Neuer UBS-Präsident vor harten Entscheiden
Der designierte UBS-Präsident Axel Weber wird die strategische Ausrichtung der Grossbank neu definieren und einen neuen CEO suchen müssen, wenn er sein Amt angetreten hat. Weber wird den jetzigen UBS-Präsidenten Kaspar Villiger 2013 ablösen.
Die Nominierung Webers, der bis April Präsident der Deutschen Bundesbank war, wurde von breiten Kreisen begrüsst. Dies auch, weil Weber als zukünftiger Chef der Deutschen Bank gehandelt wurde.
«Das ist eine sehr gute Wahl. Weber hat als ehemaliger Chef der Deutschen Bundesbank breite politische Erfahrungen», sagt Rainer Skierka, Analyst bei der Bank Sarasin gegenüber swissinfo.ch. «Seine Erfahrungen in regulatorischen Fragen stellen auch für die UBS einen Gewinn dar.»
Der Gewinn für die UBS stellt gleichzeitig einen Verlust für Deutschland dar. Bis im April dieses Jahres galt Weber als möglicher Nachfolger für den Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet.
Webers überraschender und frühzeitiger Rücktritt als Präsident der Deutschen Bundesbank löste in Deutschland eine politische Schockwelle aus. Es wurde auch berichtet, dass die Unfähigkeit der Deutschen Bank, Weber für sich zu gewinnen, zu Spannungen zwischen Verwaltungsrat und Direktion geführt habe.
Teurer als Villiger
Die Schweizer Medien hingegen zeigten sich beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der es der UBS gelungen ist, Weber zu engagieren. Er gilt als perfekter Ersatz für Villiger, der seit 2009 UBS-Präsident ist. Der ehemalige Bundesrat kam damals zur UBS mit dem Auftrag, die Probleme zwischen der Grossbank und den amerikanischen Steuerbehörden zu lösen.
Weber kommt die Bank teurer zu stehen als Villiger, der sein Jahressalär bei Amtsantritt auf 850’000 Franken beschränkte. Weber erhält ein Salär von 2 Millionen Franken. Dazu erhält er ein Aktienpaket im Umfang von 200’000 Aktien, die einem Buchwert von rund 5 Millionen Franken entsprechen.
Villiger begründete den grosszügigen Lohn gegenüber der Sonntags Zeitung damit, dass sich die UBS «dem globalen Markt anpassen» müsse. Für Dominique Biedermann, den Direktor der Stiftung Ethos, sendet diese Aussage «ein falsches ökonomisches und politisches Signal».
Harte Arbeit
Laut Beobachtern wird Weber für sein Salär hart arbeiten müssen. Es wird allgemein erwartet, dass der CEO der UBS, der bald 68-jährige Oswald Grübel, der 2009 als Krisenmanager zur UBS geholt wurde, in den kommenden Jahren zurücktreten wird.
Grübel ist es gelungen, die UBS wieder in die schwarzen Zahlen zurückzuführen. Den richtigen Nachfolger zu finden, ist eine entscheidende Aufgabe.
Die UBS kritisierte in den vergangenen Wochen auch die von den Schweizer Behörden angestrebten höheren Eigenkapitalvorschriften. Grübel ging sogar so weit, dass er damit drohte, gewisse Geschäftsbereiche wie etwa das Investment Banking ins Ausland auszulagern.
Feindliches Klima
Weber, der mitgeholfen hat, die regulatorischen Vorschriften in Deutschland nach der Finanzkrise neu zu gestalten, wird der UBS sicherlich neue Perspektiven eröffnen in der Frage, wie die Eigenkapitalvorschriften umgesetzt werden, die noch vom Parlament beschlossen werden müssen.
Zahlreiche Spekulationen drehen sich auch deshalb um das Investment Banking der UBS, weil dieses rückläufig ist und weil das feindliche Klima gegenüber den UBS-Kunden anhält.
Nicht nur UBS betroffen
«Das ist kein Phänomen, das sich allein gegen die UBS richtet», sagt Skierka. «Das Investment Banking durchlebt auch in andern Ländern harte Zeiten, vor allem auch wegen den strengeren Kapitalvorschriften. Wegen den fehlenden Kunden und dem starken Schweizer Franken ist das Investment Banking im Moment keine reine Freude.»
Laut Skierka muss sich die UBS überlegen, welche Abteilungen sie weiter behalten und welche sie schliessen soll. «Es ist klar, dass die UBS mit ihrer starken Tradition in der Vermögensverwaltung verschiedene Dienstleistungen anbieten muss. Der Handel mit Hochrisikoprodukten ist nicht länger profitabel.»
Der designierte Verwaltungsrats-Präsident der UBS wurde einst als Nachfolger von Jean-Claude Trichet an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) gehandelt.
Daraus wurde nichts, weil er eines mit Sicherheit nicht ist: diplomatisch.
Um ein klares Wort ist der 54-Jährige nämlich selten verlegen. Mit seiner Dauerkritik an der Krisenpolitik der EZB zugunsten von Schuldenstaaten isolierte er sich als damaliger Präsident der deutschen Bundesbank als geldpolitische Hardliner. Bis er deswegen zurücktrat.
Mit dem angekündigten Wechsel zur UBS sind nun auch Spekulationen vom Tisch, wonach Weber als Nachfolger von Josef Ackermann Vorstandschef der Deutschen Bank werden könnte.
(Übersetzung aus dem Englischen: Andreas Keiser)
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