Wie Sie trotz Zensur an Informationen kommen
China, Russland, Iran und andere Diktaturen und autoritäre Regierungen blockieren den Zugang zum freien Internet stetig stärker und nutzen das Netz, um Daten zu sammeln. Dieser Guide erklärt, wie Sie Online-Zensur umgehen und sich dabei im Internet schützen können.
Das chinesische Angebot von SWI swissinfo.ch ist auf Festland-China schon lange unerreichbar und seit kurzem ist die russischsprachige Seite in Russland nicht mehr zugänglich. Die folgenden Tipps sollen freien Zugang zu unseren Inhalten ermöglichen, unabhängig davon, wo Sie sich gerade befinden.
Wie man auf gesperrte Websites zugreift: Proxy-Server und VPNs
Früher waren statische Proxyserver die Lösung: IP-Adressen, die den Internetverkehr weiterleiteten. Doch inzwischen sind viele Zensurbehörden auf solche Proxys aufmerksam geworden und haben sie gesperrt.
Stattdessen können VPNs (Virtual Private Networks) verwendet werden. Ein VPN ist eine verschlüsselte Tunnelverbindung zu einem Server, möglicherweise in einem anderen Land, die verbirgt, was im Tunnel passiert.
VPNs können den Zugang zum Internet aus einem zensierten Gebiet ermöglichen, sind aber nicht komplett sicher. Obwohl sie nicht in den Tunnel sehen können, können die Zensurbehörden VPNs erkennen und wissen, wer sie betreibt. Vielerorts sind sie illegal.
Surfen mit Tor
Eine weitere Möglichkeit ist der Tor-BrowserExterner Link, der auf der Website des Tor-Projekts zum Download bereitsteht. Tor ist wie die Zwiebel in seinem Logo schichtweise aufgebaut und verbindet die Nutzer:innen über eine Reihe von Umwegen, die Tor-Knoten, mit dem Internet. Jeder Knoten legt eine Verschlüsselungsschicht über das Verhalten des Browsers, so dass er auch für andere Tor-Knoten undurchdringbar ist.
Alle normalen Webseiten können über Tor aufgerufen werden, der Grad an Anonymität variiert aber. Der Webseiten-Betreiber kann weder die IP-Adresse des Browsers noch andere Identifikationsmerkmale feststellen, weil Tor den Zugriff auf diese Informationen blockiert.
Um die Zensur zu umgehen, hat Tor sogenannte «pluggable transports» entwickelt. Diese verschleiern die Art des Internetverkehrs, so dass das Surfen im Internet zum Beispiel wie eine E-Mail oder eine Videokonferenz aussieht.
Manchmal können Zensurbehörden «pluggable transports» ausschalten, indem sie prüfen, wie der Server auf ihren eigenen Verkehr reagiert. Reagiert der Server nicht wie erwartet auf den Datenverkehr, der an ihn gesendet wird, weil «pluggable transports» verwendet werden, können die Behörden die Verbindung unterbrechen. Wenn ein solcher Datenverkehr erkannt wird, wird er normalerweise abgewürgt und blockiert. Es ist jedoch dann auch möglich, dass die Behörden den Nutzer:innen näher unter die Lupe nehmen.
Das Surfen mit Tor kann etwas weniger komfortabler sein als mit einem Standardbrowser, weil er keine Einstellungen oder Passwörter speichert. Einige Webseiten oder Organisationen verbieten auch den Datenverkehr aus dem Tor-Netzwerk, weil sie es für unsicher halten. Die Akzeptanz nimmt im Allgemeinen aber zu.
Brücken bauen
Um aus einem Land mit Zensur auf Tor zuzugreifen, brauchen Sie eine sogenannte «Brücke». Brücken helfen Nutzer:innen, trotz Zensurblockaden in das Tor-Netzwerk zu gelangen. Alle Tor-Nutzer:innen können über den eigenen Rechner Anderen eine Brücke zur Verfügung stellen. Wenn Menschen in Ländern mit freiem Internetzugang dies tun, können sie Menschen in Ländern mit Zensur mehr Möglichkeiten geben, auf das Tor-Netzwerk zuzugreifen.
Um Zensur bei Tor zu vermeiden, müssen Sie die richtigen Browsereinstellungen verwenden. Während der Installation von Tor fragt der Firefox-Browser einmalig, ob Sie sich in einem Land mit Zensur befinden. Wenn Sie dies bestätigen, wird der Plugin-Transport automatisch geladen.
Es ist auch möglich, über die bestehenden Browsereinstellungen in Tor «pluggable transports» herunterzuladen. Die Brücken werden ebenfalls geladen, und der Tor-Browser sucht selbständig nach aktuellen Brücken.
Nutzer:innen in Ländern ohne Zensur werden von Tor gefragt, ob sie eine Brücke zur Verfügung stellen wollen. Dies kann einen kleinen Einfluss auf die Internetgeschwindigkeit haben.
Es gibt auch ein Projekt namens Snowflake, das es allen Nutzer:innen mit normalen Chrome- oder Firefox-Browsern ermöglicht, eine Brücke ohne Tor zu erstellen. Die Snowflake-Brücke existiert nur so lange, wie jemand surft. Dann ist sie nicht mehr erkennbar.
Sichere Messenger
Messaging-Angebote wie Whatsapp oder der Facebook Messenger sind weit verbreitet, aber die Daten sind möglicherweise nicht sicher. Eine Alternative ist die kostenlose App namens SignalExterner Link, deren offener Quellcode es Expert:innen ermöglicht, die Sicherheit regelmässig zu kontrollieren.
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Dieser Artikel wurde von einem Leitfaden zur InternetzensurExterner Link adaptiert, den die Deutsche Welle veröffentlicht hat.
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