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Die Schweiz profitiert am meisten vom EU-Binnenmarkt

Schweizer und Europaflagge vorn an einer Staatskarosse
Obwohl die Schweiz nicht Mitglied der EU ist, profitiert sie stark von deren Binnenmarkt. © Keystone / Peter Klaunzer

Der Binnenmarkt ist Europas "Wohlstandsmotor". Das ist das Ergebnis der Studie einer deutschen Stiftung. Am meisten davon profitiert allerdings ein Nicht-EU-Land – die Schweiz.

840 Euro mehr Einkommen pro Jahr. Das bringt die Mitgliedschaft eines Landes in der grössten Wirtschaftszone der Welt jeder einzelnen Person, die in einem EU-Mitgliedstaat oder einem der drei Länder der Europäischen Freihandelsassoziation (Schweiz, Island und Norwegen) lebt, im Durchschnitt.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bertelsmann StiftungExterner Link. Sie wurde am Vorabend des EU-Sondergipfels im rumänischen Sibiu und zwei Wochen vor den Europawahlen publiziert.

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Gemäss der Studie ist die Schweiz – mit der EU durch eine Reihe von bilateralen Abkommen verbunden – jenes Land, das am meisten vom Binnenmarkt profitiert: Schweizerinnen und Schweizer verdienen deswegen im Durchschnitt 2914 Euro mehr pro Jahr. An zweiter Stelle liegt Luxemburg (2834 Euro), gefolgt von Irland (1894 Euro) und den skandinavischen Ländern.

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Die Resultate der drei Spitzenreiter Schweiz, Luxemburg und Irland erklären sich die Autoren mit «dem hohen Produktivitätsniveau in Verbindung mit einer niedrigen Bevölkerungszahl und dem hohen Grad an Offenheit dieser Volkswirtschaften». Generell sind die Einkommenssteigerungen in Ländern mit einer gewichtigen Exportorientierung und einer starken Industrie höher.

Die Grenzen der Studie

Die Autoren der Studie selber relativieren die Resultate ihrer Forschung allerdings: «Unser Modell basiert auf Annahmen, die andere potenziell relevante Faktoren wie Investitionen und Wachstum ausser Acht lassen», schreiben sie.

Ausserdem zeigten die berechneten Durchschnittswerte nicht, wie die durch den Binnenmarkt erzielten Gewinne verteilt werden.

Es sei möglich, dass selbst in den Regionen und Staaten, die am meisten dazugewinnen, nur eine kleine Minderheit davon profitieren werde.

Besonders positive Auswirkungen auf diese Volkswirtschaften haben die Abschaffung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen. Dadurch nehme der Handel zu, und es gebe mehr Wettbewerb, was sich positiv auf Produktion und Preise auswirke.

Es überrascht nicht, dass der Binnenmarkt für die Schweiz ein Gewinn ist. Schliesslich steht die Eidgenossenschaft (zusammen mit Belgien und Irland) an der Spitze des EU-Binnenmarkt-IntegrationsindexesExterner Link.

Die Autoren der Studie schätzen, dass der 1993 eingeführte Binnenmarkt das Einkommen der europäischen Bürgerinnen und Bürger um 420 Milliarden Euro pro Jahr erhöht. In absoluten Zahlen profitiert Deutschland mit 86 Mrd. Euro davon am meisten, gefolgt von Frankreich (69), Grossbritannien (50) und Italien (46).

Regionale Unterschiede

Die Studie betrachtete nicht nur die Mitgliedstaaten der EU, sondern auch die europäischen Regionen. Auch unter dieser Betrachtungsweise gehören viele Schweizer Regionen zu den «Gewinnern». So befinden sich nicht weniger als sieben der zehn europäischen Regionen, die am meisten vom Binnenmarkt profitieren, in der Schweiz. Darunter Zürich (mit 3592 Euro an erster Stelle) und das Tessin (mit 3238 Euro an zweiter Stelle).

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Die Ergebnisse – so die Autoren der Studie – zeigten deutlich, dass «Regionen, die dem Zentrum näher stehn, mehr profitieren als periphere». Besonders ausgeprägt sind diese Unterschiede in den italienischen und britischen Regionen.

In ihren Schlussfolgerungen halten die Autoren der Studie fest: «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Binnenmarkt differenzierte Trends des Produktivitätswachstums zwischen den Regionen verstärken und so zu einer Zunahme der regionalen Disparitäten beitragen kann.»

Trotz dieser regionalen Unterschiede sei der Binnenmarkt jedoch «der grösste Wohlstandsmotor», so Aart de Geus, Präsident der Bertelsmann Stiftung. «Nicht alle profitieren in gleichem Mass davon, aber alle gewinnen etwas.»

(Übertragung aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)

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