51,7 Prozent der Stimmbürger haben sich für einen Kantonswechsel ausgesprochen. 2067 Votanten sagten Ja und 1930 Votanten Nein zu einem Verbleib im Kanton Bern. 88 Prozent der Stimmberechtigten gingen an die Urne.
Die Resultate der Abstimmung zur künftigen Kantonszugehörigkeit von Moutier liessen auf sich warten. Der Gemeinderat des bernjurassischen Städtchens hatte zunächst angekündigt, das Resultat werde um etwa 15 Uhr bekanntgegeben. Es wurde weit nach 17 Uhr. Bis dahin hatte die Berner Kantonspolizei, die mit einem grossen Sicherheitsaufgebot vor Ort war, das Dorf in zwei Teile sortiert, denn vor allem für den Fall eines «Nein» von Moutier zum Kanton Jura rechneten Beobachter mit heftigen Reaktionen des Jura-Lagers. Wohlgeplant erschien am Tag der Abstimmung das Sicherheitsdispositiv.
Vertrauenswürdig und unanfechtbar
Im Osten, beim Bahnhof, hielten sich die Pro-Jurassier auf. Knapp drei Kilometer weiter, im Westen, hatte sich das Lager der Bern-Befürworter versammelt. Umfassende Vorkehrungen waren getroffen worden, damit das Ergebnis hieb- und stichfest ist. Das Resultat müsse absolut vertrauenswürdig und unanfechtbar sein, sagte Jean-Christophe Geiser, der im Bundesamt für Justiz für die Jurafrage verantwortlich ist. Bei der Auszählung der Stimmzettel waren Juristen des Bundesamts für Justiz dabei, um Kontrollen bei den Abstimmungsausweisen vorzunehmen. Damit reagierten die Behörden auf Verdachtsmeldungen zu möglichen Unregelmässigkeiten bei der Stimmabgabe durch Bewohner von Altersheimen.
Glückstag und «Katastrophe»
„Das ist eine Katastrophe für die Stadt und für die Region», sagte Patrick Tobler, Präsident der SVP Berner Jura, gegenüber swissinfo.ch. «Wir werden viele Arbeitsplätze verlieren», befürchtet Tobler, «aber es ist eine Volkswahl, wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen.»
Moutiers Stadtpräsident Marcel Winistoerfer erklärte: „Das ist ganz einfach einer der glücklichsten Tage meines Lebens. Ich bin noch völlig ausser mir vor Glück. Wenn die Emotionen sich gelegt haben, bin ich sicher, dass wir zusammen kommen und konstruktive Lösungen finden werden.»
Aufruf zur Ruhe
Im Vorfeld des Urnengangs hatten die Stadtbehörden und die beiden Abstimmungskomitees das Volk zu Besonnenheit und Ruhe aufgerufen. Der Abstimmungskampf war friedlich verlaufen. Die Zeiten, in denen Terroristen ihr Unwesen trieben und die Scheunen der Nachbarn abbrannten, scheinen vorbei. Nun verabschiedet sich Moutier vom Kanton Bern. Damit verliert der Berner Jura die grösste Gemeinde und ein wichtiges Zentrum.
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Moutier, das sind 7615 Einwohner, 4668 Stimmberechtigte. Bei der Jura-Abstimmung von 2013 waren die Verhältnisse weit weniger knapp, es hatten 2008 «Ja» für den Verbleib bei Bern gestimmt und 1619 «Nein». Den Separatisten ging es auch diesmal in erster Linie um ihre frankofone Identität. Dass Moutier zum Jura gehöre, sei für sie ganz natürlich, wurde argumentiert. Von Bern fühle man sich nicht repräsentiert. Die Menschen hier seien anders, die Werte unterschiedlich. Jurassier seien gesellig, freigeistig, liebten die Kontroverse und das Fest.
«On est bien comme on est», fanden hingegen die Berntreuen. Sie sahen keinen Grund, den Kanton zu wechseln. In diesem Lager machte man sich Sorgen um die Zukunft der Schulen und Lehrstellen; zudem bereiteten den Gegnern die Perspektiven des Bilinguismus sowie des Spitals Kopfzerbrechen, sollte Moutier jurassisch werden.
Die Kantone arbeiten zusammen
Für den Kantonswechsel werden die beiden Kantonsregierungen ein gemeinsames Prozedere in die Wege leiten. Die entsprechende Vereinbarung muss dann noch den Stimmberechtigten beider Kantone vorgelegt werden, bevor die Bundesversammlung definitiv grünes Licht gibt. Nicht nötig ist das Plazet des Schweizer Volks.
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