Swissair: Vom langen Nachleben einer Schweizer Weltmarke
Vor 20 Jahren endete der steile Absturz der Schweizer Airline Swissair. Aus der nationalen Institution für Fernweh wurde in den letzten Jahrzehnten eine Institution für Nostalgie.
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Mich interessiert, wie die Schweiz da gelandet ist, wo sie heute steht und was sie mit der Welt verknüpft, auch jenseits von Heiligenlegenden und Erfolgsgeschichten.
«Wir dachten jedes Jahr: Jetzt hört es dann auf», sagt Thomas Mannhart. Der Maître de Cabine arbeitet bis 2002 bei der Swissair, heute bei der SWISS – und vertreibt bis heute Swissair-Devotionalien.
Am 2. Oktober 2001 bleiben die Flieger der Swissair auf dem Boden – die Anschläge am 11. September verpassten der Firma nach Jahren der Misswirtschaft auf der Managerebene nur den letzten Stoss. 2002 ist die legendäre Airline nach 75 Jahren Geschichte.
Die Firma verschwindet, der Mythos beginnt zu wachsen. «Etliche Leute kamen auf uns zu und fragten, ob wir nicht irgendwas von der Swissair hätten? Einen Kugelschreiber, ein Foulard, irgendwas, wo Swissair draufsteht.» 2003 erhält Mannhart von einer Firma 6000 vorfabrizierte Swissair-Krawatten.
«Wir waren skeptisch. Das sind drei Paletten! Doch die gingen innerhalb von wenigen Verkäufen weg.» Ein Ende des Geschäftsmodells sei nicht in Sicht: Taschen, Mugs und Sackmesser mit Swissair-Logo verkaufen sich immer noch gut. Besonders erfolgreich ist der Handel mit Swissair-Trolleys, die heute auch in Warenhäusern verkauft verkauft werden.
Die goldenen Jahre
Auf den ersten Blick bettet sich der Verkauf von Swissair-Produkten ein in den allgemeinen Retro-Trend. Doch das Ende der Swissair gibt auch 20 Jahre später noch immer viel Dramatik her, die über eine interessierte Nostalgie hinausgeht – der Crash der Swissair war und ist für viele ein beschämendes Scheitern des Geschäftsmodell Schweiz, direkt vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Noch im Frühling dieses Jahres titelte die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» melodramatisch: «Swissair oder das Ende der Schweiz».
Markus Jegerlehner, auch er immer noch Maître de Cabine, flog vor 20 Jahren über die Anden, es war der letzte Flug eines nahen Verwandten, der mit an Bord arbeitete. Jegerlehner kommt aus einer Fliegerfamilie, «ich war ein Swissair-Kind». Später habe er auch zu diesem «erlauchten Kreis» von Swissair-Mitarbeiter:innen gehören wollen.
«Es war eine andere Zeit. Die Selektion war hart, die Ausbildung streng und die Anforderungen ans Personal sehr hoch. Dies wurde aber mit mehrtägigen Aufenthalten, anständig Freizeit und guten Sozialleistungen vergütet. Leider wurden Boni damals oft in Aktien ausbezahlt», lacht er bitter.
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Als nicht die Welt, aber immerhin die Swissair stillstand
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Merh als fünf Jahre später fliegt die Swiss unter den Flügeln der deutschen Lufthansa wieder in die schwarzen Zahlen. «Ein nationaler Mythos am Boden», «Nichts ist mehr, wie es war», «Schwarzer Dienstag»: Die Medien beschrieben das Grounding als Albtraum, als «nationalen Super-GAU» und damit als das «definitive Ende des Sonderfalls Schweiz». Die Volksseele war aufgewühlt.…
«Die Swissair hat mir die Welt geöffnet und hat mich in all den Jahren nicht enttäuscht. Wir waren alle sehr stolz und sehr verbunden,» sagt Kathrin Kraus, die von 1976 bis 1994 als Flight-Attendant für die Swissair gearbeitet hat. in der Swissair habe ein ganz besonderer Spirit geherrscht, eine grosse Verbundenheit.
Heute ist sie im Vorstand der Vereinigung der Ehemaligen des fliegenden Personals der Swissair und mittlerweile auch der SWISS – den Swiss Oldies. Sie glaubt nicht, dass es eine derartige Firmenkultur noch gibt – «früher war auch nicht alles so geldorientiert, der Wert der Aktien, der Shareholder-Value stand noch nicht so im Vordergrund.»
Auch habe das Fliegen jeden Glamour verloren, während der Kaffee heute in Pappbechern serviert werde. «Man hat die Swissair natürlich etwas idealisiert in den letzten Jahren. Aber wir sind damals tatsächlich in den 1980ern in den goldenen Jahren geflogen.»
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Ein Schweizer Produkt fliegt um die Welt
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Weltweit spucken Flugreisende in die Tüten der international führenden Schweizer Brechbeutelherstellerin Elag.
Internationale Fluglinien nutzen diese Sehnsucht nach der guten alten Zeit längst auch als Marketing-Mittel. Die American Airlines verteilte auf ihren Flügen zeitweise Amenity Kits im Design untergegangener Airlines wie der TWO. Andere Airlines lassen ihre Flieger mit Retro Liveries fliegen, gestalten die Flieger im alten Look.
Bei der SWISS ist kein Aufwärmen der Vergangenheit geplant. Doch der Mythos schleicht sich immer wieder ein. Flugpersonal berichtet, international würden sie im Funk immer noch oft mit «Swissair» angesprochen statt mit «SWISS» – für viele letztlich eine Abkürzung für «So What, It’s Still SWISSAIR».
Doch wer heute noch Swissair fliegen will, hat eine letzte Möglichkeit. Um die Markenrechte zu wahren zu können, betreibt die SWISS in Zürich eine Piper Archer, die man mieten kann. Sie trägt das Logo noch in die Luft.
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