bereits «unter sich» als Jurassier fühlten, werde dies für die Verlierer wohl noch einige Zeit dauern, so der Quotidien. Doch alle, die in Moutier leben würden, seien willkommen: «Die jurassische Hand ist ausgestreckt, ohne Hintergedanken.»

Betrübt zeigt sich das bernfreundliche Blatt Le Journal du Jura aus der zweisprachigen Stadt Biel. Zwar gratuliert es den Gewinnern «wärmstens und ehrlich», doch gibt es auch zu, «dass es sich um einen schwarzen Sonntag für den Berner Jura handelt».

Die Sieger des Sonntags, «die nie wirklich zu diesem Kanton (Bern) gehören wollten, kümmert das aber nicht». Trotzdem müssten diese zugeben, dass bis 2021, dem voraussichtlichen Datum des Kantonswechsels, «eine lange, unsichere Periode bevorsteht, aus der nicht nur Sieger hervorgehen werden, auch nicht in ihren Rängen».

Knappe Abstimmung

«Der knappe Ausgang, nur 51,7 Prozent haben sich für einen Kantonswechsel ausgesprochen, ist für beide Seiten unerfreulich. Mit Abstimmungsbeschwerden von den jeweiligen Komitees ist zu rechnen», schreibt die Neue Zürcher Zeitung.

Ein Kränzchen windet sie der Pro-Kampagne für den Austritt aus dem Kanton Bern: «Die kostspielige Kampagne war professionell und mit Herzblut gemacht. (…) Die Jungen wurden mobilisiert und mobilisierten selber, obwohl sie den gewaltvollen Konflikt in den 1970er Jahren gar nicht miterlebt hatten.»

Die Berntreuen hingegen hätten mit ihren Plakaten und Flyern beinahe etwas amateurhaft gewirkt, so die NZZ. Dies wertet ein Bernjurassier in Nachhinein ähnlich, vor allem auf sozialen Medien sei das berntreue Komitee zu wenig aktiv gewesen:

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«Historischer» Entscheid

«Die Abstimmung zum Kantonswechsel von Moutier verdient das Prädikat ‹historisch›. Damit wird einer der letzten Territorialkonflikte der Schweiz endlich gelöst, und dies erst noch friedlich», schreibt die Luzerner Zeitung.

Die Bevölkerung des Städtchens im Berner Jura sei mit diesem Entscheid «dem politischen und dem gesellschaftlichen Trend zur Homogenisierung gefolgt». Statt Vielfalt suche sie «die Nähe zu ihresgleichen. Der Kanton Bern, der sich um gelebte Zweisprachigkeit bemüht, scheint ihr genauso unattraktiv wie die multinationale EU den Briten».

Auf Twitter wurde dabei der Begriff #Bernxit verwendet.

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Für den Kanton Bern sei die Abspaltung seiner grössten französischsprachigen Gemeinde ein Verlust, so die Luzerner Zeitung weiter. «Das Engagement für die geschrumpfte Sprachminderheit darf jetzt aber nicht nachlassen. Bern ist mit den zwei Sprachen und seinen vielen Randregionen so etwas wie eine Schweiz im Kleinen. Anstatt zu schmollen, muss der Brückenkanton zeigen, dass es ihm mit der Zweisprachigkeit weiterhin ernst ist.»

Auch die Südostschweiz attestiert dem knappen Verdikt von Moutier «historischen Charakter»: «Natürlich für die Kantone Bern und Jura, aber auch für die Schweiz. Es ist ein positives Beispiel dafür, wie innerstaatliche Konflikte zwar langsam, aber letztlich erfolgreich gelöst werden können.»

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