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Mehr und mehr Schweizer arbeiten im Ausland

Länger arbeiten im Ausland, das heisst auch Wohnungswechsel. Keystone

Nach der Krise werden wieder mehr Mitarbeitende global agierender Firmen ins Ausland entsendet. Gleichzeitig werden zunehmend lokale Fachkräfte für Managementaufgaben geschult. Ein zentrales Kriterium für einen Auslandeinsatz ist kulturelles Feingefühl.

Das zeigt eine internationale Studie des britischen Wirtschaftsmagazins The Economist und des Unternehmens Regus mit, das seinen Schweizer Sitz in Genf hat.

Drei Viertel der befragten Führungskräfte bezeichnen das “kulturelle Einfühlungsvermögen” als wichtigste Eigenschaft, die ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin für einen Einsatz im Ausland mitbringen müsse.

Weltweit planen die Unternehmen, in den kommenden fünf Jahren wieder mehr Führungskräfte ins Ausland zu entsenden, als in den vergangen zwei Krisenjahren.

Für die Studie wurden im Juli 418 für die Entsendung ins Ausland verantwortliche Führungskräfte aus 77 Ländern befragt.

Mit Standorten in über 100 Ländern ist der Elektrotechnikkonzern ABB einer der grossen international tätigen Schweizer Industriekonzerne. ABB generiert seinen Umsatz zudem zu 80% mit dem Export: “Der Umgang mit ausländischen Kunden und deren Kultur sowie mit ausländischen Mitarbeitenden ist elementar für ABB Schweiz”, führt Melanie Nyfeler von der Medienstelle der ABB Schweiz gegenüber swissinfo.ch aus.

Der Anteil der Mitarbeiter, die kurzfristige Einsätze ins Ausland geschickt werden, habe zugenommen, so Nyfeler. Gesamthaft seien die Auslandeinsätze jedoch stabil geblieben.

Kulturtraining als Vorbereitung

Kurzfristige Einsätze dauern für ABB-Mitarbeiter je nachdem lediglich ein paar Tage oder aber bis zu einem Jahr. Die kürzeste Zeit im Ausland verbringen Ingenieure, “die ein Projekt von der Schweiz aus abwickeln” und regelmässig “zu Kundenkontakten, Abnahmen oder Inbetriebsetzungen ins Ausland reisen”, sagt Nyfeler.

Mitarbeiter, die für “Projektabwicklungen oder für Schulungen von ABB-Mitarbeitenden vor Ort” eine gewisse Zeit im Ausland verbringen, “reisen ohne Familie und haben Anrecht auf regelmässige Rückflüge nach Hause”.

Mitsamt ihrer Familie reisen jedoch laut Nyfeler die so genannten Expatriates ins Ausland und verbringen dort zwischen einem und fünf Jahren. “Wohnung und internationale Schule werden von ABB organisiert und bezahlt. Die Mitarbeiter und ihre Familien werden mit einem Kulturtraining auf den Einsatz vorbereitet.”

Expatriates unterstützen “die lokalen ABB-Gesellschaften zum Beispiel dabei, neue Geschäftsfelder zu entwickeln oder nehmen Managementfunktionen wahr”.

Gut für die Karriere

Generell müssten sich die international operierenden westlichen Konzerne “immer mehr auf neue Märkte einstellen”, denn in Zukunft würden “aufstrebende Länder wie China oder Indien das Exportwachstum prägen”, hält die Studie des Economist fest. Deshalb sei die “weitere Erschliessung dieser Märkte notwendig”.

Laut der Studie haben sich die Unternehmen auf diese Entwicklung eingestellt. So planen 39% der befragten Firmen, in den nächsten fünf Jahren mehr Mitarbeiter ins Ausland zu entsenden. In den vergangenen zwei Jahren wollten dies lediglich 13% der Unternehmen tun.

Den Wünschen der höheren Angestellten kommt diese Absicht entgegen: 80% sind laut der Studie der Meinung, dass ein Auslandaufenthalt in einem aufstrebendem Markt ihrer Karriere förderlich sei.

Nicht ganz unproblematisch scheint in gewissen Fällen das Verhältnis zwischen der Unternehmenszentrale und den Mitarbeitern im fernen Ausland zu sein. 60% der befragten Expatriates sind der Meinung, die Firmenzentrale sei über die Arbeitsbedingungen im Ausland zu wenig informiert.

Immerhin ein knappes Drittel kritisiert, die Zentrale mische sich zu stark in die Geschäfte vor Ort ein.

Gegenwärtig leben rund 700’000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Das jährliche Wachstum beträgt fast 2%. Dies entspricht rund 10% der Bevölkerung der Schweiz.

Ungefähr drei Viertel der Auslandlandschweizer leben in den Ländern der Europäischen Union und der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA). Es gibt nur sieben Länder, in denen keine Schweizer Bürger leben.

Rund 130’000 Auslandschweizerinnen und –schweizer oder rund 23% all derjenigen, welche wählen und abstimmen dürfen, sind in Wahlregister eingetragen und nehmen an eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen teil.

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