Opfer und Profiteure von Putins Krieg
Liebe Leserin, lieber Leser
In Davos trifft sich die Wirtschaftsspitze. Kann sie den Krieg beeinflussen? Fest steht erst das Gegenteil: Der Krieg wirkt auf die Wirtschaft. Sie lesen den Newsletter von Swissinfo.ch zu Schweizer Perspektiven auf den Krieg gegen die Ukraine.
Wir betrachten diesmal die wirtschaftlichen Auswirkungen der Attacke Russlands gegen die Ukraine.
«Der Krieg hat die globalen Versorgungsketten unterbrochen und die Preise für Lebensmittel, Kraftstoffe und Düngemittel innert Kürze auf ein Rekordhoch getrieben», schreibt unser Genf-Korrespondent Dorian Burkhalter.
Er analysiert, was das für 40 Millionen Menschen in West und Zentralafrika bedeutet. «Sie könnten nicht mehr in der Lage sein, ihren Grundnahrungsmittelbedarf zu decken.»
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Wie der Ukraine-Krieg die nächste globale Nahrungsmittelkrise befeuert
Burkhalters Analyse und Pauline Turubans Grafiken legen schonungslos offen, was es bedeutet, wenn in einer globalisierten Welt die Nationalstaaten sich wieder auf sich selbst fokussieren. Dann geraten die Ärmsten noch mehr unter die Räder, dann gerät das Gemeinsame aus dem Blickfeld.
De-Globalisierung ist ein «Trend, der durch die Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs verstärkt worden ist», schreiben unsere WEF-Reporterinnen Jessica Davis Plüss und Dominique Soguel-dit-Picard.
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Zeitenwende auch für das WEF
«Anstatt dass sich ‹Weltbürgerinnen und Weltbürger› in Davos treffen, um über dringliche Probleme zu sprechen, ziehen sich die Staaten in ihre eigenen Grenzen zurück.» Globalisiert bleiben hingegen die Unternehmen. «Während sie mächtiger werden, schwächeln die Regierungen», schreiben die WEF-Reporterinnen.
Dabei zeigen gerade die Sanktionen gegen Russland, dass sich zumindest der Westen wider Erwarten doch zur vereinten Kraft formieren konnte. Die Frage aber bleibt: Was bewirken Sanktionsmassnahmen? Unsere Mitarbeiterin Imogen Foulkes fand Antworten in der Geschichte.
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Was Sanktionen bewirken und was nicht
Foulkes Blick in die Vergangenheit und über verschiedene Länder ist ernüchternd. Bislang sei kaum erwiesen, dass internationale Sanktionen allein viel bewirken. Doch «im Fall von Russland, bei dem die diplomatischen Möglichkeiten quasi ausgeschöpft sind und eine militärische Intervention ausgeschlossen ist, scheinen sie das einzige Instrument zu sein».
Derweil steigt weltweit der Bedarf an Rüstungsgütern – eine direkte Auswirkung von De-Globalisierung und Putins Krieg. Die Schweizer Waffenindustrie kommt mit der Produktion entsprechend kaum mehr nach, schreibt Redaktor Samuel Jaberg.
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Wie die Schweiz vom Krieg profitiert
Die Branche sichert in der Schweiz rund 10’000 Arbeitsplätze, eine bescheidene Zahl gegenüber 300’000 Angestellten in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Auch international spielt die Schweizer Waffenindustrie keine grosse Rolle. Aber immer wieder sorgen Schweizer Waffenausfuhren in heikle Gebiete für Kritik und Fragen – trotz harter Regulierung. «Die Schweiz betreibt gleichzeitig gute Dienste und gute Geschäfte. Ich kann verstehen, dass das im Ausland nicht gut ankommt», sagt einer der Kritiker, Grünen-Nationalrat Fabien Fivaz.
Dabei sind «Banken gefährlicher als stehende Heere», dies schrieb 1816 jedenfalls Thomas Jefferson, einer der Gründerväter der USA. Tatsächlich haftet insbesondere den Schweizer Banken der Ruf von Kriegsprofiteuren an. Auch nach der russischen Invasion sind sie wieder in die Kritik geraten. Matthew Allen trug zusammen, welche Rolle die Schweizer Banken bei den Sanktionen gegen Russland spielten. Er stellte eine einfache Frage: Machen die Schweizer Banken genug, damit russische Vermögen wirklich eingefroren werden?
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Russland-Sanktionen: Hoher Druck auf die Schweiz
Die Antwort ist komplex. Aber etwas steht für den Autor fest: «Die Schweiz muss noch einige Zweifler davon überzeugen, damit sie ihren problematischen Ruf der Vergangenheit abschütteln kann.»
Unsere fortlaufende Berichterstattung zum Krieg gegen die Ukraine finden Sie hier.
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