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Sanktionen gegen Russland: Heikle Geschäfte mit russischem Öl

Hamburger Hafen
30.03.2023, Hamburg: Ein Containerschiff wird am Container Terminal Burchardkai abgefertigt. Keystone / Marcus Brandt

Eine Schattenflotte bringt Öl aus Russland auf den Weltmarkt. Ihre Spuren führen auch in die Schweiz.

Die Schweiz und rund weitere 40 Staaten sanktionieren den Handel mit Russlands Öl. Sie haben einen Preisdeckel für russisches Öl eingeführt, um die Einnahmen des Kremls zu schmälern. Seither sind neue Schifffahrtsunternehmen entstanden, die Russland helfen, die Sanktionen des Westens über Drittstaaten zu umgehen.

Spuren in die Schweiz

Die Spuren dieser sogenannten Schattenflotte führen auch nach Genf, wie Recherchen der «Rundschau» zeigen, zu einer Newcomerin in der Genfer Schifffahrtsindustrie: der Fractal Shipping SA. Gegründet im Februar 2022, ist sie innert kurzer Zeit zu einer der grossen Schweizer Tanker-Reedereien aufgestiegen. Fractal hat gemäss der europäischen Schifffahrtsdatenbank Equasis innert eines Jahres 30 angejahrte Tanker erworben. Durchschnittsalter der Flotte: 15 Jahre. 

Schiffspositions-Daten der Firma MarineTraffic zeigen, dass Fractals Schiffe Erdöl in russischen Häfen am Schwarzen Meer, im Baltikum oder am Pazifik laden. Das Öl aus Russland transportiert Fractal in Staaten wie China oder Indien, die keine Sanktionen gegen Russland kennen.

Gemäss den Sanktions-Richtlinien ist das legal, wenn die westlichen Schifffahrtsunternehmen belegen können, dass sie Russland einen Ölpreis zahlen, der deutlich unter Weltmarktniveau liegt: Höchstens 60 Dollar pro Fass Erdöl – statt den üblichen 80 Dollar. Die Einhaltung dieses Preisdeckels wird über die Rückversicherungsfirmen der einzelnen Schiffe kontrolliert, die Atteste für die Einhaltung des Preisdeckels ausstellen. Das Rückversicherungsgeschäft war bisher in der Hand westlicher Unternehmen. 

Schattenflotte unter dem Radar der G7

Wie Recherchen der «Rundschau» zeigen, sind Schiffe der Genfer Fractal alle bei der russischen Firma Ingosstrakh versichert. Eine Reihe von Fractal-Schiffen ist zusätzlich auch noch bei westlichen Rückversicherern. Ingosstrakh versichert auch die Öltanker der staatlich russischen Reederei Sovcomflot. Staaten wie Indien erlauben es diesen Schiffen unter Deckung von Ingosstrakh, in ihren Gewässern zu operieren und ihre Raffinerien anzulaufen.

Die S&P Global Commodity Insights, als Wirtschaftsdatendienst eine Partnerfirma der UN Schifffahrtsbehörde IMO, hat Ende April festgestellt, dass am russischen Pazifikhafen von Kozmino der in den Sanktionen vorgesehene Preisdeckel für Rohöl generell nicht eingehalten ist. An diesem Hafen hat der Fractal-Tanker Harmonia zuletzt am 4. Mai russisches Öl geladen, wie die «Rundschau» anhand von Satellitenbildern zeigt. 

Brancheninsider rechnen die Firma Fractal der Schattenflotte zu. Die Schattenflotte operiere unter dem Radar der G7-Staaten im Interesse Russlands und fülle die Lücke, die der Rückzug namhafter westlicher Ölhandelsfirmen aus dem Russland-Geschäft hinterlassen hat. 

https://www.srf.ch/news/international/sanktionen-gegen-russland-heikle-geschaefte-mit-russischem-oelExterner Link

Firma antwortet nicht

Die Daten weisen darauf hin, dass Fractal in einem rechtlichen Graubereich operiert. Das allein heisst nicht, dass die Aktivitäten illegal sind. Der CEO der Fractal Shipping war für die «Rundschau» nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch mehrmalige schriftliche und telefonische Anfragen an die Firma blieben unbeantwortet. 

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