Die Schweizerin für den Frieden in Myanmar
Christine Schraner Burgener: Die Schweiz hat eine neue Spitzendiplomatin. Die UNO beruft die Bernerin bei der Suche nach Frieden in Myanmar zur UNO-Sonderbeauftragten. Bewiesen hat sie bisher zwei Dinge: Sie bringt Gegner an denselben Tisch – und Lösungen ins Ziel.
Die 53-jährige Bernerin kennt die Gegend und die Mentalitäten in Südostasien. Sie war 2009 bis 2015 Botschafterin in Bangkok. In Arbeitsplatzteilung mit ihrem Mann war sie von 2009 bis 2012 für Thailand zuständig und er für KambodschaExterner Link, Laos Externer Linkund Myanmar Externer Link– bis 2012 eine eigene Schweizer Botschaft in Myanmar geöffnet wurde, an der ihr Mann Botschafter war.
Schraner Burgener engagierte sich in Thailand nach der Zuspitzung des Konflikts zwischen der Bevölkerungsmehrheit und dem von den Militärs vertretenen Eliten und dem Königshaus. Bei diesen Unruhen zwischen «Rothemden» und «Gelbhemden» bot sie auf eigene Initiative, aber mit dem Segen Berns, die guten Dienste der Schweiz an, um bei der Aufklärung von Todesfällen zu helfen. Erstmals überhaupt brachte sie so 2013 Vertreter von Opfern und Regierung an einen Tisch, wie sie der Zeitung «Sonntagsblick» später erzählte. Die Vertrautheit mit Südostasien und ihre Vermittlerrolle überzeugten nun die UNO-Führung.
Geschickte Vermittlerin
International auf den Plan trat die Diplomatin schon früher: Sie leitete die Schweizer Delegation bei den Verhandlungen, die letztlich zum weltweiten Streubombenverbot führten. Dies bezeichnete sie gegenüber dem «Sonntagsblick» denn auch als ihren grössten diplomatischen Erfolg: «Die Staatengemeinschaft hatte die Schweiz gebeten, die Verhandlungen zu leiten. Ich hatte als Co-Leiterin freie Hand, aber nur zwei Wochen Zeit.»
Gegenwärtig ist Schraner Burgener Externer LinkSchweizer Botschafterin in Berlin. Sehr engagiert zeigte sie sich auch stets in Sachen Gleichstellung. Seit 25 Jahren nutzte sie viele Stellschrauben, um mehr Chancengleichheit in der einst sehr männerdominierten Diplomatie zu erreichen – ohne viel Lärm, aber mit Nachdruck. In Bern drängte sie bereits Anfang der 90er-Jahre auf die Einsetzung einer Gleichstellungsbeauftragten. Sie kämpfte für die Möglichkeit der Teilzeitarbeit und des Job-Sharings und praktizierte dieses selbst mit ihrem Mann nicht nur in Thailand, sondern bereits in Bern und Dublin.
Auswegloser ethnischer Konflikt
Schraner Burgeners neuer Posten ist enorm herausfordernd. Der Konflikt zwischen der noch immer stark vom Militär geprägten burmesischen Regierung und der muslimischen Minderheit der Rohingya ist längst nicht beigelegt. 700’000 Verfolgte flüchteten ins Ausland. UNO-Chef Antonio Guterres bezeichnet das Vorgehen Myanmars als ethnische Säuberung.
Die UNO ist im Myanmar-Konflikt ähnlich gelähmt wie in Syrien. China, unterstützt von Russland, verhindert ein energisches Vorgehen gegen die burmesische Regierung und die Streitkräfte. Die neue Schweizer Sonderbeauftragte wird sich als Brückenbauerin beweisen müssen.
Christine Schraner Burgener
Geboren 1963 im Kanton Bern. Sie verbrachte ihre ersten 10 Lebensjahre in Tokio und kehrte 1973 in die Schweiz zurück.
Studium der Rechtswissenschaften in Zürich von 1983 bis 1988.
1991 trat sie in den diplomatischen Dienst im EDA ein. Von 1993 bis 1997 war sie stellvertretende Chefin in der Sektion Menschenrechte.
Von 1997 bis 2001 teilte sie sich in Dublin die Stelle des Botschaftsrates mit ihrem Mann.
Von 2001 bis 2003 war sie im EDA Chefin der Sektion Menschenrechtspolitik.
2009 wurde Schraner Burgener Schweizer Botschafterin in Bangkok, von 2009 bis 2012 erneut gemeinsam mit ihrem Mann. Christine Schraner war für Thailand zuständig, er für Kambodscha, Laos und Myanmar. Die beiden praktizierten damit das erste Jobsharing auf Botschafterebene.
Seit 2015 ist die die erste Schweizer Botschafterin in Berlin.
Christine Schraner Burgener ist verheiratet mit dem Diplomanten Christoph Burgener. Das Paar hat zwei Kinder.
Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch, Japanisch
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