Besuch der Expo Astana 2017
Astana beherbergt dieses Jahr die Expo 2017. In Europa wurde nicht viel über die "kleine Schwester" der Expo Mailand 2015 gesprochen, wo auch die Schweiz präsent ist. Eine Stippvisite an der Weltausstellung.
Die Hauptstadt von Kasachstan wurde als Gastland für die Expo 2017Externer Link ausgesucht. Die Stadt zeigt sich den Touristen, wenn diese vom internationalen Flughafen herkommen, vor allem mit dem Ausstellungsgelände von ihrer besten Seite. Als Tourist fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten, in einer «weit, weit entfernten Galaxis». Es ist nicht schwer zu erraten, warum die nationale Ausstellungshalle – eine riesige Kugel in der Mitte des Geländes – den Übernamen «Todesstern» bekommen hat, wie die Raumstation in Star Wars.
Doch die gewagten Gebäude, welche die Ausstellungshallen beherbergen, stehen dem Rest der futuristischen Stadt in nichts nach. Astana wurde 1998 auf Wunsch des Präsidenten Nursultan Nazarbaev zur Hauptstadt und ist fast so künstlich angelegt wie die Expo selbst.
Astana wächst soweit das Auge reicht. Wo man auch hinschaut, gibt es Baustellen. Dieser Bauboom scheint jedoch keinem realen Wohnbedürfnis der Bevölkerung zu entsprechen. In Astana leben zur Zeit 830’000 Personen, und die Stadt gleicht einem Kind, dem zu grosse Kleider angezogen wurden, in der Hoffnung, dass es einmal hineinwachse.
Die Kohärenz der Widersprüche
Aber zurück zur Expo. Das Thema dieses Jahr ist «Future Energy», die Energie der Zukunft. Der Entscheid, diese Weltausstellung in Kasachstan durchzuführen – dessen Reichtum aus Gas- und Ölvorkommen stammt –, mag seltsam erscheinen, vor allem aus Schweizer Sicht. Die Schweiz hat kürzlich beschlossen, die Atomkraftwerke in den nächsten Jahren auszuschalten. Aus Schweizer Sicht sind «Energien der Zukunft» vor allem erneuerbare Energien. Der Besuch der Expo 2017 zeigt, dass dies nicht für alle der Fall ist.
Während die Schweiz an ihrem StandExterner Link Pionierprojekte im Bereich Solarenergie zeigt oder vorführt, wie man eine Rösti auf «nachhaltige Art» zubereitet, stellt RusslandExterner Link schwimmende Atomkraftwerke zur Schau und präsentiert effiziente Methoden zur Gas- und Ölförderung in der Arktis.
So wie McDonalds an der Expo 2015 passend zum Thema «Den Planeten ernähren» präsent war, so findet man in Astana den Stand von Shell. In Mailand zeigten viele Länder ihre kulinarischen Spezialitäten.
Der kurze Besuch der Expo 2017 hinterlässt den Eindruck, dass die meisten Länder dieses Mal das Thema ernster nehmen, angefangen beim ausführlichen deutschen Pavillon bis zur phantasievollen österreichischen MaschineExterner Link, die dank den Bemühungen der Besucher zu Leben erwacht, oder die plakative Würdigung wissenschaftlicher Köpfe im italienischen PavillonExterner Link.
Die Expo, so wie auch in Mailand geschehen, bleibt ein grosser Vergnügungspark voller Widersprüche, allen voran der Verbrauch von so vielen Ressourcen und Elektrizität, um über das Thema Energiesparen zu sprechen… Dieses Modell von Ausstellungen ist nach Ansicht vieler eine unnütze Verschwendung, die alles beim Alten lässt.
Auf der anderen Seite ist es unbestritten, dass die echten Auswirkungen der Expo hinter den Kulissen stattfinden. Für junge Kasachen, die von der Schweiz und vielen anderen Ländern angestellt wurden, ist die Arbeitserfahrung in einem solch internationalen Umfeld einzigartig und wertvoll. Und während die Maskottchen vor den Besuchern tanzen, halten wichtige Delegationen formelle und informelle Treffen ab, die vielleicht die Saat für grössere Veränderungen im Gastland sein könnten.
Übertragung aus dem Italienischen: Sibilla Bondolfi
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