Der Schweizer Eisenbahn-Gigant in Zahlen
Die Schweizerische Bundesbahn ist in Bezug auf beförderte Fahrgäste, Pünktlichkeit und Sicherheit die effizienteste in Europa. An Kritik fehlt es jedoch nicht. Beobachter sprechen von einer Verschlechterung des Angebots.
Die Schweiz hat eines der grössten und ausgedehntesten SchienennetzeExterner Link des Kontinents. Es misst rund 5100 Kilometer. Die meisten Strecken, rund 3200 Kilometer, werden von der Schweizerischen BundesbahnExterner Link (SBB) betrieben. Der ehemalige Bundesbetrieb wurde 1902 gegründet und 1999 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
Laut dem European Railway Performance IndexExterner Link ist das Schweizer Schienennetz das beste in Europa, was die beförderten Personen, die Pünktlichkeit der Züge, gefahrene Kilometer pro Fahrgast und Unfälle betrifft. Diese Statistiken verbergen jedoch eine wachsende Unzufriedenheit, sowohl bei den Reisenden als auch unter den Mitarbeitenden.
Eine Herausforderung, der sich die neue Geschäftsführerin oder der neue Geschäftsführer der SBB wird stellen müssen. Der bisherige Chef Andreas Meyer, seit 2007 im Amt, hat seinen Rücktritt auf Ende 2020 angekündigt.
Fahrgäste und Zugkilometer
Täglich fahren bis zu 1,25 Mio. Personen in Zügen der SBB. Mit der Einführung des Taktfahrplans 1982 ist die Zahl der Fahrgäste stetig gestiegen. Pro Jahr befördert die SBB mehr als 450 Millionen Personen.
Mit einem Jahresdurchschnitt von 2451 Kilometern pro Kopf unternehmen die Menschen in der Schweiz die längsten Bahnreisen in Europa. Seit Juni 2016 können Passagiere, welche die Alpen mit dem Zug durchqueren, durch den Gotthard-Basistunnel fahren, mit 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt.
Züge und Infrastruktur
Mit der steigenden Nachfrage hat auch die Anzahl der Züge zugenommen. Täglich verkehren auf dem SBB-Netz mehr als 10’000 Züge, davon 83% Personenzüge.
Trotz der in den letzten Jahren durchgeführten Ausbauten steht das Schienennetz auf mehreren Strecken kurz davor, erneut die Kapazitätsgrenzen zu erreichen. Im Rahmen des Projekts Ausbauschritt 2035Externer Link hat das Parlament Investitionen in Höhe von fast 13 Milliarden Franken genehmigt.
Preise
Die Verbesserung des Angebots führt jedoch zu Kosten, die an die Reisenden weitergegeben werden. So bezahlt, wer mit dem Zug von Bern nach Zürich reist und in weniger als einer Stunde rund 100 Kilometer zurücklegt, heute 51 Franken, 20 Franken mehr als 1990.
Die Preiszunahme ist auch beim Generalabonnement spürbar. Dessen Kosten haben sich in dreissig Jahren fast verdoppelt. Mit diesem Abonnement kann zu einem fixen Preis mit den SBB-Zügen und den meisten anderen Bahnen der Schweiz gefahren werden. Es ermöglicht auch freie Fahrt mit Bussen, Trams und Schiffen und bietet Rabatte auf vielen Bergbahnen.
Pünktlichkeit
Mehr als 90% der Passagiere kommen pünktlich an. Die Statistiken der SBB müssen jedoch mit Vorsicht gelesen werden: Sie basieren auf dem Prozentsatz der pünktlich ankommenden Personen und nicht auf der Anzahl der Züge, die pünktlich oder weniger pünktlich ankommen.
Eine andere, von einem Informatiker erstellte StatistikExterner Link, kommt zu unterschiedlichen Ergebnissen: Demnach sind auf vielen Strecken mehr als 20% der Züge um mehr als drei Minuten verspätet. Unter politischem Druck soll die SBB ein neues Erstattungssystem für den Fall von Verspätungen einführen.
Sicherheit und Unfälle
Abgesehen von Verspätungen kann die Kundschaft mit der Sicherheit des schweizerischen Schienennetzes zufrieden sein. Während die Zahl der Entgleisungen im Lauf der Jahre nahezu konstant war, ist die Zahl der Kollisionen von Zügen seit 2012 stark gesunken.
Der jüngste Unfall, bei dem ein SBB-Zugchef ums Leben kam, weil er in einer defekten Tür eingeklemmt worden war, brachte das Thema Zugsicherheit jedoch wieder in die Schlagzeilen.
In den letzten Jahren sei die Qualität des Angebots aufgrund der unzähligen Sparprogramme stetig gesunken, sagt die Gewerkschaft des VerkehrspersonalsExterner Link (SEV). Auch die Verkehrskommission des Nationalrats hat die SBB jüngst aufgefordert, sich stärker einzubringenExterner Link ins tägliche Management und in die Instandhaltung der Infrastruktur.
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(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)
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