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Rettungsaktion für Schweizer Kulturerbe in Kanada

Bild des Edelweiss Village Chalets
Eines der sechs Chalets der berühmten Schweizer Bergführer in den Rocky Mountains. Johann Roduit

Das Edelweiss Village im kanadischen Ort Golden, die historische Heimat der Schweizer Bergführer in Kanada, steht zum Verkauf. Es droht der Verlust eines Dorfes und seiner bedeutenden Geschichte. Zwei Auslandschweizer:innen wollen das nicht hinnehmen. 

Portrait Johann Roduit
Johann Roduit Johann Roduit

Ihr Plan sei aus mehreren Gründen einzigartig, sagt Johann Roduit, der seit rund einem Jahr als Auslandschweizerrat Einsitz im Parlament der Fünften Schweiz nimmt. Er ist einer von zwei Auslandschweizer:innen, die an vorderster Front für den Erhalt des einzigartigen Schweizer Kulturerbes kämpfen.

«Erstens wollen wir lokale Akteure aus Kanada und internationale Akteure aus der Schweiz zusammenbringen. Zweitens werden wir eine massive internationale Crowdfunding-Kampagne zum Kauf des Dorfes organisieren. Drittens werden wir die Gemeinde auffordern, alle ihre Ideen im Rahmen eines Crowdsourcings einzureichen, mit dem Ziel, ein nachhaltiges Projekt an der Schnittstelle zwischen Kultur und Tourismus zu schaffen.»

Ist das vielleicht der Weg zum dauerhaften Erhalt der historischen Schweizer Chalets in Kanada? «Schweizer Dorf in den Rocky Mountains zu verkaufen» – titelten wir vor rund einem Monat. Die Rede ist von sechs einfachen Chalets des Edelweiss Village in der Ortschaft Golden.

Historisches Bild des Village
Touristenattraktion: Das Village wurde so gebaut, dass man es vom Zug aus sieht. Whyte Museum of the Canadian Rockies

Schicksal der Häuser berührt international

Sie waren das Zuhause der berühmten Schweizer Bergführer im kanadischen British Columbia, die um 1900 als Fremdenführer von der kanadischen Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Railway (CPR) angeheuert wurden, um Touristen auf die vielen anspruchsvollen Berggipfel in der Region zu führen.

Portrait Ilona Spaar
Ilona Spaar. zVg

Nun sollen sie für 2,3 Millionen kanadische Dollars verkauft werden. Nicht nur das örtliche Museum befürchtet durch den Verkauf den Verlust der historischen Häuser – von denen es in Kanada nicht viele gibt – und damit einen wichtigen Teil der Geschichte von Golden. Die Zukunft des Edelweiss Village berührt die Menschen vor Ort und auch international.

Sie sind sich einig: Das Bergführer-Dorf in Kanada muss gerettet werden, um so ein wichtiges Stück schweizerisch-kanadische Geschichte zu erhalten. «Das Edelweiss Village in Golden ist eine der wichtigsten Geburtsorte der kanadischen Bergkultur und muss für heutige und zukünftige Generationen erhalten bleiben», sagt Ilona Spaar. Sie ist Autorin des Buches «Swiss GuidesExterner Link» und kämpft Seite an Seite mit Johann Roduit. Die beiden haben eine grossangelegte Strategie für die Rettung des Dorfes erarbeitet und eine WebseiteExterner Link ins Leben gerufen.

«Wir schulden es ihnen»

Als Schweizer, der in Kanada lebt, ist Roduit überzeugt, dass eine moralische Verantwortung bestehe, dieses einzigartige Kulturerbe zu retten. Die beiden Auslandschweizer:innen konnten auch den schweizerisch-kanadischen Heliski-Pionier Rudi GertschExterner Link mit an Bord holen.

Er habe das Glück gehabt, die Schweizer Bergführer im Edelweiss Village persönlich zu kennen. «Sie behandelten mich wie ihren Enkel», sagt er. Ihr Beitrag zum Bergsteigen in den kanadischen Rocky Mountains sei herausragend. «Wir schulden es ihnen, dass ihr Dorf am Leben bleibt!», ist Gertsch überzeugt.

Logo der Rettungsaktion
So sieht das Logo der Rettungsaktion aus. zVg

Was mit dem Edelweiss Village passiert, interessiert nicht nur die Auslandschweizer:innen-Community, auch die Schweizer PresseExterner Link berichtete darüber. So reiste vergangene Woche etwa ein Team des französischsprachigen Schweizer Fernsehen RTS nach Westkanada, um einen Dokumentarfilm zu produzieren. Und auch BlickExterner Link hat berichtet.

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Von offizieller Seite bekommt das Team rund um Spaar und Roduit ebenfalls Unterstützung. Der Schweizer Generalkonsul in Vancouver, Andreas Rufer, sagt: «Die Schweiz ist stolz darauf, diese Bergregion mitgestaltet zu haben, die wir heute als weltbekannte Bergsteiger- und Tourismusdestination kennen.» Auch er findet, dass die Erinnerung an die Schweizer Bergführer in den kanadischen Rocky Mountains am Leben erhalten bleiben sollten.

Hier geht es zum Dokumentarfilm des Initiativkomitees (in English):

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