Eine Zeitreise durch unbekannte Schätze der Schweizer Baukultur
Im September erscheint die 1000. Ausgabe des "Schweizerischen Kunstführers". Zeit für eine Bilderreise ins Archiv der meistverkauften Publikation der Schweiz. Wir werfen einen Blick auf besondere, eher unbekannte Kunstdenkmäler in verschiedenen Schweizer Kantonen, die man nicht verpassen sollte.
Das blaue Wunder
Der «Rote Pfeil» der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ist unter Zugliebhabern als erster Schweizer Schnelltriebzug berühmt. Oft vergessen geht hingegen der «Blaue Pfeil», der in Bern 1938 auf die Schienen kam. Als erster elektrisch betriebener und nur gerade halb so teurer Zug war dieser aber die viel wegweisendere Innovation in der S-Bahn Geschichte. Ein Wagen des Blauen Pfeils ist heute im Verkehrshaus Luzern ausgestellt. Der letzte erhaltene Doppeltriebwagen wurde 2014 restauriert und fährt Event-Sonderfahrten.
Ausgabe Nr. 960, 2014
Barrys Heimat
Das Überqueren von Bergen prägte die Schweizer Geschichte zu jeder Zeit, und so spielten Hospize als Zufluchtsorte schon immer eine bedeutende Rolle. Das Hospiz auf dem Grossen Sankt Bernhard ist in vielerlei Hinsicht interessant: Hier wurde lange Zeit die Hunderasse Bernhardiner als Rettungshunde gezüchtet, hier hielt im Jahr 1800 Napoleon mit 46’000 Mann, und in der Ordenskirche ist neben dem prächtigem Chorgestühl auch der Kirchenschatz bestens erhalten. Ein Stopp lohnt sich.
Ausgabe Nr. 556, 1994
Der verlorene Krieg
Das Basler St. Jakobs-Denkmal zieht zwar nicht so viel Publikum an wie sein St. Jakobs-Fussballstadion, aber auch hier geht es um Sieg und Niederlage. Die 1872 von Ferdinand Schlöth erschaffene Skulptur erinnert an den 26. August 1444, als französische Truppen gegen eidgenössische Verbände kämpften und diese nahezu vollständig vernichteten. Die Niederlage der Eidgenossen wurde später glorifiziert und zum gesamtschweizerischen Mythos erhoben.
Ausgabe Nr. 912, 2012
Der schönste Friedhof der Schweiz
Der 1914 entstandene Schaffhauser Waldfriedhof stellte seinerzeit für die gesamte Schweiz eine Pionierleistung dar. Erstmals wurde hier eine vorhandene Baumlandschaft zu einem Friedhof umfunktioniert – die Idee dazu stammte aus Deutschland. Zwischen den Gräberfeldern befinden sich grosse Waldflächen mit weit geschwungenen Spazierwegen. Heute umfasst der Friedhof 17 Hektar und gilt als eine der schönsten Parkanlagen der Schweiz.
Ausgabe Nr. 949, 2013
Uneinnehmbare Festung
Im Mittelalter galt Bellinzona als uneinnehmbar. Warum das so war, sieht man auch heute noch: Die Mauern, Türme, Zinnen und Tore rund um die Burgen von Bellinzona zeugen zusammen von einer einst mächtigen mittelalterlichen Festung. Sehr aktiv an der Talsperre bauten die Herzöge von Mailand im 15. Jahrhundert, um die kriegerischen Eidgenossen gegen Süden zu stoppen. Seit 2000 gehören die Burgen von Bellinzona Teil zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Ausgabe Nr. 866, 2010
In der Kampfarena
Amphitheater gehörten zu jeder grösseren Siedlung im alten Rom dazu, denn im harten Legionärsalltag war Unterhaltung besonders wichtig. In den Arenen wurden dem Publikum Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe gezeigt. Das Amphitheater Windisch ist mit ursprünglich 11’000 Sitzplätzen die grösste und älteste Anlage auf Schweizer Boden.
Ausgabe Nr. 885, 2011
Le Corbusier ganz privat
Der berühmte Architekt und Designer Le Corbusier wurde 1887 in La Chaux-de-Fonds geboren. Schon längst in Paris wohnend, baute er 1924 für seine Eltern ein Haus in Vevey am Genfersee. Le Corbusier nutzte den Raum des kleinen, rechteckigen Häuschen bis auf den letzten Zentimeter aus. Ein einziges, elf Meter langes Fenster gibt den Blick frei auf den See. Heute kann man die Villa «Le Lac» mitsamt den ursprünglichen Möbeln, Gemälden und Familienfotos als Museum besuchen.
Ausgabe Nr. 908, 2012
Grüne Oase
Seit 1859 erstreckt sich der Botanische Garten der Stadt Bern auf über zwei Hektaren an der Sonnenseite des Aarehanges. Neben den Gewächshäusern für exotische Pflanzen bieten ein Alpinum, ein Arboretum, ein Bauern- sowie ein Heilpflanzengarten dem Besucher die breite Palette der einheimischen und fremden Flora. Bei der lokalen Bevölkerung ist der öffentliche Garten ein beliebter Entspannungsort.
Ausgabe Nr. 874, 2011
Mittelalter hautnah
In der Klosterkirche des im 8. Jahrhundert erbauten Frauenklosters St. Johann in Müstair, Kanton Graubünden, befindet sich ein einzigartiger Schatz: Farbenfrohe Wandmalereien aus dem frühesten Mittelalter zeigen Szenen aus Christus’ Leben. Es ist der grösste überlieferte Freskenzyklus dieser Zeit. Zusammen mit viel Wandschmuck überzog er einst die ganze Kirche. Der Fund in den 1940er-Jahren war eine kunsthistorische Sensation.
Ausgabe Nr. 733. 2003
Ein Hauch Versailles
Die Anlage von Schloss Waldegg zählt zu den markantesten Barockbauten in der Schweiz. Die prunkvollen Räume des Schlosses, das gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand, sind zu einem grossen Teil mit Originalmobiliar ausgestattet. Auch in der mächtigen Gartenanlage erkennt man, wie sich das Solothurner Patriziat damals am Lifestyle des französischen Adels orientierte. Ein kleines Versailles à la Suisse.
Ausgabe Nr. 977, 2015
Das letzte Strohhaus
Im Schweizer Mittelland wurden Landhäuser bis ins 19. Jahrhundert hinein mit Stroh gedeckt. Eines der letzten erhaltenen Strohdachhhäuser der Schweiz steht in Kölliken im Kanton Aargau. Das «Salzmehus» mit seinem steilen, weit herabgezogenen Walmdach zeigt ganz typisch die damalige Bauweise. Seit seiner Entstehung 1802 wurden kontinuierlich Neuerungen wie Elektrizität, Bäder oder ein Stalltrakt eingebaut. Dabei wurde das traditionelle Haus aber kaum verändert.
Ausgabe Nr. 953, 2014
Vom Grandhotel zum Kulturtempel
Um 1850 wurden in der Schweiz viele Hotels gebaut. In Lugano entstand direkt am Seeufer das Hôtel du Parc, das später zum Grand Hotel Palace wurde. Es galt lange als luxuriöser Touristenmagnet in der Region. Nach seiner Schliessung 1969 aber stand es Jahrzehnte leer und zerfiel langsam. Schliesslich kaufte die Stadt Lugano das imposante Hotel und liess es im Jahr 2000 zum Kulturzentrum LAC ausbauen. So treffen die originalgetreu restaurierten Fassaden heute auf spektakuläre zeitgenössische Architektur.
Ausgabe Nr. 978-979, 2015
Leonardo Da Vinci lässt grüssen
Direkt neben dem neuen Luganeser Kulturzentrum LAC und dem ehemaligen Grand Hotel Palace befinden sich das Kloster und die Kirche Santa Maria Degli Angeli. Als Ensemble erzählen die Bauten von 500 Jahren Stadtgeschichte. Besonders eindrücklich sind die Wandfresken Bernardino Luinis aus dem Jahr 1529: Die zentrale, rund 110 Quadratmeter grosse Lettnerwand zeigen in leuchtenden Farben die Leidensgeschichte Christi. Ein klassizistisches Meisterwerk.
Ausgabe Nr. 978-979, 2015
Bahnhof im Wandel
Die berühmte Stiftsbibliothek ist nicht das einzige, was St. Gallen an imposanten Bauten zu bieten hat: Mit barockem Pomp erhebt sich da auch der 1913 fertiggebaute Bahnhof. Er beherbergt die letzte der grossen einschiffigen Perronhallen der Schweiz. Das nächste Kapitel in dieser Geschichte steht bereits vor der Tür: Die SBB erweitern das altehrwürdige Gebäude bis 2018 um eine neue gläserne Ankunftshalle.
Ausgabe Nr. 950, 2013
Der Schweizerische Kunstführer – 1000. Ausgaben
Seit 1936 erforscht und präsentiert der «Schweizerische KunstführerExterner Link» die Baudenkmäler und architektonischen Sehenswürdigkeiten der Schweiz. In den durchschnittlich 45-seitigen, ungefähr A5-grossen Heftchen stellen Fachleute jeweils ein Denkmal vor. Die Ausgaben erscheinen oft in mehreren Landessprachen, einige wurden auch auf Englisch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch übersetzt.
In den ersten Jahrzehnten lag der Fokus bei Kathedralen und Klöstern, ab den 1950er-Jahren kamen laufend Burgen, Rathäuser, Privatsitze, Industriebauten, Museen, historische Verkehrsmittel oder Universitäten hinzu. Mit über fünf Millionen Exemplaren ist der Schweizerische Kunstführer die meistverkaufte Kollektion der Schweiz.
Wie alle Medien muss sich auch diese sehr traditionelle Publikation der Zeit anpassen, so erscheint der Kunstführer seit 2015 auch in digitaler Form. Für Architekturfans gibt es zudem die App «Swiss Art To GoExterner Link«. Im September erscheint die 1000. Ausgabe des Kunstführers. Herausgeber ist die Gesellschaft für Schweizerische KunstgeschichteExterner Link.
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