Airbnb, die Onlineplattform für Zimmervermietungen, expandiert weiterhin in der Schweiz. Aber das Epizentrum ihres Wachstums ist nicht urban. Laut einer neuen Studie sind es die Berggebiete, die boomen.
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Domhnall kommt ursprünglich aus Irland und arbeitete in verschiedenen europäischen Ländern in der Forschung und als Autor, bevor er 2017 zu swissinfo.ch stiess. Er befasst sich in erster Linie mit direkter Demokratie und Politik und ist normalerweise in Bern.
In den letzten Jahren ist Airbnb in der Schweiz exponentiell gewachsen – mit mehr als 80’000 Betten, die ab Juni 2017 beworben werden. Dies entspricht einem Anstieg von 66% gegenüber 2016 und 100% gegenüber Juni 2015.
Obwohl der Einfluss von Airbnb in den unterversorgten Schweizer Städten stark in den Vordergrund gerückt wird, befinden sich die Regionen mit den meisten Vermietungen in den Alpen: Die Kantone Wallis, Graubünden und Bern machen inzwischen mehr als die Hälfte aller Mietangebote auf dem Land – wie die neusten Zahlen des Walliser Tourismus-Observatoriums Tourobs zeigen.
Angesichts der Beliebtheit der Schweizer Tourismus- und Skiregionen kann dies keine Überraschung sein. Auffällig seien aber das Ausmass und das Potenzial für weiteres Wachstum, heisst es im Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Im Wallis, das allein über einen Viertel aller Schweizer-Airbnb-Angebote verfügt, stieg der Anteil der Airbnb-Betten an der Gesamtzahl der Gästebetten innerhalb von nur sechs Monaten von 57% auf 73%.
Die Studie geht davon aus, dass in den drei Airbnb-«Hauptorten» der Schweizer Alpen die Anzahl privat angebotener Betten den Hotelbetten weit überlegen ist. Die Gemeinde Bagnes (in der sich das Skigebiet Verbier befindet) hat die meisten Betten (3500 im Vergleich zu 1500 in Hotels); Zermatt und das Val d’Anniviers kommen an zweiter bzw. dritter Stelle.
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Neue Vertriebskanäle
«In den Städten hat Airbnb wenig Wachstumspotenzial, weil der Druck auf dem Primärwohnungsmarkt hoch ist. In den Bergen hingegen wird der Boom weitergehen, weil es noch viele andere Wohnungen gibt», wird Roland Schegg, Autor der Studie, in der Zeitung «Nordwestschweiz» zitiert.
«In Regionen mit einer hohen Anzahl Zweitwohnungen – im Wallis sind es mehr als 100’000 – bleibt das Potenzial für ein weiteres Wachstum signifikant», heisst es in der Studie weiter.
Schegg sagt auch, dass die Mentalität unterschiedlich sei: Während Hotels und Privatpersonen in Städten sich über die Auswirkungen sorgten, werde Airbnb in Berggebieten zunehmend als Chance gesehen. Ein vielfältiges Angebot von Unterbringungsmöglichkeiten ist nicht neu – «aber die Vertriebskanäle verschieben sich», sagt er.
Airbnb wird oft kritisiert, weil es lokale Gebühren und Steuern umgehe. Inzwischen wird auf politischer Ebene debattiert, wie Online-Plattformen in die Pflicht genommen werden könnten.
Laut dem Tourobs-Bericht liegt der Durchschnittspreis für eine Übernachtung in einem Bett von Airbnb bei 73 Franken. Urbane Kantone sind generell teurer. An der Spitze der Skala liegt Basel-Stadt mit einem Durchschnittspreis von 121 Franken.
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)
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