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Plan für ein Museum der Schweizer Spuren im Ausland

Menschen stehen vor den Schweizer Chalets in Messina
Nach dem schreckliche Erdbeben 1908 auf Sizilien baute das Schweizerische Rote Kreuz SRK mit Spendengeldern eine Siedlung mit 21 Chalets. Vom Villaggio Svizzero ist heute nur noch eine einzige Hütte übrig. Bundesarchiv Bern

Schweizer:innen im Ausland haben in der Vergangenheit weltweit Spuren hinterlassen. Oft sind diese kaum dokumentiert. Auslandschweizerrat Johann Roduit will das ändern.

Die Schweiz war einst ein Auswanderungsland. Zwischen 1850 und 1914 kehrten 400’000 Schweizer Bürger:innen ihrer Heimat den Rücken. Die meisten gingen in der Hoffnung auf ein besseres Leben, um der Armut in der Schweiz zu entfliehen. Sie gründeten Kolonien in Südamerika, bauten Wein an in der Sowjetunion oder dienten als Söldner in fremden Kriegen.

Bis heute wandern jährlich zahlreiche Schweizer:innen aus, sei es aus Abenteuerlust, aus finanziellen Nöten oder der Liebe wegen. Mittlerweile leben über 800’000 Schweizer:innen im Ausland, darunter auch die Nachkommen der früheren Auswanderer:innen.

Diese haben Spuren hinterlassen. Spuren, die Gefahr laufen, verloren zu gehen. Oder die gar nicht erst Bekanntheit erlangt haben. Dies will Auslandschweizerrat Johann Roduit aus Kanada ändern. Er stellt am Auslandschweizer-Kongress in St. Gallen via Videoschaltung seine Initiative vor. Ihr Ziel ist die Sicherung des kulturellen Erbes der Schweiz im Ausland.

Vergessen, weil die Schweiz keine koloniale Vergangenheit hat?

Roduit ist überzeugt, dass historisches Erbe nicht an der Schweizer Landesgrenze haltmacht. «Wo immer Schweizer:innen sind, schaffen sie Schweizer Kultur», sagt Roduit. Die Bewahrung und Förderung dieses kulturellen Erbes würden unsere Identität bereichern.

Geht man auf die Suche nach Schweizer Spuren im Ausland findet man etwa Berne, Lucerne oder New Glarus – alles Dörfer in den USA, die von Schweizer:innen gegründet wurden. Oder in Sri Lanka, wo mitten in der Landeshauptstadt Colombo das Schweizer Gebäude der Firma Baurs steht – ein Erbe von Alfred Baur, der im damaligen Ceylon mit einer Kokosnuss-Plantage den Grundstein seines späteren Vermögens legte. Oder etwa in Golden, in einer Stadt in den kanadischen Rocky Mountains, wo noch heute die Chalets der berühmten Schweizer Bergführer stehen.

Wieso sind diese Spuren kaum ein Thema in der Schweiz? «Vielleicht haben wir gar nie daran gedacht, dass es solche Spuren geben könnte, weil wir keine koloniale Vergangenheit haben», sagt Roduit. Das sei aber seine persönliche Mutmassung. «Da müsste man die Expert:innen fragen.» Dabei denkt er an Akteur:innen wie den Schweizer Heimatschutz, Pro Helvetia oder das Bundesamt für Kultur.

Roduit geht es nicht nur um materielles Erbe, er spricht auch das immaterielle Erbe wie etwa den Alpinismus an. «Wir haben leider nicht genug Kenntnis über unsere Geschichte und unseren Einfluss im Ausland», sagt der Auslandschweizerrat, der schon eine erfolgreiche Rettungsaktion von kulturellem Schweizer Erbe koordiniert hatte (wir haben darüber berichtet).

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Via Handy: Schweizer Kultur aus aller Welt

Roduits Lösung für dieses Versäumnis: Der Aufbau eines digitalen Museums. «Hier können Auslandschweizer:innen rund um die Welt kulturelle Güter direkt von ihrem Handy aus dokumentieren.» Der geschäftige Auslandschweizerrat kann auch schon einen Prototyp präsentieren.

In Zusammenarbeit mit Antoine Widmer und Rolf Wilk von der Hochschule für Wirtschaft, HES-SO Valais/Wallis hat er ein Konzept erarbeitet, das «ziemlich schnell» implementiert werden könnte. Eine Web-App-Lösung, die einerseits ermöglicht, Daten zu sammeln und andererseits die Inhalte attraktiv darzustellen. Der grosse Vorteil des digitalen Museums sind die Kosten. «Es muss keine Miete bezahlt, kein Gebäude unterhalten werden.» Die einzigen Ausgaben wären Geld für den personellen Aufwand, wie etwa für Programmierer:innen oder Kurator:innen.

Ist das digitale Museum für Schweizer Geschichte im Ausland also schon unter Dach und Fach? «Zuerst müssen wir herausfinden, ob in der Schweiz überhaupt ein Interesse daran besteht», sagt Roduit. Wenn dieses vorhanden sei – er hofft auf entsprechendes Feedback am Auslandschweizer-Kongress – könne man weiterfahren oder schon anfangen, Spuren von Schweizer:innen auf der ganzen Welt zu sammeln. Für die Umsetzung des Projekts braucht es Geld. «Der nächste Schritt wäre wohl ein Fundraising», sagt Roduit.

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