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Pilotin der ersten Stunde macht heute Millionenumsatz

Helene Niedhart im Cockpit
Sie war vom Fliegen nicht mehr abzubringen: Helene Niedhart, hier als Pilotin ihrer eigenen Airline, wurde aus Passion zur Unternehmerin. Helene Niedhart

Helene Niedhart sorgte in den 80er Jahren für Schlagzeilen. Sie war eine der wenigen Berufspilotinnen der Schweiz. Und sie wollte fliegen. Weil sie als Frau bei keiner Schweizer Airline einen Pilotenjob erhielt, gründete sie ihre eigene.

«Geht nicht, gibts nicht», sagt Helene Niedhart und lacht. Sie blickt im Verkehrshaus in Luzern auf die über ihrem Kopf an Drahtseilen hängenden Flugzeuge und Helikopter aus einer anderen Zeit. Über den Wolken gehe es ihr immer gut, sagte sie 1990 gegenüber der «Schaffhauser Zeitung».

Der erste Jet ist da

Weil die Schweizer Fluggesellschaften in den 80er Jahren im Cockpit kaum Frauen anstellten, gründete die ausgebildete Linienpilotin ihre eigene Fluggesellschaft. Ihre Leidenschaft für die Fliegerei sei damals mit jedem Tag gewachsen, sagt sie rückblickend. Von der fixen Idee des Fliegens war sie nicht mehr abzubringen. Sie kaufte sich eine Cessna C421 und wurde Pilotin ihrer eigenen Airline.

Drei Jahre später besass sie den ersten Jet, sechs Jahre später das erste Mittelstreckenflugzeug. Heute führt sie rund 70 Mitarbeitende, betreibt 7 Business-Jets und macht pro Jahr 55 Millionen Franken Umsatz. 

Getrickst mit dem Businessplan

Im Jahr 1987 gründete Helene Niedhart die Cat Aviation AGExterner Link, sie ist die erste und einzige Inhaberin einer Fluggesellschaft in der Schweiz. Das auf Charterflüge spezialisierte Zürcher Unternehmen leitet sie heute als CEO und Präsidentin, und sie ist Mehrheitseigentümerin. Unternehmerin wurde sie ungewollt.

Doch rechnen, sagt sie, das könne sie gut. Sie absolvierte ursprünglich eine Bankausbildung. Als sie ihre Fluggesellschaft gründen wollte, habe sie tagelang am Businessplan gerechnet. «Und es ging einfach nie auf». Sie habe getrickst – danach aber umso härter gearbeitet, um diesen Businessplan auch erfolgreich umzusetzen.

15 Jahre lang hat sie sich keinen Lohn ausbezahlt. Alle Arbeiten in ihrer eigenen Firma konnte sie auch selbst ausführen, «ausser die Wartung der Flugzeuge», sagt sie.  

Seit 30 Jahren bewegt sie sich nun im stark umkämpften Markt der Geschäftsfliegerei, «ein knallhartes Business». Und das Potential dieser Branche wird unterschätzt. Die Wirtschaftsleistung betrage in der Schweiz jährlich über 15 Milliarden Franken, 34’000 Jobs sind damit verbunden, sagt Niedhart.

Sie ist Vizepräsidentin von Swiss Business Aviation AssociationExterner Link und vertritt die Branche – sie sitzt auch im Board des Europäischen VerbandesExterner Link EBAAExterner Link und lobbyiert in Brüssel für die Schweizer Interessen.

Eine Männerwelt

Helene Niedhart hat über 11’000 Flugstunden Erfahrung. Die erstaunte Frage «Wo ist der Pilot?», in allen möglichen Sprachen natürlich, hat sie oft gehört. Die Aviatik sei immer noch eine Männerwelt, der Pilotenberuf fest in Männerhand. Den Flughafen Zürich hatte sie als Kind nur dank ihren Brüdern kennengelernt, sie durfte mit den Buben mit.

Es war denn auch ihr jüngerer Bruder, der sie motiviert hat, die Flugausbildung zu machen, nachdem sie im Grand Canyon die Liebe zum Fliegen entdeckt hatte. Auch heute hebt Niedhart noch ab – immer wieder – auch dank ihrer Schaffenslust.

Verkehrshaus Luzern: Den Schub der Triebwerke spüren

Wer sich einen Überblick über die Schweizer Linien- und Abenteuerluftfahrt der letzten rund 100 Jahre verschaffen will, besucht das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Für die Sonderausstellung «Die Schweiz fliegt!» wurde die Halle Luftfahrt mit neuen Flugzeugmodellen und Flugzeugteilen erweitert.

Ein Beispiel ist eine monumentale Ariane-Nutzlastverkleidung, welche die Höhe der Halle sprengt. Neu widmet sich das Verkehrshaus mit der historisch-interaktiven Ausstellung sämtlichen Sparten der Luftfahrt: Der Passagier- und Frachtfliegerei, der Leichtaviatik, dem Luftsport, der Luftrettung und der fliegerischen Berufswelt. (swi)

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