1900 Mrd. Fr. – so viel haben Banken in «dreckige Energie» investiert
Seit dem Klimaabkommen von Paris im Jahr 2015 sollen Banken weltweit Firmen im Bereich fossile Brennstoffe mit rund 1,9 Billionen Franken finanziert haben. Dies steht in einem Bericht einer Gruppe von Nichtregierungs-Organisationen. Die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse sollen in den letzten drei Jahren 83 Milliarden Franken investiert haben.
Der Anteil der Schweizer Banken an der Gesamtsumme von 1900 Milliarden Franken bleibt allerdings mager im Vergleich zu den grössten Investitionen von Banken in 1800 Unternehmen im Bereich fossile Brennstoffe, die im Bericht untersuchtExterner Link wurden. Die «Top-Täterin», die US-Bank JP Morgan Chase, investierte allein in den Jahren 2016 bis 2018 knapp 200 Milliarden Dollar.
Die Gelder flossen in Investitionen in Unternehmen, die an den umstrittensten Aktivitäten wie Fracking und Bergbau für Öl und Gas am Polarkreis beteiligt sind, heisst es im Bericht der Nichtregierungs-Organisationen (NGO) Banktrack, Rainforest Action Network, Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Sierra Club und Honor the Earth.
Dies untergrabe die internationale Verpflichtung, zu verhindern, dass die globalen Temperaturen um mehr als zwei Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau steigen, betonen die Autoren.
Die Organisationen streichen hervor, dass die Schweizer Banken UBS und Credit Suisse ihre Investitionspolitik gestrafft hätten, besonders in Bezug auf Kohle. Doch die Banken werfen den Autoren des Berichts vor, sie spielten mit selektiven Statistiken herum, um ein einseitiges Bild zu zeichnen.
Banken verteidigen sich
In einem eigenen BerichtExterner Link hielt die UBS fest, sie habe «in unserer Bilanz kein wesentliches klimabedingtes finanzielles Risiko festgestellt» und die CO2-intensiven Anlagen von 6,6 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 2,7 Milliarden verringert. Zudem seien ihre klimaschonenden nachhaltigen Anlagen von 74 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 87,5 Milliarden gewachsen.
«Wir haben unseren Risiko-Appetit für CO2-bezogene Anlagen bereits verringert und die Standards für Transaktionen zur Finanzierung von Kohlegeschäften weiter verschärft. Gleichzeiten haben wir unser Engagement in klimaschonenden, nachhaltigen Anlageklassen erhöht», wird der oberste UBS-Risikobeauftragte Christian Bluhm in einer Mitteilung zitiertExterner Link.
«Die Credit Suisse anerkennt ihre Mitverantwortung bei der Bekämpfung des Klimawandels, indem sie den Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft unterstützt», hielt die zweite Grossbank in einem Statement festExterner Link.
Auch Politik gefordert
Es sei an der Politik, klare Regeln festzulegen, sagte Marco Dunand, Geschäftsführer des Schweizer Mineralöl-Handelsunternehmens Mercuria Energy Group Holding SA mit Sitz in Genf, am 26. März in einem Interview mit der Westschweizer Tageszeitung Le Temps. «Erst dann können wir, die Händler, unser Know-how und Geld einbringen.»
Es gebe zwei Arten von möglichen Regeln, so Dunand. «Auf Ebene der Banken: Indem die Banken dazu aufgefordert werden, die in die Energiewende investierten Summen zu veröffentlichen und Banken, die nicht mitspielen, die Zinssätze erhöht werden. Die andere Möglichkeit besteht darin, regulatorischen Druck auf grosse Explorationsunternehmen auszuüben.»
(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)
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