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Schweizer Lost Places: Raffinerie Collombey

Die Einweihung und kirchliche Einsegnung der Raffinerie, 1963
Die Einweihung und kirchliche Einsegnung der Raffinerie Collombey im Beisein von rund 400 meist italienischen Arbeitern, aufgenommen am 6. Juni 1963. SRF-SWI

Die riesigen Tanks und Leitungen prägten das Ortsbild der Gemeinde Collombey-Muraz während Jahrzehnten. 

Hotels, Schlösser, Bahnhöfe oder gar ganze Industriegelände: Was geschieht mit diesen Orten, wenn sie nicht mehr gebraucht werden? SRF hat sich in der Schweiz auf die Suche gemacht und zeigt fünf BeispieleExterner Link. Wir präsentieren hier Teil vier von fünf.

Raffinerie Collombey
SRF-SWI

Im Sommer 1960 hatte man in Collombey mit dem Bau der ersten Ölraffinerie auf Schweizer Boden begonnen. Drei Jahre später wurde sie in Betrieb genommen. Vom Hafen von Genua aus wurde Rohöl durch eine Pipeline über die Alpen zur Raffinerie im Wallis gepumpt und hier zu Benzin, Kerosin, Diesel, Heizöl, Schweröl und Flüssiggas verarbeitet.

Die Schweizer Filmwochenschau berichtete am 14. Juni 1963: «Zahlreich waren die Bedenken gewesen, die dem Unternehmen im Wege standen. Man fürchtete negative Auswirkungen auf Luft und Wasser, auf Wein- und Obstkulturen und auf die nahen Ferienorte. Doch schlussendlich hatten die Walliser Behörden eingewilligt und das grosse Werk, das 1000 Arbeiter beschäftigt, wuchs in aller Eile aus dem Boden.»

Die Raffinerie in Betrieb im Sommer 2004.
Die Raffinerie in Betrieb im Sommer 2004. Kurz zuvor hat sich die Bevölkerung über Rauch und Lärm beschwert. SRF-SWI

Wie sich später herausstellen sollte, waren die Umweltbedenken nicht unbegründet. Die Raffinerie sorgte immer wieder für Umweltskandale. 2008 etwa flossen über 150’000 Liter Benzin aus der Raffinerie in die Rhone und verschmutzten das Grundwasser. Die Walliser Regierung drohte Tamoil im Verlaufe der Jahre mehrmals mit dem Entzug der Betriebslizenz.

2015 verkündete Tamoil die Schliessung der Raffinerie. Der internationale Preisdruck sei zu gross, lautete die Begründung. Über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren ihre Arbeitsplätze.

Seit dem Sommer 2021 wird die Industrieanlage rückgebaut. Damit verschwinden 90 Kilometer Rohrleitungen, 30’000 Tonnen Stahl und über 50 Tanks mit einer Kapazität von rund 200 Olympischen Schwimmbecken. Der letzte Tank wurde vor wenigen Monaten demontiert. Bis sämtliche Spuren verschwunden sind, wird es allerdings noch bis Ende 2025 dauern.

Seit 2015 ist die Tamoil-Raffinerie geschlossen, nun finden Rückbauarbeiten statt.
Seit 2015 ist die Tamoil-Raffinerie geschlossen, nun finden Rückbauarbeiten statt. Dieser Bagger riss Anfang 2023 den letzten verbleibenden Tank ab. SRF-SWI

Dann aber wird eine Fläche von 150 Hektar zur Verfügung stehen, auf der Neues entstehen soll. 120 Hektar gehören Tamoil, 30 Hektar der Gemeinde Collombey-Muraz und gemeinsam wollen sie das in sich geschlossene Industriegebiet in ein offenes Wirtschaftsviertel umwandeln, in dem es sich gut leben und arbeiten lasse.

Mit dem Rückbau der Raffinerie geht indes auch ein wichtiges Kapitel Walliser Industriegeschichte zu Ende.

Karte mit Standort der Raffinerie Collombay im Südwesten der Schweiz
SRF-SWI

Ort: Collombey-Muraz VS

Baujahr: 1960–1963

Zweck: Die Erdölraffinerie wird vom italienischen Energiekonzern Eni errichtet. Die Produktion beträgt rund 2,7 Millionen Tonnen Erdölprodukte pro Jahr. 1990 übernimmt Tamoil, ein Unternehmen der libysch kontrollierten Oilinvest-Gruppe, die Raffinerie.

Verlassen seit: 2015 stellt die Raffinerie den Betrieb ein. Seit 2021 wird die Anlage zurückgebaut.

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