Schweizer Lost Places: Hotel Belvédère
Hotels, Schlösser, Bahnhöfe oder gar ganze Industriegelände: Was geschieht mit diesen Orten, wenn sie nicht mehr gebraucht werden?
SRF hat sich in der Schweiz auf die Suche gemacht und zeigt fünf BeispieleExterner Link. Wir präsentieren hier Teil eins von fünf.
Das Hotel Belvédère am Furkapass ist das wohl berühmteste Passhotel der Welt. 1882 wurde es von der Walliser Hotelierfamilie Seiler in eine markante Spitzkehre der neuen Furkastrasse gebaut, mit besten Aussichten auf die Walliser und Berner Alpen und vor allem: in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rhonegletscher, der Hauptattraktion.
In der Zwischenzeit hat sich der Rhonegletscher derart stark zurückgezogen, dass er vom Hotel aus längst nicht mehr zu sehen ist. Dafür hat sich das Belvédère selbst zum beliebten Fotosujet entwickelt. Es ziert etliche Postkarten, noch mehr Social-Media-Posts und sogar James Bond himself raste 1965 in seinem Aston Martin werbewirksam über die Furka, vorbei am Belvédère.
In seinen Glanzzeiten zur Belle Époque, Ende des 19. Jahrhunderts, konnte das Hotel Belvédère bis zu 90 Reisende beherbergen. Joseph Seiler hatte das Hotel aufgrund der grossen Nachfrage mehrmals ausbauen lassen.
Es war die goldene Zeit der Hotellerie. Innerhalb von drei Jahrzehnten vervierfachte sich allein im Wallis die Zahl der Hotels von 79 Betrieben im Jahr 1880 auf 321 kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
In den 1920er-Jahren brachten neue Verkehrsmittel wie Postauto und Eisenbahn immer mehr Gäste zum Rhonegletscher. Passfahrten waren ausgelegt als mehrtägige Reisen inklusive Übernachtung. Doch mit dem Aufkommen des Individualverkehrs wurden daraus eintägige Rundtouren. Das Automobil sorgte letztlich also dafür, dass immer weniger Reisende in den Passhotels abstiegen. Das spürte auch das Belvédère.
1988 kaufte die Briger Familie Carlen das Hotel. Zuletzt führten Philipp und Rosmarie Carlen den Betrieb. Doch der Aufwand, das alte Gebäude zu erhalten, wurde für sie immer grösser. 2015 machten sie Schluss.
Ort: Furkapass VS
Baujahr: 1882
Zweck: Joseph Seiler, der Sohn von Hotelpionier Alexander Seiler I., initiiert den Bau. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird das Hotel mehrere Male vergrössert. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg steigen in der Hochsaison täglich bis zu 70 Gäste ab. 1984 erwirbt der Kanton Wallis die Aktien der durch die Familie Seiler gegründeten Immobilien Gletsch AG. Dazu gehört auch das Hotel Belvédère.
Verlassen seit: 2015
Seither ist das Belvédère geschlossen. Das leerstehende Hotel steht zum Verkauf.
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