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UBS streicht weltweit 10’000 Stellen

UBS-Boss Sergio Ermotti weist die Investmentbanker mit dem drastischen Stellenabbau in die Schranken. Keystone

Die Schweizer Grossbank UBS zieht sich weitgehend aus dem Investmentbanking zurück und streicht in den nächsten drei Jahren rund 10'000 Stellen. In der Schweiz verlieren 2500 UBS-Mitarbeiter ihren Job.

In den Schweizer UBS-Filialen sind neben den Investmentbankern auch Informatiker aus den IT-Abteilungen betroffen, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Die grössten Kahlschläge finden aber in den Zentren New York, London und Singapur statt.

Ziel sei es, die grösste Schweizer Bank «fit für die Zukunft» zu machen, erklärte Konzernchef Sergio Ermotti am Dienstag. Neben den Folgen der Finanzkrise und der Euro-Schuldenkrise hat die Verschärfung staatlicher regulatorischer Vorgaben laut UBS das Umfeld des Investmentgeschäfts erheblich verändert. Darauf reagiere die Bank. «Für die UBS besteht die Möglichkeit, gestärkt aus diesem Prozess herauszukommen», so Ermotti weiter.

Der Investmentbereich der grössten Schweizer Bank hatte nicht zuletzt durch einen in London wegen Betrugs angeklagten UBS-Banker Milliardenverluste erlitten. Der bisherige Co-Chef der Investmentsparte und dessen einstiger Vorgesetzter, Carsten Kengeter, verlässt die Geschäftsleitung, wie die Bank mitteilte. Dadurch wird Andrea Orcel, ein Vertrauter Ermottis, alleiniger Chef der künftig deutlich verkleinerten Investmentsparte.

Zerstückelt 

Das bisher auf zwei Mrd. Franken ausgelegte Sparprogramm der Grossbank wird um 3,4 Mrd. Franken erhöht, hiess es. Bis 2015 sollen die Kosten damit um insgesamt 5,4 Mrd. Franken sinken.

Mit der drastischen Einschränkung sollen nicht nur Kosten gespart, sondern auch Risiken minimiert werden. Das Investmentbanking wird sich in Zukunft auf Aktien, Devisen und Edelmetalle sowie Beratung konzentrieren. Die Bilanzrisiken sollen in der Sparte auf 70 Mrd. Franken mehr als halbiert werden.

Die Bank werde nicht länger wesentlich in Bereichen tätig sein, «in denen die risikobereinigten Renditen ihre Kapitalkosten nicht nachhaltig decken», schrieben Konzernchef Sergio Ermotti und UBS-Präsident Axel Weber an die Aktionäre. Insgesamt sollen die Bilanzrisiken (RWA) gemäss Basel III bis Ende 2017 unter 200 Mrd. Franken fallen.

Beruhigung an die Aktionäre 

Das Geschäft mit Anleihen und Zinsprodukten will UBS ganz aufgeben, um die Bilanzrisiken zu reduzieren und rasch die neuen höheren Eigenkapitalquoten von Basel III zu erreichen. An ihre Aktionäre will die Bank mittelfristig 50% des Gewinns ausschütten.

Die UBS beschäftigt derzeit knapp 64’000 Personen. Das Investmentbanking brockte der Bank im dritten Quartal des laufenden Jahres einen Milliardenverlust ein.

Die UBS hatte in der US-Hypothekenkrise 50 Mrd. Franken verloren. In der Folge baute sie um die 20’000 Vollzeitstellen auf heute 63’500 ab.

Personalverband sieht Qualität gefährdet

Der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) hat sich besorgt über die angekündigten Stellenabbau bei der UBS geäussert. Er verlangt von der Grossbank, jede Kündigung genau abzuwägen, denn der Erhalt der Fachkräfte spiele für die Zukunftsfähigkeit der Banken eine zentrale Rolle.

So genannte «Optimierungsmassnahmen» seien in den vergangenen Tagen bereits eingeleitet worden, schreibt der Verband in einer Reaktion. Davon seien viele IT-Angestellte betroffen.

Diese Entlassungen und Verlagerungen bezeichnet die Arbeitnehmervertretung als fragwürdig. Sie seien risikoreich und untergrüben das «Swissness-Qualitätssiegel», von dem die Reputation der Banken ganz wesentlich profitiere.

Der Verband begrüsst zwar den Umbau des kapitalintensiven Investment-Bankings grundsätzlich. Die Redimensionierung müsse aber mit dem «grösstmöglichen Respekt» gegenüber den Mitarbeitenden geschehen.

Der Strategiewechsel werde über drei Jahre hinweg umgesetzt. Diese Zeit sei zu nutzen, um den Angestellten ihre Arbeitsplätze zu sichern. «Schliesslich steht die UBS gegenüber der Schweizer Gesellschaft, die vor vier Jahren das Überleben der Bank ermöglicht hat, in einer besonderen Verantwortung», schreibt der Personalverband.

Branche wird nachziehen

Branchenkenner gehen davon aus, dass die UBS mit ihrer Ankündigung vom Dienstag im Investment Banking einer Bewegung voranschreitet. In der Branche dürften weltweit 15% aller Stellen gestrichen werden.

Die Banken hätten mit ihren Entlassungen erst die Hälfte des Weges zurückgelegt, glaubt etwa Meredith Whitney, eine unabhängige Bankenanalystin aus den USA, die den Finanzkollaps 2007 vorausgesagt hatte.

Whitney rechnet damit, dass allein die US-Investmentbanken zwischen 50’000 und 100’000 Stellen streichen werden. Letztes Jahr waren in der Sparte in den USA bereits 75’000 Stellen verloren gegangen.

Ein Teil davon ging auf die Spätfolgen der Finanzkrise von 2007 zurück, die zu Zwangsübernahmen von maroden Banken wie den Lehman Brothers geführte hatte.

Die beiden grossen Schweizer Universalbanken (Banken, die alle Geschäftsbereiche im Finanzwesen anbieten)bekamen die Finanzkrise massiv zu spüren.

Credit Suisse verbrannte sich zwar die Finger, konnte das Schlimmste aber abwenden, da sie die Warnsignale früher erkannte als ihre Rivalin.

Die UBS hingegen wurde von den Banken in Europa am härtesten getroffen. Sie musste Abschreibungen von über 50 Milliarden Dollar vornehmen.

Der Bundesrat und der Nationalrat mussten ihr 2008 finanziell unter die Arme greifen.

Das Fiasko führte dazu, dass viele Schweizer Politiker, Medien sowie die Öffentlichkeit die geplante Ausweitung des Investment Bankings nach der Krise unter Beschuss nahmen.

Laut Beobachtern wurde die traditionelle Schweizer Vermögens-Verwaltung von einer neuen Art aggressiven anglosächsischen Bankings verdrängt.   

Die Vermögen der beiden Banken haben sich in den letzten 12 Monaten leicht verbessert. Schlechte Ergebnisse im Investment Banking haben die Erholung der Banken aber gebremst.

Als Folge davon kündigten die zwei Grossbanken dieses Jahr einen geplanten Abbau von insgesamt 7000 Stellen an.

Multinationale Banken wurden von den ungelösten Schuldenkrisen in Europa und in den USA hart getroffen.

Die Schweizer Banken leiden zusätzlich unter der der Frankenstärke.

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