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Cannabis für 100’000 Patienten in der Schweiz besser zugänglich

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In der Schweiz darf Hanf zu Therapiezwecken eingesetzt werden - allerdings nur mit Spezialbewilligung. © Keystone / Christian Beutler

Der Nationalrat will den Zugang zu Cannabis als Medikament erleichtern. In vielen europäischen Ländern ist die medizinische Verwendung von Hanf legal.

Gute Nachrichten für all jene, die Hanf schon heute als Medikament einsetzen – etwa zur Linderung chronischer Schmerzen und gegen Muskelkrämpfe.

Die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen (UN) hat Anfang Dezember Cannabis für medizinische Zwecke von der Liste der gefährlichsten Drogen gestrichen. Marihuana war seit 59 Jahren auf der unrühmlichen Liste, neben harten Drogen wie Heroin, Kokain und LSD. Der Schritt eröffne «neue Perspektiven für die Verwendung in der Medizin» kommentierte die Westschweizer Gruppe für Suchtstudien GREA.

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Für eine zweite gute Nachricht sorgte diese Woche das Schweizer Parlament. Der Nationalrat hat am Dienstag mit klarer Mehrheit die von der Regierung vorgeschlagene Änderung des BetäubungsmittelgesetzesExterner Link angenommen, die den Zugang zu medizinischem Hanf erleichtert.

Die Revision, die noch vom Ständerat verabschiedet werden muss, sieht vor, dass Ärzte Arzneimittel auf Hanfbasis verschreiben können, ohne wie bisher eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) beantragen zu müssen. Das Verfahren für eine Sondergenemigung kann bis zu vier Wochen beanspruchen. Angesichts der steigenden Zahl von Anträgen ist der Bundesrat der Meinung, dieser Prozess sei nicht mehr zeitgemäss.

Die Akzeptanz von Cannabis als Medikament sei enorm gestiegen, sagt Apotheker Manfred Fankhauser:

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Um die Auswirkungen der Gesetzesänderung zu untersuchen und die Verschreibungspraxis zu überwachen, werden die Ärzte jedoch verpflichtet sein, Behandlungen anzumelden und die entsprechenden Daten an das BAG zu übermitteln.

3000 Bewilligungen pro Jahr

Hanf als Droge ist in der Schweiz seit 1951 verboten. Die kontrollierte Verwendung des Wirkstoffs THC für medizinische Zwecke ist jedoch erlaubt. Therapeutischer Hanf ist nicht nur in der Schweiz, sondern unter anderem auch in den meisten EU-Staaten legal.

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Im Jahr 2019 erteilte das BAG rund 3000 Bewilligungen für die medizinische Verwendung von Cannabis, fast doppelt so viele wie im Jahr 2015. Die Gesamtzahl der Personen, die auf Hanf basierte Medikamente verwenden, ist in der Schweiz allerdings um einiges grösser. Eine nationale Erhebung rechnet mit rund 100’000 Patientinnen und Patienten

Die Mehrheit beschaffe sich Hanf illegal, entweder durch eigenen Anbau oder durch Lieferung auf dem Schwarzmarkt, schlussfolgert der Verein Medical Cannabis Schweiz (Medcan).

THC oder Opiat: Eine Patientin berichtet davon, wie ein Medikament auf Hanfbasis ihr Leben veränderte:

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Grosses Potenzial, aber kein Wundermittel

THC könne Muskelkrämpfe verringern, die etwa durch Multiple Sklerose verursacht werden, oder chronische Schmerzen wie Migräne lindern, sagte Rudolf Brenneisen im Interrview mit swissinfo.ch. Im Labor durchgeführte Tests würden sogar den Schluss nahelegen, der Wirkstoff helfe, Krebszellen zu bekämpfen, erklärt der Mitbegründer der Schweizerischen Hanfgesellschaft für Medizin und ehemaliger Berater des Drogenlabors der Vereinten Nationen.

Medizinalhanf sei aber kein Wundermittel. Das grosse Potenzial müsse erst noch durch gross angelegte klinische Studien bestätigt werden, so Brenneisen.

Lesen Sie hier das gesamte Interview mit dem Experten Rudolf Brenneisen:

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Derzeit sind in der Schweiz fünf Cannabinoidpräparate erhältlich, darunter auch solche aus synthetischem THC.

Privater Anbau verboten

Im Parlament lehnte die grosse Kammer die von der Rechten beantragten Restriktionen ab – etwa ein Verbot für Ärzte und Ärztinnen, Cannabis-Medikamente zum Rauchen zu verschreiben. Laut Medcan ist die Inhalation für bestimmte Patienten «die beste Form der Einnahme», da die Wirkung schnell einsetzt. Die Verdampfung sei allerdings grundsätzlich dem Rauchen von Cannabis vorzuziehen, so der Verein.

Gleichzeitig schickten die Parlamentarierinnen und Parlamentarier aber auch den Vorschlag der Ratslinken bachab, den privaten Anbau von Hanf für medizinische Zwecke und unter ärztlicher Aufsicht zuzulassen. Für Medcan wäre das entscheidend gewesen, um den Patienten «Hanf von guter Qualität zu einem erschwinglichen Preis» zu ermöglichen. Heute kann eine Hanfbehandlung mehrere hundert Franken im Monat kosten. Zum Bedauern des Vereins werden diese Auslagen nicht von der obligatorischen Krankenversicherung gedeckt.

Das könnte sich allerdings demnächst ändern: Gesundheitsminister Alain Berset hat angekündigt, dass die Wirksamkeit von Cannabis-Therapien überprüft werde. Sobald die Ergebnisse vorliegen, wird entschieden, ob die Grundversicherung die Kosten übernehmen muss.

Das schweizerische Betäubungsmittelgesetz verbietet den Anbau, den Konsum und den Handel von Cannabis, der mehr als 1 Prozent THC enthält, des psychoaktiven Wirkstoffs der Hanfpflanze. Frei verkauft werden darf in der Schweiz dagegen sogenanntes «Cannabis light» oder «CBD-Hanf». CBD ist wie THC ein Cannabinoid, das in der Hanfplanze vorkommt. Im Gegensatz zu THC ist es aber nicht psychoaktiv und untersteht deshalb nicht dem Betäubungsmittelgesetz.

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