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UBS zieht wieder in den Kampf um reiche Amerikaner

Ein Mann mit Handy steht auf dem Gehsteig vor einer UBS-Filiale in den USA.
Die UBS ist überzeugt, dass sie mit ihrem globalen Netzwerk und ihren internationalen Produkten amerikanische Kunden von Morgan Stanley, JPMorgan und Goldman Sachs abwerben kann. Keystone

Die UBS setzt ihre Karten wieder auf Superreiche aus den USA: Fast ein Jahrzehnt nachdem das US-Justizministerium die Schweizer Grossbank wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung zu einer 780-Millionen-Dollar-Busse verdonnert hat, stellt die UBS superreiche Amerikaner in den Mittelpunkt ihrer neuen Wachstumsstrategie.

CEO Sergio Ermotti wird seine überarbeiteten Pläne für die grösste Schweizer Bank mit Blick auf die nächsten Jahre am Investorentag vom Donnerstag vorstellen. Die Bank wollte die Pläne nicht im Vorfeld kommentieren.

Mehrere mit der Sache betrauten Personen sagen, dass die UBS Dutzende von hochkarätigen Kundenberatern von US-Konkurrenten abwerben wolle. Die Bank hoffe, dass die Berater ihre gut situierten Kunden mitbringen würden.

Die Bank wird auch bekannt geben, dass sie den Markt für reiche Amerikaner, die in Hongkong und Singapur leben, wieder betreten will. Diese Kunden sollen von einer in Hongkong neu aufgebauten Einheit betreut werden.

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UBS glaubt an sicheres Umfeld

Die Ausrichtung nach den USA erfolgt neun Jahre nachdem das US-Justizministerium die Schweizer Banken gezwungen hat, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und dem Schweizer Bankgeheimnis einen fatalen Schlag versetzt hat. In der Folge mieden viele Schweizer Banken insbesondere im Ausland wohnende US-Kunden.

Die UBS glaubt, dass die jüngsten regulatorischen Änderungen ein sicheres Umfeld für die Wiederaufnahme des Geschäfts mit US-Kunden geschaffen haben. Mit dem 2014 in Kraft getretenen FATCA-Abkommen erhalten US-Behörden automatisch Informationen über Bankkonten von US-Bürgern in der Schweiz. Obwohl von den Banken als belastend kritisiert, hat das unilaterale Abkommen auch das Risiko von regulatorischen Problemen reduziert.

Fusion der Vermögensverwaltungs-Aktivitäten

Ermotti hatte die Pläne letzten Monat an einer Finanzchef-Konferenz in London angedeutet. Dabei bezog er sich auf die Fusion der US-amerikanischen und internationalen Vermögensverwaltungsaktivitäten zu einer einzigen Einheit mit 2400 Milliarden US-Dollar an investierten Vermögenswerten.

«Wir finden uns auf Seite der Angreifer», sagte Ermotti. Wegen allem, was vor zehn Jahren passiert sei, mache die UBS im Moment keine Geschäfte mit US-Kunden im Ausland. «Mit den beiden Divisionen zusammen können wir den Pool von US-Personen angreifen, die sich in Asien oder in Europa befinden. Das ist ein Geschäft, wie es de facto von US-Banken betrieben wird … das muss ausgenutzt werden.»

Bisher sahen Anleger kaum Beweise für die Vorteile – der Aktienkurs der UBS liegt 20% unter dem Vorjahreswert – und das Management der Bank steht unter Druck, die Vorteile der Fusion vorzuweisen.

Es winken hohe Vergütungen

Die Bank hat grosse Hürden zu überwinden, sowohl in den USA, als auch in der US-Diaspora. Während die UBS der viertgrösste Vermögensverwalter in den USA ist, stammen im Geschäft mit Vermögenden nur 10% der verwalteten Vermögen von sogenannten «Ultra»-Kunden ab, also Privatpersonen mit mehr als 100 Millionen Schweizer Franken Vermögen – im Vergleich zu mehr als einem Drittel in der übrigen Welt.

Wenn es die UBS schafft, sich durchzusetzen, winken hohe Vergütungen. In einem kürzlich von der Financial Times veröffentlichten Bericht schätzt die Bank, dass es 14’200 US-Bürger mit mehr als 100 Millionen und weitere 700 Bürger mit mehr als 1 Milliarde Schweizer Franken gibt.

Die Stärkung des Vermögenssegments könnte auch der angeschlagenen US-Investmentbank helfen, die an der Wall Street hinterherhinkt und deren Leistung die Führungskräfte «unglaublich enttäuscht» hat, wie die Financial Times im Januar berichtete. Im vergangenen Monat wurde bekannt, dass Investmentbank-Chef Andrea Orcel die UBS verlässt und die Führung der spanischen Santander-Gruppe übernehmen wird.

Erinnerungen an Diamanten in Zahnpastatuben

Der Schritt zum Wiederaufbau des Geschäfts mit wohlhabenden Amerikanern wird für die Bank mit unangenehmen Erinnerungen verbunden sein: Bradley Birkenfeld, der ehemalige UBS-Privatbankier in Genf, hatte darüber geplaudert, wie er US-Kunden bei der Steuerhinterziehung behilflich war – so habe er für seine Kunden gar Diamanten in Zahnpastatuben geschmuggelt.

Das war ein Tiefpunkt für den Schweizer Bankensektor, der einst als sicherer Standort für die Reichen der Welt gegolten hatte, um ihr Vermögen heimlich zu lagern. Seither haben die Banken des Landes in den USA mehr als 5,5 Milliarden Dollar an Strafen für Steuerhinterziehung bezahlt.

Die UBS ist nicht die einzige Schweizer Bank, die sich in jüngster Zeit wieder verstärkt um US-Kunden bemüht. So hat beispielsweise die Bank Vontobel mit Sitz in Zürich am letzten Freitag eine strategische Partnerschaft angekündigt, um in den USA Privatkunden des Genfer Konkurrenten Lobmard Odier zu beraten.

Urheberrecht The Financial Times Limited 2018

(Übertragung aus dem Englischen: Kathrin Ammann)

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